Fliegende Blätter (86.1887 (Nr. 2162-2187))

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Preis des Bandes (26 Nummern) M (>*70* Bei direktem
Bezüge perKreuzband: fürDeutschland und Oesterreich
«/£7.50, für die anderen Länder des Weltpostvereins ^ 8.— ' 1-

Einzelne Nummer 30^.

Bd.

(Sitte NcKte für sämmtliche Slvtifcl und Jllustratioucn tiorMjattcn.)

Die Leb ensrettungs - Medaille.

ist eine bekannte That-
sache, daß ein großer
Theil der Menschheit
vorab das männliche
Geschlecht — sich ehr-
geizigen Bestrebungen
der verschiedensten Art
hingicbt, welche ge-
wöhnlich dem Berufe,
ja dem ganzen Wesen
des Strebenden gänzlich
ferne liegen. In ihren
Endzielen sind diese Bestrebungen meistens harmloser Natur,
stnden zuweilen ihre Erfüllung, oder enden als Burleske; nur
ölten entsteht eine düstere Schlußtragödic daraus.

Einer der verbreitetsten Auswüchse bürgerlichen Ehrgeizes
sst die Ordensmanie — auch der Bandtyphus oder das Medaittcn-
bebcr genannt. Die Zahl der mit der genannten Krankheit
Gehafteten ist viel größer, als man ahnt, indem jeder dieser
Patienten sein Leiden sorgsam verheimlicht, und nur dem Blitze
P's Zufalles ist es vergönnt, zuweilen die Nacht verschwiegener
Plane des Ordcnsjägers zu erhellen und denselben — bloß
»u stellen.

Auch mich hatte dieses Leiden ergriffen und ich will er-
^hlen, wie ich davon befreit wurde.

Ein leergähnendes Knopfloch war mir von jeher ein schreck-
liches Ding und stille Trauer befiel mich, so oft ich einen
Dckorirten erblickte. Jndeß waren meine Aussichten ans irgend

welchen Orden die denkbar ungünstigsten. Ich mochte meinen
Lebenslauf noch so gewissenhaft durchforschen, cs ließ sich durchaus
nichts darin anffinden, was des Dekorirens wcrth gewesen wäre.
Weder in militärischer, noch staatsmännischer Carriörc hatte ich
geglänzt — nicht einmal simpler Bezirksvorsteher oder Armenpfleger
war ich in meinem langen Leben gewesen. Das Trostlose dieser
Wahrnehmungen verschlimmerte jedoch meine Krankheit, statt sie
zu heben; ich ward immer erpichter auf die Erlangung eines
Ordens und beschloß, mich fortan mehr am „öffentlichen" Leben
zu betheiligen, um vielleicht auf diese Weise den leeren Kerker
meines Knopfloches mit einem „Adler" zu bevölkern.

Wenn man Geld genug hat, macht die Betheiligung am
öffentlichen Leben wenig Schwierigkeiten. Es ist hcntzntagc
immer „ctivas las". Fest- und Ziveckessen, Ausstellungen aller
Art, reichen sich die Hand; es vergeht keine Woche im Jahre,
>vo nicht wegen Etivas „getagt" wird bis in die späte Nacht
hinein. Ich betheiligte mich dabei ans das Heftigste, festordnete,
toastete, hielt Reden, was das Zeug hielt, mischte mich in Alles
hinein, um ans diese Weise als Fettauge ans die Festsnppc
obenauf zu kommen und bei einer allfälligen Ordensverleihung
mit abgeschöpft zu werden; umsonst, umsonst. Ich erreichte
nichts, als daß ich verschiedene Male von, nach dem gleichen
Ziele wie ich Strebenden unsanft auf die Seite gedrückt wurde.

Nach mehrjährigem, fruchtlosen Bemühen stand ich endlich
von meinen mannigfachen „Fahrten nach dem goldenen Vließe"
ab. Wehmuth beschlich meine Seele, wenn ich bedachte, daß
die „ordenslose, die schreckliche Zeit" nunmehr niemals bei mir
ein Ende, nehmen würde.

Da ich nicht mehr ans die „Adlerjagd" ging, blieben
endlich meine verzweiflungsvollen Gedanken an einer dekorativen
Auszeichnung haften, welche ich zcither ignorirt hatte. Zwar

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