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Das Concert.
Und wenn ein Bändchen sich verrückt.
Hilft Eine hold der Andern, —
Wie Beider Blicke so entzückt
Durch den Concertsaal wandern!
An Herren heften sie sich nie —
Nein, sittsam nur an Damen,
Tie modisch angethan wie sie
Zum Kunstgenüsse kamen.
Jetzt wogt so hell der Geigen Chor —
Sie aber schau'n nnd schauen,
Sie lassen, scheint es, statt durch's Ohr,
Sich durch den Blick erbauen.
Und hinter ihnen sitzt allein
Ein Mädchen — ach, ich wette —
Es dankt den Platz auf diesen Reih'n
Nur einem Freibillete.
Dann fährt man heim in raschem Trab.
Mamachen fragt: „Wie war es?"
Und Eine: „An Toiletten gab
Es heute wenig Rares!"
Die And're aber: „O, ich bitt'!
Wo hast Du hingesehen?
Der Gräfin Cora Taillenschnitt,
Mir wird er prächtig stehen!"
Das Mädchen aber regt sich nicht,
Es weiß nichts von den andern,
Es meint in hellster Sonnen Licht
Den Himmel zu durchwandern.
Jetzt neigt den Stab der Dirigent,
Und von dem Beifallsschalle,
Der stürmisch rings umher entbrannt,
Erbebt die weite Halle.
Der schönen Schwestern kleine Hand
Im hellen Lederkleide
Klatscht maßvoll mit der Finger Rand
Dann rauscht der Röcke Seide.
Nun stehn sie, bis der Diener bringt
Die Mäntel und Baschlike;
Es grüßt der Herr, die Dame winkt,
Man wechselt Wort' und Blicke.
Nach Haus' ging auch die schlichte Maid,
Weit außerhalb des Thores,
Allein, doch sicher im Geleit
Des vollsten Engelchores.
Daheim der Vater zärtlich rief:
„Woher so spät, Elise?"
Da drang ihr's aus der Seele tief:
„G'rad aus dem Paradiese!" ®. e.
Jung ist cs wie das Schwesternpaar,
Sonst gleicht es dem mit Nichten,
Mit seinem glattgekämmten Haar
Und seinem Kleid, dem schlichten.
Das schwere Kinn — schön ist es nicht —
Sank ans die Brust hernieder,
Kein Band den dünnen Hals umflicht,
Kein Spänglcin schmückt das Mieder.
Bald blickt das Auge — das ist groß —
Jn's Blau mit feuchtem Scheinen,
Bald still hernieder in den Schooß,
Wo sich die Hände einen.
Wenn sich die Schwestern zierlich dreh'n
Und ihren Fächer brauchen,
Fühlt es der Straußenfedern Weh'n
Sich in das Antlitz hauchen.
der Lieutenant — „das ist ja ganz unvorschriftsmäßig und Unter-
offizierstuch!" — „Der Herr Hauptmann hat die Uniform selbst
gemacht!" erwidert Müller. (Der Herr Hauptmann war nämlich
in seinem Civilverhältniß Schneider.)
„Als Gemeiner dürfen Sie aber kein Unteroffizierstuch
tragen", bcmerft der Lieutenant, der schließlich die schwierige Frage
dem Commandanten der Bürgerwehr, dem Herrn Major vorträgt.
Lange geht dieser, seinen grauen Schnurrbart drehend, auf und ab!
dann macht er plötzlich Halt und spricht zu seinem Adjutanten:
„Ter Gemeine Müller ist zum Unteroffizier befördert!"
„Kellner, das soll ein Rindsbraten mit Champig-
nons sein?! Das ist 'ne Lederhose mit Knöpfen!"
Aus der guten, alten Zeit.
Zur Zeit der alten Bürgerwehr stellt sich ein junger Mann,
Namens Müller, der eben in das dienstpflichtige Alter getreten war,
am bestimmten Tage in seiner neuen eigenen Uniform zum Dienst.
„Warum haben Sie denn so ein feines Tuch genommen?" meint
_n
Das Concert.
Und wenn ein Bändchen sich verrückt.
Hilft Eine hold der Andern, —
Wie Beider Blicke so entzückt
Durch den Concertsaal wandern!
An Herren heften sie sich nie —
Nein, sittsam nur an Damen,
Tie modisch angethan wie sie
Zum Kunstgenüsse kamen.
Jetzt wogt so hell der Geigen Chor —
Sie aber schau'n nnd schauen,
Sie lassen, scheint es, statt durch's Ohr,
Sich durch den Blick erbauen.
Und hinter ihnen sitzt allein
Ein Mädchen — ach, ich wette —
Es dankt den Platz auf diesen Reih'n
Nur einem Freibillete.
Dann fährt man heim in raschem Trab.
Mamachen fragt: „Wie war es?"
Und Eine: „An Toiletten gab
Es heute wenig Rares!"
Die And're aber: „O, ich bitt'!
Wo hast Du hingesehen?
Der Gräfin Cora Taillenschnitt,
Mir wird er prächtig stehen!"
Das Mädchen aber regt sich nicht,
Es weiß nichts von den andern,
Es meint in hellster Sonnen Licht
Den Himmel zu durchwandern.
Jetzt neigt den Stab der Dirigent,
Und von dem Beifallsschalle,
Der stürmisch rings umher entbrannt,
Erbebt die weite Halle.
Der schönen Schwestern kleine Hand
Im hellen Lederkleide
Klatscht maßvoll mit der Finger Rand
Dann rauscht der Röcke Seide.
Nun stehn sie, bis der Diener bringt
Die Mäntel und Baschlike;
Es grüßt der Herr, die Dame winkt,
Man wechselt Wort' und Blicke.
Nach Haus' ging auch die schlichte Maid,
Weit außerhalb des Thores,
Allein, doch sicher im Geleit
Des vollsten Engelchores.
Daheim der Vater zärtlich rief:
„Woher so spät, Elise?"
Da drang ihr's aus der Seele tief:
„G'rad aus dem Paradiese!" ®. e.
Jung ist cs wie das Schwesternpaar,
Sonst gleicht es dem mit Nichten,
Mit seinem glattgekämmten Haar
Und seinem Kleid, dem schlichten.
Das schwere Kinn — schön ist es nicht —
Sank ans die Brust hernieder,
Kein Band den dünnen Hals umflicht,
Kein Spänglcin schmückt das Mieder.
Bald blickt das Auge — das ist groß —
Jn's Blau mit feuchtem Scheinen,
Bald still hernieder in den Schooß,
Wo sich die Hände einen.
Wenn sich die Schwestern zierlich dreh'n
Und ihren Fächer brauchen,
Fühlt es der Straußenfedern Weh'n
Sich in das Antlitz hauchen.
der Lieutenant — „das ist ja ganz unvorschriftsmäßig und Unter-
offizierstuch!" — „Der Herr Hauptmann hat die Uniform selbst
gemacht!" erwidert Müller. (Der Herr Hauptmann war nämlich
in seinem Civilverhältniß Schneider.)
„Als Gemeiner dürfen Sie aber kein Unteroffizierstuch
tragen", bcmerft der Lieutenant, der schließlich die schwierige Frage
dem Commandanten der Bürgerwehr, dem Herrn Major vorträgt.
Lange geht dieser, seinen grauen Schnurrbart drehend, auf und ab!
dann macht er plötzlich Halt und spricht zu seinem Adjutanten:
„Ter Gemeine Müller ist zum Unteroffizier befördert!"
„Kellner, das soll ein Rindsbraten mit Champig-
nons sein?! Das ist 'ne Lederhose mit Knöpfen!"
Aus der guten, alten Zeit.
Zur Zeit der alten Bürgerwehr stellt sich ein junger Mann,
Namens Müller, der eben in das dienstpflichtige Alter getreten war,
am bestimmten Tage in seiner neuen eigenen Uniform zum Dienst.
„Warum haben Sie denn so ein feines Tuch genommen?" meint
_n
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein gutes Gericht"
"Aus der guten, alten Zeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1892 - 1892
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)