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Aus Angra Pequena.

Auch nach den neuen Kolonie'n,
Angrapequenawärts zu ziehen;

Kaum kamen sie nach Afrika,

So waren schon drei Löwen da.

Die gleich, gefräßig, wie die meisten.
Die Künstlerbrüder gern verspeisten.
Jedoch die Kunst und das Genie
Sind über allezeit dem Vieh!

So oft im Sprung der Löwe naht.
Springt über ihn der Akrobat —
Salto mortale - eins — zwei — drei.
Bis todniüd' von der Springexei
Der Löwe sich von dannen trollt.

Zu einem Klumpen festgerollt.

Legt sich im Nu der Kautschukmann,

So daß der Löw' nicht finden kann -
Trotz aller Kenntniß der Natur -
Von einem Menschen mehr die Spur,

Und weil er so 'was nicht versteht.

Verdutzt und stumm nach Hause geht.

Der Clown, der Dritte, aber macht
So dummes Zeug, daß todt sich lacht
Der Löwe schon nach kurzer Frist. -
lind wer da fragt, ob's möglich ist.

Und ob es wirklich so gescheh'n.

Mag selber nach Pequena geh'n.

Vielleicht - - wenn nicht die Künstler — doch
Sieht dort er die drei Löwen noch!

Der schla nc Flickschneider.

Zu den ärgerlichsten Dingen, die einem Hausbesitzer das Lebeir
sauer machen, gehört das „Rücken" — eine moderne technische Be-
zeichnung für das nächtliche Ausziehen einer Partei, welche den
Miethzins schuldig bleibt und dem Hausherrn durch heimliche Ent-
fernung des Mobiliars überdies sein Pfandrecht entzieht.

Dem Privatier Steinmann, der als siebenfacher Hausbesitzer
siebenmal so viel Verdruß hatte als Jemand, der nur ein Haus
sein eigen nennt, war gesteckt worden, daß ein armer Flickschneider,
der mit acht Kindern in einem der sieben Häuser wohnte, in der
kommenden Nacht „rücken" lvollc,

„Dem will ich einen Riegel vorschieben", denkt Herr Steinmann
und beauftragt einen alten Taglöhner, die Nacht über vor dem
Hause, in welchem der Flickschneider wohnt, zu Wachen, Um dem
alten Manne die Nachtwache erträglicher zu machen, läßt er dem-
selben eine Bank vor die Thüre stellen. Da kann er wenigstens
sitzend die Nacht zubringen.

Die Straßen sind menschenleer gelvorden, die Laternen brennen
und der alte Taglöhner sitzt auf seinem Posten, Es regt sich nichts.

„Ei", denkt sich der alte Mann, „Du könntest noch ein Gläschen
Schnaps zu dir nehmen — die Nacht ist lang, und wenn sie beim
Schneider rücken wollen, müssen sie doch erst das Mobiliar aufladen;

bis dahin Hab' ich mein
Schnäpschen längst getrun-
ken !" Mit diesen Erwägungen
geht der Wächter in eine in
der Nähe gelegene Schenke
und nimmt ein Glas Korn-
branntwein zu sich — viel-
leicht sind's auch zwei oder
drei geworden. Kaum ist er
wieder auf seinen Posten
zurückgekehrt, so hört er einen
Wagen anfahren, der fünf bis
sechs Häuser weiter oben in
der Straße hält, und im
Schimmer der Laternen sieht
er, daß auf den Wagen
Mobilien aller Art hoch aus
geladen werden. Im Hause,
vor dem die Bank steht, rührt sich aber nicht das Mindeste und
deßhalb läßt er auch die Leute, die ihn nichts angehen, ruhig ziehen.
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der schaue Flickschneider"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum (normiert)
1885 - 1885
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 83.1885, Nr. 2085, S. 10

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Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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