Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Honighändler und der Kadi.

210

Bis das letzte Glas erprobt war.

Dann erst ließ man mich von dannen.
Doch das Fliegenvolk, das läst'ge,

Halte sich schon augesammelt.

Gleich den Geiern auf dem Schlachtfeld
Stürzt es sich auf meine Töpfe
Und füllt sie mit rascher Eile. —

Auf dem Markt fand sich kein Käufer,
Denn die ekelhafte Brut
Hatt' die süße Frucht der Bienen
Jämmerlich zu Grund gerichtet.

Und so tret' ich, weiser Kadi,

Gegen Bagdads Wächter auf,

Sie beschuld'gend, daß durch Frevel
Meine Waar' verdorben ward.

Mir den Schaden zu ersetzen,

Lad' sie vor den Richterstuhl!"

Also sprach der Honighändler.

Und der kluge Richter Bagdads,

Der bekannt als scharfer Denker,

Legt die Stirn' in ernste Falten;

Doch dann huscht ein schlaues Lächeln
lieber seine Züge hin.

„Dieser Fall", sprach er mit Würde,
„Dürfte bald entschieden sein:

Nicht die Wächter, lieber Kläger,

Sind's, die Deine Waar' geschädigt —
Tenn sie thaten ihre Pflicht und Schuldigkeit -
Nein, die Fliegen, diese Räuber,

Haben Dich so ausgeplündert!

Gegen diese freche Horde
Muß mein Urtheil sich erstrecken:

Kraft Gesetz erlaub' ich Dir,

Diese Bande, wo nur irgend anzutressen,
Jederzeit mit allen Mitteln
Zu verfolgen und zu tödten!"

Ganz bestürzt hört unser Moslem
Diesen sonderbaren Spruch,

Der wie Spott und Hohn ihm dünket
Auf sein ernstes Klagbegehr.

Will sich schon mit bösen Worten
Von dem Richterstuhl entfernen.

„Gnäd'ger Richter", sagt er jetzt listig,
„Ich bewund're Deine Weisheit,

Die so rasch mir Sühne schuf.

Doch um ein's möcht' ich Dich bitten:

Gib Dein Urtheil mir auch schriftlich,
Schwarz auf Weiß, so hat man's gern!
Dann kann ich die Jagd beginnen,
Allerorts zu jeder Zeit."

Gern willfahret ihm der Kadi.

Datum, Siegel und sein Name
Prangten bald aus Pergament;

So des Richters Weisheit kündend
Allen Gläubigen im Land.

Sieh', schon hat's der Kläger schriftlich,
Da geschah 'was Unerhörtes:

Auf des Richters Wangen schlugen


Zwei gewalt'ge Fäuste ein.

Und der Moslem war der Thäter.
Voller Wuth sprang auf der Kadi,
Nach den Schergendienern rufend:
„Räud'ger Hund, was fällt Dir ein?!
An den Galgen mit dem Wicht!"

Doch gelassen sprach der Kläger:
„Gnäd'ger Richter, mäßige Dich!

Was ich that, war nur die Folge
Deines weisen Urtheilsspruchs,

Den ich hier in Händen halte.

Auf den Wangen des Herrn Kadi
Sah ich mehrere Fliegen sitzen,

Drei von der verfluchten Bande,

Die ich kraft verbriefter Rechte
Allerorts und jeder Zeit
Verfolgen, schlagen, morden darf, —
Dies Ivar hier der erste Fall.

Es geschah nach Deinem Willen!"
Sprachs' und ließ den Kadi sitzen.

_ Ad Maier

Curort Schwefelbad.

Unser weltberühmter Curort liegt 0,4 Meter über dem Meeresspiegel. Der
Mangel jeglicher Communicationen und das Vorhandensein unzugänglicher Schluchten
bietet Gewähr für vollständige, erquickende Einsamkeit der Curgäste. Die Heilquelle
enthält, nach Professor vr. Schnabel, in IM Gewichtstheilcn 100 Perzent Wasser,
ist daher zum Trinken und Baden vollkommen unschädlich.

Die hohen Hotel- und Lebensmittelpreise im Cnrorte, sowie in der Umgebung
schlitzen die P. T. Curgäste vor Magenleiden und allzu langem, entnervenden Cur-
gebrauch. Gastrische Leiden sind hierorts unbekannt, da alle Speisen und Getränke
möglichst substanzenlos sind. Eine renommirte Curkapelle zwingt die Gäste zu täg-
lichen, weiten Spaziergängen. Die Einladung zum Besuche unserer Anstalt machen
ergebenst Dr. Lang, Dr. Weile, Curärzte.

Schlagende Widerlegung.

„Ich finde es unerklärlich, daß mich
meine College» alle für einen Hasenfuß
halten. Bon der ganzen Sippschaft hat doch
Keiner die Courage gehabt, meine
Alte zu heirathen — als wie Ich!"

Annonce.

Ein verheiratheter Mann, der in Amerika
eine Schwiegermutter hat, sucht eine Stelle
als Cassier. _

Ein sonderbarer Thiersrcund.

Dame: „Sind Sie auch ein Thier-
freund? Lieben Sie die Thiere des Wal
des?" — Herr: „O gewiß! Ich esse z. B.
Hasenbraten leidenschaftlich gern!"

Unverbesserlich.

„Heute Hab' ich beschlossen, ein anderer
Mensch zu werden! Donnerwetter, das
ist ja eine famose causa bibeiuli!"

Jaja!

„Das macht mir Keiner nach!
sagte der aufgeblasene Frosch und ^
platzte. _

Höhere Kunst.

Das Wortgepräng ist oftmals Dunst
Und Schall und Wind zu nennen;

Was Hilst auch Redekunst, |

Wenn wir nicht schweigen können?!

Kindlich.

„Liebe Mama, zu Deinem Namens-
tag wünsch' ich Dir.." - „AberKnw,
Du bist ja noch gar nicht angezogen
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Honighändler und der Kadi" "Unverbesserlich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Graetz, Theodor
Vogel, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1892 - 1892
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 96.1892, Nr. 2446, S. 210
 
Annotationen