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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0011
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Von Lüneburg bis zur Stadt Braunschweig sind es 16
Meilen. Diese Stadt übertrifft an Größe die vorherge-
henden Städte, und Häuser mit ganz wunderbar ge-
bauten Giebeln sind in ihr zu sehen. Auch ihre Beda-
chung ist sehr staunenswert, denn sie besteht aus Ta-
feln eines bläulichen Steines und ist kunstvoll und gut
(regelmäßig) wie mit dem Pflug (gezogen) und mit
Nägeln befestigt, unzerstörbar für viele Jahre. Weiter
gibt es da große Kanäle, die durch die ganze Stadt
geleitet werden, deren Ufer und Boden sind mit Stei-
nen gepflastert. Und anderes Wasser wird in (Brun-
nen-)Säulen geleitet wie in den früher beschriebenen
Städten. Und der ganze Bau dieser Stadt sieht so fest
aus, daß man sich darüber wundern muß.
Aus dem Reisebericht eines unbekannten Russen, 1438
(nach E. v. Ivänka 1954, 158 f.)

Vorwort

Vor- und Frühform der mittelalterlichen Stadt haben von den Historikern aufgrund
mangelnder Quellen bisher nicht im notwendigen Umfang aufgeklärt werden kön-
nen. Die während des Zweiten Weltkrieges angerichteten Zerstörungen, die auch
zahlreiche Stadtzentren betrafen, boten daher die kaum wiederholbare Chance, durch
archäologische Maßnahmen Stadtkernforschung systematisch zu betreiben.
In Braunschweig 1948 begonnene Untersuchungen blieben jedoch leider während der
Nachkriegs- und Wiederaufbaujahre in den Ansätzen stecken und konnten erst in den
70er Jahren wieder aufgenommen werden.
Denn die Zerstörung der archäologisch-historischen Stratigraphie im.Untergrund der
Stadt durch Verkehrs-, Versorgungs- oder Hochbaumaßnahmen nahm fast überall
in so radikaler Weise zu, daß absehbar sein würde und ist, zu welchem Zeitpunkt die
archäologischen Quellen für immer verloren sein werden.
Die „Archäologische Kommission für Niedersachsen e. V.“ veranstaltete deshalb am
18. und 19. Oktober 1980 in der Jakobskapelle zu Braunschweig ein auch einer
breiteren Öffentlichkeit zugängliches, wissenschaftliches Kolloquium, um auf die
Problematik aufmerksam zu machen.
Die dort gehaltenen Referate und Diskussionsbeiträge waren der Ausgangspunkt für
diese Veröffentlichung, die die Ergebnisse der stadtarchäologischen Maßnahmen der
Jahre 1976 bis 1984 in Form eines fachübergreifenden Arbeitsberichtes zusammen-
faßt. Er beschränkt sich auf eine Übersicht zu Fragestellung, Methode, Quellenlage
und auf die gegenwärtigen Ergebnisse unter archäologisch-historischen wie natur-
wissenschaftlichen Aspekten denkmalpflegerischer Stadtarchäologie. Anhand einiger
ausgewählter Funde und Befunde wird eine Teilauswertung vorgenommen, orien-
tiert an einer umfassenden Begründung und Interpretation, die im einzelnen in der
Folgezeit noch vorzulegen sein wird. So ist vor allem — auch um ein breiteres
Publikum anzusprechen - Archäologisches in zusammenfassender Analyse, Wertung
und Aussage verkürzt vorgetragen und nicht wie in der Fachliteratur üblich, die
dokumentarische Quellenanalyse vorangestellt.

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