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Schneller im Bann.

auf dem Schachbrett — und rauchte er mit Verlaub sein
Maserpfeiflein, der hochwürdige Ganser aber that von
Zeit zu Zeit einen guten Griff in seine große Schnupf-
tabaksdose. führte eine tapfere Prise ad nasum parro-
ohialem, schlenztc nach vorne oder rückwärts merklich mit den
Fingern, that dann gelegentlich das eine Aeuglein ganz frumm-
listig zusammen und fragte:

„Nun. Schneller, habet Ihr heute wiederumb in meinem
Fischwasser geangelet und nichts gefang—Heu? Geschiehet
Euch von Gotts wegen ganz mit Recht, weil Ihr Euch wieder
an fremdem Gute vergreifen wollt—het!"

Der Schneller drauf: „Hochwürdiger. >vann ich nichts
fang', ist Müh' und Zorn Straf' genug — und dcrwisch' ich
etliche Stuck, schndct's Euch nicht. Ihr habt des Einkommens
mehr, als ich!"

Antwortete der Ganser das eine Mal: „Ihr redet Euch
wieder höchest sophistico modo hinaus, als wäre den» meine
Habe nicht so fast mein, sonderen aber pro liatione auch
Eu — her! Will heißen: Ihr ihn- hct alle Zeit, als sei die
ganze Schöpfung nur dad'r. daß Ihr Jedwedes alsowoll in
Besitz nehmen dürfed. als jedweder And—Here."

Der Schneller: „So soll's auch sein! Das hat in Rom
schon der Ca tili uns gesagt, und Lykurgikus und Aceno-
krates haben cs i» ihrer Weis' keineswegs contradixirt! Wetter,
schaut in die ganze Herodotianische Welthistoria oder in
den Livium. und zum Serres oder wen Ihr wollt — hat
Jeder so viel erobert als er können hat! Also ist's — imd
j was es da bei uns Gesetze gibt, die seind alle nicht recht!

Denn cs steht da in denen Schriften, die Ihr wohl kennt, un-
! verkenntlich auch, „cs fei Alles unter Brüdern communaliter."

Draus der Ganser: „Jetzund schweige Er mit seinen
Namen und Gesetz—hen. wie sic nach Seinem Kopf—he sein
sollten! Er weiß von denen Nomini- und Legibus'fen mehr

nicht, als ein Maulthier oder aber gar Elephant—he vom Harpfen-

gespiell! Und alljetzo lasset uns im „Karten" weiter und fürder
fahren. Ob Ihr dann gewinnhet oder verlört. Ihr sollt heute
wieder etwas Gutes zu Euerer Kat hi heimbtragen. sintemal
etliche Schweiusribbelein in der Sulz übrig geblieben seind!"

Nun da schwieg der Schneller und trug später das
Geschenkte vergnügt heim. So ihm aber etliche Zeit laug nichts
derlei extradirt wurde, kam er stets zornig nach Hause, wetterte

auf den hochwürdigen Pfarrer — und was an Groll noch
übrig blieb, ging am nächsten Morgen an den Schulrangen
aus. was die Tatzen betraf, oder die Haare, wenn er
Einen d'ran erwischte. Dann eilte er fort, wieder in's „Fisch-
wasser" hinein — und oft ohne Wasserstiefel, sondern daß
er nur sein Bcingewand hoch bis über die Kniec nufstülptc.
Fing er was. that er dann ein „Juhu" — wenn nichts,
lästerte er. wie gesagt, auf die Fische. Dann heim — und
Abends wieder zum Ganser. Da hielten sie's dann gleich
auf mit „Landsknechten". „Schachspiel", „Maserpfeiflein" und
„Tabaksdose". Und wer zumeist gewann, das war der
Schneller, so daß er dachte, es müßte so sein. —

Aber es kam dann ein paar mal anders, und über eine
Woche so. daß er 5 Kreuzer verloren hatte.

Drüber ward er ganz süchtig, spielte stets heftiger und
dampfte im Eifer stets heftiger, mittlerweile der Ganser ganz
listigfrumm lächelte, mit km einen Aug' zwinkerte, stets heftiger
schnupfte und Trumpf um Trumpf machte, also daß der Schneller
noch 2 Kreuzer verlor. Auf dies ward der ganz rabiat, warf
die Karten ans den Tisch und ries: „Das Unglück geht mir
zu weit — ich mag nimmer, da habt Ihr das blutige Geld
auch noch!"

Erhob sich der Pfar-
rer. sah. halber Höhe
über den Tisch >vcg. ganz
starr ans ihn und fuhr
heraus: „Ha. Er waget
Soliches? Wie und was?

Das will ich mir in
Zukunft verbeten haben,
ansonst ich Ihme oc-
cassionaliter anders an-
komm —he! Weiß Er.
daß ein soliches Be-
nehmen contra omnem
respectum par -
rochialem gehet?

Das merk—het Er sich
in Seinem Capitolio,
drinnen Er vermeint,
als habe Er die Weis-
heit niit Löffeln gegessen,
und thu—het. als seien
Plato und Sokrates Seine Dutzkameraden gewesen!
Letzt vermeint Er gar noch, in „Theologicis" mitreden zu
können! Ich bin gewiß gut — aber aus seinen groben Klotzen
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schneller im Bann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Adamo, Albert
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 83.1885, Nr. 2090, S. 50
 
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