bundenen Datierungshinweise aus der Kloake (vgl.
Tab. 9, S. 56, unter G 108: 1435 ± 6) ist für das
Braunschweiger Stück eine Datierung in das spätere
15. Jh. festzulegen.
Re. außen: Berkebeker; auf niedrigem, konischen Gefäßunterteil
unterhalb dünner, rundstabiger Fadenauflage vierzehn ovale Nup-
pen, umlaufend in zwei horizontal versetzten Reihen; nach oben
gezogener, geperlter Abriß (Froschfingernuppen). Glattes, stark
konisch ausladendes hohes Gefäßoberteil mit verwärmtem Lippen-
rand; hellblau-grünliche Glasmasse; in Scherben gut erhalten, teil-
weise ergänzt.
H. 11, 2 cm; Dm. der Nuppen 2-2,5 cm. FNr. 78:3/948, St. 49.
Kommentar
Vergleichsfunde {Rademacher 1963, Taf. 37 c—d; Klesse
1963, Abb. 87; Bremen 1964, Abb. 137, 143) werden in
die 1. Hälfte des lö.Jhs. datiert. Nach der Braun-
schweiger Fundvergesellschaftung mit Jacoba-Kan-
nen ist ein Datierungsansatz schon Ende 15. Jh. gege-
ben.
Zu Füßchenschale (li. außen) und Apothekerflasche/
Urinal (Mitte li.) vgl. Fundangaben zu Abb. 52:1 u.
53:2 der Stgr. 12.
11
UB IX / 77:8 / Ecke Kannengießerstraße\Schild, auf dem
Gehweg / -.
Befunderhebung auf 10 m2 vom 5. bis 7.12. 1977.
Im Außenbereich östlich der Brüdernkirche konnten'
Tiefbauarbeiten vor dem Chor archäologisch verwer-
tet werden. Ein 4 m breites Eckprofil ließ sich bis auf
die Höhe der Sediment- bzw. Faulschlammschichten
der „Rennelbergbach-Niederung“ abtiefen.
In die sandige Aufschüttung der hochmittelalterlichen
Landgewinnungsmaßnahme hinein sind im 14./15. Jh.
Gruben zur Abfallbeseitigung angelegt worden. Im
Dokumentationsbereich wurden in Überschneidungen
drei Abfallgruben erfaßt, die vor allem zahlreiche
Scherben der jüngeren grauen Irdenware und spät-
mittelalterlichen glasierten Irdenware enthielten.
12
UB VII/78:2 / Nickelnkulk 12-19 (1944) / Fl. 1, Fist.
428/1; Fl. 16, Fist. 349/4, 113 u.a. / ass. 1241-1248 /
Nickerkulk (1304).
Fundbergung auf 1900 m2 vom 3. bis 15.1. 1978.
Mit Unterstützung des Hochbauamtes konnten auf
acht Parzellen trotz winterlicher Witterung und hohem
Grundwasserstand örtliche Befunde hinsichtlich der
mittelalterlichen parzellengebundenen Trinkwasser-
versorgung und Fäkal- wie Abfallentsorgung erhoben
und ein qualitativ herausragender Hohlglaskomplex
geborgen werden.
Zwölf Kloaken und Fäkalgruben, darunter nach pri-
märer Verwendung drei Daubenbrunnen (vgl. Typ
IV a, Abb. 21 u. 23, S. 50 u. 52) sowie ein Schachtbrun-
nen und mehrere schichtgebundene Fundkonzentra-
tionen (u.a. Ofenkacheln) wurden untersucht.
Bei dem Schachtbrunnen handelte es sich um einen
runden Steinbau, dessen spätmittelalterliche untere
Partie in Trockenbauweise aus Buntsand- und Kalk-
bruchsteinen errichtet worden war (Variante zu Bau-
typ III); hingegen bestand der neuzeitlich reparierte
obere Teil der Röhre aus Formsteinen (Typ VII, vgl.
Stgr. 63). Die Anlage auf ass. 1248 (nach Allers 1885),
Nickelnkulk 19, ist im Districtplan von Haacke aus
dem Jahre 1764 nicht enthalten, obgleich der Brunnen
bis in das 20. Jh. hinein benutzt worden sein muß.
Unter den Kloaken befanden sich vor allem zwei gut
erhaltene Bohlenkasten-Kloaken mit Innenpfosten
vom Bautyp V der Stellen 9 und 10 (vgl. Typentaf.
Abb. 25, S. 54). Die kleinere Holzkastenkloake (St. 9,
Maße: 2,50 x 1,10 bzw. 0,70 m, T. 1,90 m) lag auf ehern,
ass. 1244, Nickelnkulk 15 — die größere, 3 Fuß entfernt
(ca. 0,80 m) auf ehern, ass. 1245 (jeweils nach Allers
1885), Nickelnkulk 16 (St. 10, Maße: 4,50 x 3,10 m,
T.2,10 m). Sie wurden offensichtlich schon bei ihrer
Anlage für eine unterschiedliche Benutzung gebaut.
Die größere Kloake enthielt im Füllgut zugleich ke-
ramischen Geschirrbruch, Schuhwerk und Hausmüll
in großer Fülle. Im kleineren Bohlenkasten fand sich
jedoch mit Ausnahme einiger Scherben, zweier glasier-
ter Grapen, eines Tellers und einiger Holzteile an
mehreren Stellen zahlreicher Glasbruch, der offen-
sichtlich vorwiegend wegen der Verletzungsgefahr
deponiert worden war.
Die hier in einer Auswahl vorgelegten Hohlglasfunde
der Abb. 52-54 (s. Fundangaben) stammen aus den
Stellen 4, 9 und 10. Darunter befinden sich Teile von
zwölf Trinkgefaßen aus der Fäkalgrube der Stelle 9 wie
zwei Krautstrünke, zwei Becher, eine Fußschale, zwei
Angster, ein Urinal und vier Keulengläser (Abb. 52:
1 —3, 5—6; 53: 2-3; 54: 1 —3), die zu einem hinsichtlich
seiner Deponierung als geschlossen zu betrachtenden
Fundkomplex gehören, der insgesamt mindestens 20
Glasgefäße umfaßt hat (nämlich noch weitere vier
Keulengläser und ein Angster sowie Fragmente von
zwei grünen Scherzgefaßen und eine kleine gelbe Ku-
gelbauchflasche mit Röhrenhals). Die Fundlage war
einheitlich: in der Südhälfte des Bohlenkastens, über-
wiegend in der SO-Ecke, in einer Schicht zwischen
1,45-1,50 m unter OK Kastenrand, d.h. 0,40-0,45 m
oberhalb Kastensohle.
Der Versuch einer dendrochronologischen Bestim-
mung der Bauhölzer gelang nicht. Die im Tangential-
schnitt hergestellten Bohlen entstammten randlichen
Baumteilen. Die Eichenpfosten wiesen nur 46 bw. 51
Jahresringe auf.
92
Tab. 9, S. 56, unter G 108: 1435 ± 6) ist für das
Braunschweiger Stück eine Datierung in das spätere
15. Jh. festzulegen.
Re. außen: Berkebeker; auf niedrigem, konischen Gefäßunterteil
unterhalb dünner, rundstabiger Fadenauflage vierzehn ovale Nup-
pen, umlaufend in zwei horizontal versetzten Reihen; nach oben
gezogener, geperlter Abriß (Froschfingernuppen). Glattes, stark
konisch ausladendes hohes Gefäßoberteil mit verwärmtem Lippen-
rand; hellblau-grünliche Glasmasse; in Scherben gut erhalten, teil-
weise ergänzt.
H. 11, 2 cm; Dm. der Nuppen 2-2,5 cm. FNr. 78:3/948, St. 49.
Kommentar
Vergleichsfunde {Rademacher 1963, Taf. 37 c—d; Klesse
1963, Abb. 87; Bremen 1964, Abb. 137, 143) werden in
die 1. Hälfte des lö.Jhs. datiert. Nach der Braun-
schweiger Fundvergesellschaftung mit Jacoba-Kan-
nen ist ein Datierungsansatz schon Ende 15. Jh. gege-
ben.
Zu Füßchenschale (li. außen) und Apothekerflasche/
Urinal (Mitte li.) vgl. Fundangaben zu Abb. 52:1 u.
53:2 der Stgr. 12.
11
UB IX / 77:8 / Ecke Kannengießerstraße\Schild, auf dem
Gehweg / -.
Befunderhebung auf 10 m2 vom 5. bis 7.12. 1977.
Im Außenbereich östlich der Brüdernkirche konnten'
Tiefbauarbeiten vor dem Chor archäologisch verwer-
tet werden. Ein 4 m breites Eckprofil ließ sich bis auf
die Höhe der Sediment- bzw. Faulschlammschichten
der „Rennelbergbach-Niederung“ abtiefen.
In die sandige Aufschüttung der hochmittelalterlichen
Landgewinnungsmaßnahme hinein sind im 14./15. Jh.
Gruben zur Abfallbeseitigung angelegt worden. Im
Dokumentationsbereich wurden in Überschneidungen
drei Abfallgruben erfaßt, die vor allem zahlreiche
Scherben der jüngeren grauen Irdenware und spät-
mittelalterlichen glasierten Irdenware enthielten.
12
UB VII/78:2 / Nickelnkulk 12-19 (1944) / Fl. 1, Fist.
428/1; Fl. 16, Fist. 349/4, 113 u.a. / ass. 1241-1248 /
Nickerkulk (1304).
Fundbergung auf 1900 m2 vom 3. bis 15.1. 1978.
Mit Unterstützung des Hochbauamtes konnten auf
acht Parzellen trotz winterlicher Witterung und hohem
Grundwasserstand örtliche Befunde hinsichtlich der
mittelalterlichen parzellengebundenen Trinkwasser-
versorgung und Fäkal- wie Abfallentsorgung erhoben
und ein qualitativ herausragender Hohlglaskomplex
geborgen werden.
Zwölf Kloaken und Fäkalgruben, darunter nach pri-
märer Verwendung drei Daubenbrunnen (vgl. Typ
IV a, Abb. 21 u. 23, S. 50 u. 52) sowie ein Schachtbrun-
nen und mehrere schichtgebundene Fundkonzentra-
tionen (u.a. Ofenkacheln) wurden untersucht.
Bei dem Schachtbrunnen handelte es sich um einen
runden Steinbau, dessen spätmittelalterliche untere
Partie in Trockenbauweise aus Buntsand- und Kalk-
bruchsteinen errichtet worden war (Variante zu Bau-
typ III); hingegen bestand der neuzeitlich reparierte
obere Teil der Röhre aus Formsteinen (Typ VII, vgl.
Stgr. 63). Die Anlage auf ass. 1248 (nach Allers 1885),
Nickelnkulk 19, ist im Districtplan von Haacke aus
dem Jahre 1764 nicht enthalten, obgleich der Brunnen
bis in das 20. Jh. hinein benutzt worden sein muß.
Unter den Kloaken befanden sich vor allem zwei gut
erhaltene Bohlenkasten-Kloaken mit Innenpfosten
vom Bautyp V der Stellen 9 und 10 (vgl. Typentaf.
Abb. 25, S. 54). Die kleinere Holzkastenkloake (St. 9,
Maße: 2,50 x 1,10 bzw. 0,70 m, T. 1,90 m) lag auf ehern,
ass. 1244, Nickelnkulk 15 — die größere, 3 Fuß entfernt
(ca. 0,80 m) auf ehern, ass. 1245 (jeweils nach Allers
1885), Nickelnkulk 16 (St. 10, Maße: 4,50 x 3,10 m,
T.2,10 m). Sie wurden offensichtlich schon bei ihrer
Anlage für eine unterschiedliche Benutzung gebaut.
Die größere Kloake enthielt im Füllgut zugleich ke-
ramischen Geschirrbruch, Schuhwerk und Hausmüll
in großer Fülle. Im kleineren Bohlenkasten fand sich
jedoch mit Ausnahme einiger Scherben, zweier glasier-
ter Grapen, eines Tellers und einiger Holzteile an
mehreren Stellen zahlreicher Glasbruch, der offen-
sichtlich vorwiegend wegen der Verletzungsgefahr
deponiert worden war.
Die hier in einer Auswahl vorgelegten Hohlglasfunde
der Abb. 52-54 (s. Fundangaben) stammen aus den
Stellen 4, 9 und 10. Darunter befinden sich Teile von
zwölf Trinkgefaßen aus der Fäkalgrube der Stelle 9 wie
zwei Krautstrünke, zwei Becher, eine Fußschale, zwei
Angster, ein Urinal und vier Keulengläser (Abb. 52:
1 —3, 5—6; 53: 2-3; 54: 1 —3), die zu einem hinsichtlich
seiner Deponierung als geschlossen zu betrachtenden
Fundkomplex gehören, der insgesamt mindestens 20
Glasgefäße umfaßt hat (nämlich noch weitere vier
Keulengläser und ein Angster sowie Fragmente von
zwei grünen Scherzgefaßen und eine kleine gelbe Ku-
gelbauchflasche mit Röhrenhals). Die Fundlage war
einheitlich: in der Südhälfte des Bohlenkastens, über-
wiegend in der SO-Ecke, in einer Schicht zwischen
1,45-1,50 m unter OK Kastenrand, d.h. 0,40-0,45 m
oberhalb Kastensohle.
Der Versuch einer dendrochronologischen Bestim-
mung der Bauhölzer gelang nicht. Die im Tangential-
schnitt hergestellten Bohlen entstammten randlichen
Baumteilen. Die Eichenpfosten wiesen nur 46 bw. 51
Jahresringe auf.
92