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Der Pastellmaler.
„Aber das sind ja ganz herrliche,
geistreiche Farbengedichte, an die besten
Schotten erinnernd, duftig wie die
Franzosen und doch wieder originell!"
rufen seine Freunde entzückt.
„Wollt Ihr mich zum Narren
haben?! Das ist doch eine entsetzliche
Schweinerei! Ich kenne ja nicht mehr
welches die Kuh, welches die Land-
schaft und welches das Portrait ist!"
schreit in größtem Jammer Schmiert.
„Das ist ja eben das Feine
daran", rufen begeistert die Maler, „die
höchste Auszeichnung ist Dir gewiß —
Du mußt unbedingt ausstellen!"-
Eine Woche darauf liest man in der
Zeitung: „Schmierl's herrliche Pastelle,
wahre Farbensymphonieen, die auf der
Höhe moderner Technik stehen,
sind wohl das Beste, das Schmierl's
reiches Künstlergenie je geschaffen; sie
wurden von der Jury mit Applaus
begrüßt und einstimmig mit der großen
goldenen Medaille prämiirt. Wie wir
eben hören, wurde der ganze Cyclus für
die Gemäldegallerie angekauft."
Ein Charakter.
Sie (zu ihrem Mann): „Du hast ja gesagt, Du willst nicht
mehr in's Wirthshaus gehen, richtest Dich aber doch zum Fortgehen
her!" — Er: „Ja, der Mann muß Selbstbeherrschung besitzen
und oft auch gegen seinen Willen etwas thun. Ich gehe daher !
trotz meines heftigen Widerwillens doch in's Wirthshaus!"
Starke Einbildung.
Hausfrau: „Nun, warum lassen Sie denn so lange auf sich
warten, Herr Baron?" — Geck: „Habe noch Toilette gemacht,
meine Gnädigste! . . Im Uebrigen famoser Geschmack, daß Sie
sich wegen meines Ausbleibens gelangweilt haben!"
Der Dresdner in Cuxhaven.
(Sächsisch.)
E^ee, nee, 's is nich mehr ganz dieselbe —
4?? Viel breeder is ihr scheener Leib;
Denn hier zeigt sich der Backfisch Elbe
Schon als ä ausgewachs'nes Weib.
Se is nich mehr, wie weider sidlich,
In enges Bedde eingeschniert,
Ach nee, se macht sich's hier gemithlich
Und dehnt sich aus ganz ungenirt.
Wunderbar.
Schneider (der bemerkt, wie einer seiner Schuldner hinfällt
und sich dabei die Beinkleider zerreißt): „Wunderbar, der fällt
hin. und mir zerreißen meine Hosen!"
Hier heert mcr nich dieselben Laude,
Wie dort in uns'rer scheenen Stadt,
In Bärne, Meißen, Cossebaude,
Denn hier ze Lande schbricht mer bladd.
Der Pastellmaler.
„Aber das sind ja ganz herrliche,
geistreiche Farbengedichte, an die besten
Schotten erinnernd, duftig wie die
Franzosen und doch wieder originell!"
rufen seine Freunde entzückt.
„Wollt Ihr mich zum Narren
haben?! Das ist doch eine entsetzliche
Schweinerei! Ich kenne ja nicht mehr
welches die Kuh, welches die Land-
schaft und welches das Portrait ist!"
schreit in größtem Jammer Schmiert.
„Das ist ja eben das Feine
daran", rufen begeistert die Maler, „die
höchste Auszeichnung ist Dir gewiß —
Du mußt unbedingt ausstellen!"-
Eine Woche darauf liest man in der
Zeitung: „Schmierl's herrliche Pastelle,
wahre Farbensymphonieen, die auf der
Höhe moderner Technik stehen,
sind wohl das Beste, das Schmierl's
reiches Künstlergenie je geschaffen; sie
wurden von der Jury mit Applaus
begrüßt und einstimmig mit der großen
goldenen Medaille prämiirt. Wie wir
eben hören, wurde der ganze Cyclus für
die Gemäldegallerie angekauft."
Ein Charakter.
Sie (zu ihrem Mann): „Du hast ja gesagt, Du willst nicht
mehr in's Wirthshaus gehen, richtest Dich aber doch zum Fortgehen
her!" — Er: „Ja, der Mann muß Selbstbeherrschung besitzen
und oft auch gegen seinen Willen etwas thun. Ich gehe daher !
trotz meines heftigen Widerwillens doch in's Wirthshaus!"
Starke Einbildung.
Hausfrau: „Nun, warum lassen Sie denn so lange auf sich
warten, Herr Baron?" — Geck: „Habe noch Toilette gemacht,
meine Gnädigste! . . Im Uebrigen famoser Geschmack, daß Sie
sich wegen meines Ausbleibens gelangweilt haben!"
Der Dresdner in Cuxhaven.
(Sächsisch.)
E^ee, nee, 's is nich mehr ganz dieselbe —
4?? Viel breeder is ihr scheener Leib;
Denn hier zeigt sich der Backfisch Elbe
Schon als ä ausgewachs'nes Weib.
Se is nich mehr, wie weider sidlich,
In enges Bedde eingeschniert,
Ach nee, se macht sich's hier gemithlich
Und dehnt sich aus ganz ungenirt.
Wunderbar.
Schneider (der bemerkt, wie einer seiner Schuldner hinfällt
und sich dabei die Beinkleider zerreißt): „Wunderbar, der fällt
hin. und mir zerreißen meine Hosen!"
Hier heert mcr nich dieselben Laude,
Wie dort in uns'rer scheenen Stadt,
In Bärne, Meißen, Cossebaude,
Denn hier ze Lande schbricht mer bladd.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Pastellmaler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1892
Entstehungsdatum (normiert)
1887 - 1897
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 96.1892, Nr. 2425, S. 26
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg