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66

Schneller im Bann.

Eine Dorfgeschichte von Tr. Lrautmann.
(Schluß.)

Der Ganser: „Ja, daß Ihr daran wäret, mir meinen
Gock—Hel mit der Angelruthen aufzufischen? —"

„Ich bereu—he!"

„Und daß Ihr mir meinen „Schnauz—Hel", der da
kohlrabenschwarz von natura ist, ganz weiß mit Mehl
angestreuet habt, also daß wir über ein—he Stund' an ihmbc
geklopft und gebürst—het haben, bis daß er wiederumbh rein
und recht ward; frage ich?"

Der Schneller immer schneller: „Ich bereu—he!"

„Und daß Ihr ganz bockbeinig wahret und keine Schul'
gehalten habt —"

„Bereu—he!"

„Und daß Ihr mir mein ehrlich gewann—henes Geld,
seind sieben Kreuzer gewesen, hingeworfen —"

„Bereu—he, bereu—he!"

„Und daß Ihr mir meinen Schnupftabak verarget, auch
daß mir zeitweis' ein Tröpflein herabgefallen ist, mittlerweil'
Ihr mich auf das Aergiste pfeifleinweise an- und mir in
das Augenwerk gedampft habet —"

„Bereu—reu—he!"

„Also, wann Ihr Schelmbh das bereu—het, soll Euch
all dies verziehen und abgelassen sein — aber, was die Haupt-
sache ist, daß Ihr—he—Ihr auch befreit sein wolltet, frage
ich, wißt Ihr, von was?"

„Von dem Bann—he! Bereu—he, bereu—he, dcrlöset
mich!" Und wischte über die Augen.

Der Ganser in die Stube hinein zum Dilger: „Sehet
Ihr, hochwiirdiger Collega, was Haubtschelm und verschlagener
Gesell—he dieser weitberühmte Schneller ist! Thuet er, als
wisse er nicht, daß ich ihn nicht angedunnert habe: „Er ist
im Bann—he", sondern aber nur: „Ob er wisse, daß er
von mir d'rein gethan worden sei—he?" Was nicht ge-
wehsen ist und er auch nicht glaubet, weil ich das nicht zu
thun vermöcht—he! O, ich sage Euch, er verdienet seines aus-
bündigen Verstandes und großer Wissenschaft wegen größten
Ruhmes bis in die churfürstliche Haubtstadt — mehr aber seiner
argen Schelmberei halber!"

Und zum Schneller hinaus: „Also sei .es! Laufet
sonder Weil' um den Psarrhof herumb, daß Ihr zu uns herein-
komm—het . . . halt, sage ich, da wären unserer Eilfe, ist
eine ungerade Zahl, selb könnte Unglück bring—hen!"

Der Schneller draußen ganz schnell: „Das thuet nichts

— beim „Essen" und „Poculiren" zähl' ich für Zwei

— seind—he unser Zwölf—he!"

Der Ganser: „Also laufet, was Ihr könn—het, Ihr
Dunnersgesell—he, der Ihr mir meine Sprachweis—he nach-
spottet!"

Der Schneller: „Bereu—he!"

Der Ganser: „Also dann laufet —"

Der Schneller: „Was'weiten Weg lauf—hen! Ich
mache es kürz—her!"

Wie der Blitz war er durch's Fenster in der Stube und

rief: „Kreuz Blitz Ofen Bomb und Granaten, Periplaxus
Socrates Pantaleon — Kreuz Blitz Circus maximus, Hagel
Dunnerwetter Mordinstrument, Platzregen, Birnbaum, Holler-
strauch Tannenzapfen — das wär' eine Leidenszeit gewesen,
wann Einer im Bann war! Aber, schreibt Theophilus
minor, wie auch Simon von Tusculanium: -Marca di
andrapo nos horas menoticum! und Sophoklüus im zweiten
Buch auf Griechisch, aber daß man es auf deutsch vcrste—he:
Wann sich Ein—her vermißt und blaset seinem Ocbristen
Rauchwölklein in die Aeugelein, darf er sich nicht auf das
Tab als ch lenz—hen ansreden, oder daß etwa« ein Tröpflein
herabfallet! Ansonst könnte es sein, daß ihmbe der Schnabul rein
bleibset, wenn die Ander—hen Reissupp'n mit Hchndeln
speisen und was es weiter gibet! Wie denn auch Anaximan-
dros 8 9 schreibet: Peru nrnxos Elephantus Musiculus
generalibus! das heißt: Wann die Maus den Elephanten
tritt, thu—het es so viel nicht; wenn—he aber der Ele-
phant —he die Maus, istc es ein ganz and—heres Gespiel—he!"

Der Ganser: „Ihr Dunnerwetter, wollet mich imm—her
mit meiner Sprachweis ausuhtzen!"

Der Schneller: „Bereu—Heu—he! Hurrah, hoch
leb' Euer Hochwürden! Halt — ich theil' die Supp'n aus —
und wann's zum Ganstranchiren geht, bin ich der Scharf-
richter!"

Und zum Tisch hin, d'ran sein Stuhl schon bereit stand
und ausgetheilt und d'rauf losgelöffelt, und dazwischen perorirt.
Lateinisch, Griechisch und Chaldäisch, daß sich der
Dilger von München und die anderen Alle hoch gaudirten.
Und beim Kälbernen und den zwo gebratenen Gänsen
gab es dann eine ganze Schlacht, und beim Gugclhopf
mit der Weinbeerlbrüh that er wieder das Seine mit
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Schneller im Bann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Adamo, Albert
Entstehungsdatum
um 1885
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1890
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 83.1885, Nr. 2092, S. 66
 
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