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211

Regiments-Com mandcur

amüsirte sich köstlich über die Wunderlichkeiten des alten
bersten und war ihm nicht im Mindesten hinderlich in seinem
ielbstherrlichen Gebühren. Das Wunderlichste leistete der Oberst
JebocT) bei folgender Gelegenheit:

Der Prinz-Gouverneur und der Festnitgs-Commandant waren
Während einiger Sommermonate beurlaubt. Da Oberst von Beißer
Cl' älteste Stabsossicier der Garnison war, so versah derselbe während
°^>er Zeit die Commandantur-Geschäfte. Gerade kurz vorher war
zwischen dem Regiments-Commando tind der Commandantur eine
Aesze Fehde wegen einer Kasernen - Angelegenheit ansgebrochen.

Als

nun gleich in den ersten Tagen nach Uebernahme der Geschäfte

^ Oberst sich von dein Adjutanten der Kommandantur Vortrag

lallen ließ in seiner Eigenschaft als stellvertretender Fcstungs-Com-
Mandant, legte ihm derselbe ein Schreiben des Regiments-Com-
Mandos in der Kasernenfrage mit dem Bemerken vor, daß dieses
schreiben wohl nicht in dem Tone abgefaßt sei, wie es sich für ein
^agiments-Commando der Commandantur gegenüber passe. Der
^ barst war ganz der Ansicht des Adjutanten und befahl demselben,
Regiments einen Verweis zu crthcilcn und sich für die Folge
^»en derartigen, der Festungsbehörde gegenüber ganz ungehörigen
, an zu verbitten. Vor der Parole brachte der Adjutant das Schrift-
zur Unterschrift und expedirte es sofort zum Regiment.

Am nächsten Morgen überreichte der Regiments-Adjutant beim
Ertrag dem Obersten den schriftlichen Vertveis der Commandantur,
^bcr welchen der alte Herr nicht wenig erbost war — besonders als
ec Adjutant sich die Bemerkting erlaubte, daß die Commandantur
'"°hl kaum berechtigt sei, einem Regiments-Commando einen Verweis
iu ertheilen und noch dazu in einem so scharfen Tone. „Da haben
^'e vollkommen Recht, mein Lieber!" rief der Oberst aus, heftig
""ßpringend. „Ich werde mir das auch gewiß nicht gefallen lassen!
j^as bildet sich die Commandantur nur ein! Setzen Sie sich hin;
'ch werde Ihnen eine Antwort dictiren, welche dem Herrn Comman-
^nten wohl begreiflich machen wird, daß wir nicht die Leute sind,
W) so ruhig von ihm ansahren und rüffeln zu lassen!"

Diese Replik, von ihm unterzeichnet als Oberst und Regiments-
kommandeur, überreichte am folgenden Morgen der Commandantur-
^bjutaut mit sehr erregtem Gesichte und den Worten: „Noch niemals,
Herr Oberst, hat ein Regiment es sich erlaubt, eine derartige Zu-
Ichrift an die Commandantur zu schicken. Diese ist in jeder Festung
bje oberste Militärbehörde und die verschiedenen Truppcncommanövs
bud ihr daher subordinirt. Ein solches ganz unpassendes Schreiben
^ mithin ein Verstoß gegen die Subordination, der sicherlich nicht
""geahndet bliebe, wenn seine Excellenz der Herr General hier wäre;
" der Oberst iitdcß nur stellvertretender Commandant. . ."

„Was, nur stellvertretender Commandant!" schrie
er Oberst wüthend. „Ich glaube, Gott straf' mich, Sic wollen sich
^iig machen, Herr! Ich bin ebenso Mann's gemig, lute Seine
Accllenz, die Autorität der Commandantur zu wahren. Das merken
sich, Herr! Setzen Sie sich und schreiben Sie an das Regiments-
Kommando!" Rach einer kurzen Einleitung verhängte die Comman-
"Ntur über den Regiments-Commandeur wegen ungehörigen und
^rnstwidrigen Benehmens vierundzwanzig Stunden Stubenarrest,
^as merkwürdige Schriftstück war unterzeichnet: von Beißer, Oberst
u"') stellvertretender Commandant.

Gleich nach der Parole überreichte der Regiments-Adjutant
lAnem Obersten diesen originellen Commandantur-Befehl. Nach
"mlem Schelten und Fluchen bequemte sich der alte Herr auch dazu,
^'Uen Tag zu Hause zu bleiben, in gewissenhafter Beobachtung des
' bestes, den er über sich selbst verhängt.

und Festungs-Commandant.

Die beiden Anstifter dieser Geschichte, unser Regiments- und
der Commandantur-Adjntant, erhielten nach der Rückkehr des Prinzen
tind des Generals einen derben Verweis, während der Oberst bald
darauf als General seinen Abschied nahm.

E. von Barfns.

Unnöthige Befürchtung.

„Finden Sic nicht, daß meine Hosen gut gearbeitet sind?"
„Gewiß! Ich lasse aber meine Hosen nie so eng machen
— die Leute könnten sonst glauben, man wolle einen Officier
in Civil 'rausbeißen!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Regiments-Commandeur und Festungs-Commandant" "Unnöthige Befürchtung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Nagel, Ludwig von
Zopf, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 86.1887, Nr. 2186, S. 211
 
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