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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0095
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Fundangaben zu Abb. 50/51

Sitzende Frauenfigur auf profiliertem Podest, mit baldachinförmig
vorgezogener Hals- und Schulterpartie über gesäulten Gliedmaßen;
mandelförmige Augen, geöffneter Mund mit wulstförmigen Lippen,
lange, geflochtene (?) Haartracht, Gürtel aus rhombenförmigen
Materialteilen und Armreife.
Nach U. Willerding wohl aus Feldahorn (acer campestre) zunächst
abgedreht (leicht exzentrische Lochmarken auf Schädel und Podest-
boden), dann geschnitzt.
H. insgesamt 12,2 cm; Podest L. 3,3 x Br. 2,5 x H. 1,8 cm. Reste
farbiger Fassung nicht vorhanden. Durchgehender Spaltriß auf der
linken Körperseite. Privatbesitz H.-G. Tesmar, Braunschweig.
Nach Angaben der Finder 1973 geborgen auf dem Boden einer
rechteckigen, bruchsteingemauerten Kloake im Bereich südlich vor
dem Neustadtrathaus, westlich neben dem ehern. Gewandhaus, ver-
mutlich auf einer Parzelle der „Höhe“.
Datierung: um 1300 — aufgrund der angegebenen, teilweise über-
prüfbaren keramischen Fundvergesellschaftung, der Fundlage und
des Bautyps der Kloake.
Kommentar
Der Figurentyp ist im mittelalterlichen Fundgut bisher
vereinzelt vertreten (vgl. Falk 1982, 55 ff., Abb. 3:9).
Erkennbar sind in der Verwendung des Podestes bzw.

in der Haartracht formale Bezüge zur grotesken mit-
telalterlichen Dämonenwelt der Bauplastik. Die ver-
wendete Holzart deutet auf eine zeitgenössische, ört-
liche (?) Herstellung.
Fundangaben zu Farbtaf. 12

Mitte re.: Maigelein; flacher Becher mit formgeblasenem optischen
Kreuzrippenmuster. Leicht konischer Gefäßkörper, kegelförmig
hochgestochener Boden, saubere Heftnarbe; verwärmter Lippen-
rand. Dunkelgraugrüne Glasmasse, vereinzelte Bläschen; aus Scher-
ben zusammengesetzt und ergänzt.
H. 5,9 cm; Wst. 2 mm. FNr. 78:3/233.1, St. 14, oberhalb Kalk-
schicht.
Kommentar
Parallelfunde, darunter auch solche mit konvexer Wan-
dung, sind u.a. aus Göttingen {Schütte 1976, Abb. 6,
8 u. 9), Lübeck {Neugebauer 1965, Abb. 2-4, 17) und
Köln {Klesse 1963, Abb. 67—69; Th. Dexel 1983, Abb.
59) bekannt geworden. Aufgrund der Fundvergesell-
schaftung und der dendrochronologischen, schichtge-


Abb. 50/51 Stadtgrabung 10, Anthropomorphe Figur, Feldahorn (?); 14. Jh., Höhe 12,2 cm. (Aus Privat besitz).

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