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Minderst iindniß.
Diener (den Commercienrath Veilchenduft meldend): „Der Mercienrath Cohn ist
draußen!" — Bankier Goldberg (corrigirend): „Wie haißt Mercienrath Cohn —
Commercienrath! So ein Esel ist noch nicht dagewesen!" — Diener: „Ich hab'n
heut' auch zum ersten Mal' g'seh'n!"
Bevorzugung.
A: „Können Sic mir zwanzig Mark
leihen?" — B: „Ich leihe grund-
sätzlich kein Geld mehr aus; ich habe
zu böse Erfahrungen gemacht!" —
A: „Dann lassen Sie mich der Letzte
sein, der etwas von Ihnen bekommt!"
— B: „Der Letzte, der etwas von
mir bekommt? Nein, dazu sind wir
denn doch zu lange befreundet —
Sie sollen der Erste sein, der
nichts bekommt!"
Splitter.
Dein Wissen, Freund — ich staune
d'ruber —
Doch was Du nicht weißt, ist mir
noch lieber.
Manche Leute schwärmen nicht für
jene kleinen intimen Gesellschaften,
wo Geist und Witz zu Hause sind,
sondern mehr für die großen routs,
wo der Einzelne in der Masse ver-
schwindet, denn hier kann Jeder so
dumm sein, wie er will.
_ «. tj.
Die Geheimnisse des Schaffens.
Geehrte Redaction!
Ich stchc im Begriff, eine Novelle zu schreiben, die ich
gern in Ihrem Blatt sähe. Der Stoff ist folgender:
Anton.
(Eine wahre Geschichte.)
Anton hatte iin Gebirg eine Sennerin lieben gelernt und
sic geheirathet. Sie wohnten in der Sennhütte. Seine Leiden-
schaft kühlte sich aber schnell ab und vier Wochen nach der Geburt
eines Knaben entivich Anton nach Amerika.
Achtzehn Jahre waren verstrichen. Anton fühlte Gewissens-
bisse und kehrte eines Tages zurück. Auf dem steilen Abhang
vor der Hütte fand er einen achtzehnjährigen Burschen schlafend
liegen. Er betrachtete ihn näher, kein Zweifel — es war sein
Kind. Er warf sich neben ihm nieder und streichelte ihn. Dieser
erwachte. „Mein Sohn!" rief Anton. „„Was, Du bist der Schuft,
der meine Mutter verlassen hat!"" Und wüthend stürzte sich der
Sohn auf den Vater. Ein grauenhaftes Ringen begann — die
Kämpfer näherten sich dem Abhang-
So weit wäre ich. Soll ich nun den Sohn in den Ab-
grund stürzen lassen? Oder den Vater? Oder alle Beide?
Jede dieser Versionen hat etwas für sich, aber mir käme es
natürlich hauptsächlich darauf an, was Sie lieber hätten. Vielleicht
könnten Sie das Vorstehende abdrucken und die Leser abstimmen
lassen. Dem Beschluß der Majorität würde ich mich durchaus
fügen, resp. den Schluß danach vornehmen.
Hochachtungsvoll ergebenst
Alwin Reiletanz,
Schriftsteller.
Gerechter Zweifel.
„Die Cigarre riecht nicht so gut, als die, welche Sic mir
das letzte Mal gegeben haben!" — „Entschuldigen Sc — aber
kann Ich doch nicht stecken in jeder Cigarr'!" — „Ja
glauben Sie, daß sie dann besser riechen würde?!"
Minderst iindniß.
Diener (den Commercienrath Veilchenduft meldend): „Der Mercienrath Cohn ist
draußen!" — Bankier Goldberg (corrigirend): „Wie haißt Mercienrath Cohn —
Commercienrath! So ein Esel ist noch nicht dagewesen!" — Diener: „Ich hab'n
heut' auch zum ersten Mal' g'seh'n!"
Bevorzugung.
A: „Können Sic mir zwanzig Mark
leihen?" — B: „Ich leihe grund-
sätzlich kein Geld mehr aus; ich habe
zu böse Erfahrungen gemacht!" —
A: „Dann lassen Sie mich der Letzte
sein, der etwas von Ihnen bekommt!"
— B: „Der Letzte, der etwas von
mir bekommt? Nein, dazu sind wir
denn doch zu lange befreundet —
Sie sollen der Erste sein, der
nichts bekommt!"
Splitter.
Dein Wissen, Freund — ich staune
d'ruber —
Doch was Du nicht weißt, ist mir
noch lieber.
Manche Leute schwärmen nicht für
jene kleinen intimen Gesellschaften,
wo Geist und Witz zu Hause sind,
sondern mehr für die großen routs,
wo der Einzelne in der Masse ver-
schwindet, denn hier kann Jeder so
dumm sein, wie er will.
_ «. tj.
Die Geheimnisse des Schaffens.
Geehrte Redaction!
Ich stchc im Begriff, eine Novelle zu schreiben, die ich
gern in Ihrem Blatt sähe. Der Stoff ist folgender:
Anton.
(Eine wahre Geschichte.)
Anton hatte iin Gebirg eine Sennerin lieben gelernt und
sic geheirathet. Sie wohnten in der Sennhütte. Seine Leiden-
schaft kühlte sich aber schnell ab und vier Wochen nach der Geburt
eines Knaben entivich Anton nach Amerika.
Achtzehn Jahre waren verstrichen. Anton fühlte Gewissens-
bisse und kehrte eines Tages zurück. Auf dem steilen Abhang
vor der Hütte fand er einen achtzehnjährigen Burschen schlafend
liegen. Er betrachtete ihn näher, kein Zweifel — es war sein
Kind. Er warf sich neben ihm nieder und streichelte ihn. Dieser
erwachte. „Mein Sohn!" rief Anton. „„Was, Du bist der Schuft,
der meine Mutter verlassen hat!"" Und wüthend stürzte sich der
Sohn auf den Vater. Ein grauenhaftes Ringen begann — die
Kämpfer näherten sich dem Abhang-
So weit wäre ich. Soll ich nun den Sohn in den Ab-
grund stürzen lassen? Oder den Vater? Oder alle Beide?
Jede dieser Versionen hat etwas für sich, aber mir käme es
natürlich hauptsächlich darauf an, was Sie lieber hätten. Vielleicht
könnten Sie das Vorstehende abdrucken und die Leser abstimmen
lassen. Dem Beschluß der Majorität würde ich mich durchaus
fügen, resp. den Schluß danach vornehmen.
Hochachtungsvoll ergebenst
Alwin Reiletanz,
Schriftsteller.
Gerechter Zweifel.
„Die Cigarre riecht nicht so gut, als die, welche Sic mir
das letzte Mal gegeben haben!" — „Entschuldigen Sc — aber
kann Ich doch nicht stecken in jeder Cigarr'!" — „Ja
glauben Sie, daß sie dann besser riechen würde?!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mißverständnis"
"Gerechter Zweifel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)