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Schneller im Bann.

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gehör—het ein grober Keil! Er Dummer, sage ich. Er ver-

diente, daß Er-! Aber ich habe es nicht mit Rach—he,

sondern christlicher Vergeb — hung und Frieden — will
demnach Euere sämmtlich anher schuldig gewordenen 7 Kreuzer
gnädigst mit Nichten! Da habet Ihr sie wieder, und jetzund
spielen tvir ans dein „Schachbrette"! Da sehet zu—he, daß
ich Euch nicht lviederurnb ans das Haupt schlage, und habt
dann keine Ausrede auf's Glück, sintemalen bei dem Schach-
gespiell nur aus den scharpse Verstand, respective In tei-
le ctum et spiritum rectum ankomm—het!"

Nun, da schob der Schneller sein Geld mit „Gelt's
Gott" lvicder ein, zündete sein Pfeiflein, das ausgegaugen
war, neu au, spielten daun Beide Schach, und wurde der Eifer
beiderseits stets größer. Anbei der Ganser immer öfter schnupfte,
der Schneller aber immer heftiger dampfte, also daß sein
Gegcnpart oft zur Mäßigung mahnte. Was aber nichts half.
Weshalb Jener mit einem Mal, und so rasch, als cs sein
Corpus erlaubte, sich wieder erhob, mit der vollen Hand ans
den Tisch schlug, daß schier alle Figurae umfielen, und losbrach:

„Wie und was! Ich sollte mich etwa von Seinem Tabaks-
dampfc totaliter erblenden lassen? Glaubt man, ich druckete
zu solicher Verwegenheit auch das Auge zu, Ivie cs magna-
nimiter geschieht, wenn man in meinem Fisch Wasser
anglet? Sage ich, quod non! Er Undankbarer, dem ich
mehr und oftermals Schweinsribbelein ausgeantwortet und
setznnd seine 7 Kreuzer erlassen habe! Sage ich, für heute
ist es mit sümmtlichem Gespielt aus — und wenn man morgen
lvicder komm—het, lasset Er Sein Pfeiflein zu Hause, und Id
est mit allem Rauchwerk—he ex et ad finem! Ich habe es
Ihm ohnedem nur „cum Grano Salis“ conccdirt, nicht
aber daß man dessen Mißbrauch macht und mir schier das ganze
Augenlicht ausbrenn—het — ha, ich bin dieses Schmauchens
satt." Rief der Schneller: „Und ich Eueres Schnupf-

tabaks, der mir in die Augen kommt, so oft Ihr mit den
Fingern schlenzt — oder daß Euch gar ein Tröpflcin von der
hochwürdigen Nas' auf's Schachbrett fallt, das ärgert wieder
mich!" — Der Ganser: „So? Wie, >vas? Seind das
auch Worte gegen Eueren oberen Herren? Bitte Er ab, sage
ich, denn cs hänget iibcr Seinem hochmüthigen Oapitoiio das
damokletische Schwert meines höchsten Untoill — hcns an
einem Haar—he. Wie, was, so? Ihr wollet nicht depreciren?
Also dann, wenn Ihr wieder in meinem Fi sch wasser anglet,
werdet Ihr beim Landgerichte verklagt, fischet, wo Ihr sonsten
lvolltet —"

Der Schneller: „So? Mir auch recht, jetzt fisch' ich,
wo ich will, und könnt schau'n, wer mit Euch „Landsknecht"
und „Schach" spielt —"

Der Ganser: „Ha, Ihr trntzct immer mehr? Ihr
Ihr — wisset Ihr, daß Ihr von mir in „Bann"
gethan scided?"

Der Schneller: „So?! Jetzt schaut, wer Schul halt',
ha saprainentus tonerious Pantaleon Circus maximus —
Wetter Granaten Bomb' heiliges Donnerwetter •—!"

Und auf und fort, sein Käpplein draußen schief auf den
Kopf geschlagen und heim und der Kathi zugerufen, was
geschehen sei. Da ward sie ganz schreckenblaß.

Der Ganser aber mittlerweil zur Anastasia: „Dieser
Keck—he! Ist wohl wahr, diese Schullehrer seiend Alle rausch-
bvldig und vermeinend, sie sei—hen Wunderwas — aber dieser
Schnell —her ist dennoch der allerürgist Hochnaus und Ver-
wegcnstc! Sage ich: „Ich verbiet—he Ihm mein „Fisch-
wasser!", rufet er: „Ist schon recht" und lachet darzue -
und rufet: „Er halt' die Schul' nimmer!"

Die Anastasia: „Ja wenn er ganz verzlveifclt ist!

Hab' ja gehört, daß Ihr ihn in „Bann" 'than habt!"

(Fortsetzung folgt.)

Bcschlcnnigte Kur.

Kurgast: „Ich schau' gut aus für
einen Patienten! Das verdank' ich wieder
meinem Arzt, der mir eindrücklich empfohlen
hat, daß ich lieber mit dem Landvolk ver-
kehren soll, als mit den blasirten Städtern,
das sei viel zuträglicher für meine Nerven.

Ob die Keilerei, in die ich mit den
Bauern verwickelt tvordcn bin, zur Nerven-
starkung beitragt, weiß ich noch nicht bis
jetzt, aber das Gefühl Hab' ich, als wenn
ich mein' Rheumatismus verloren hütt'!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Beschlunigte Kur"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 83.1885, Nr. 2090, S. 51
 
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