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Stadtarchäologie in Braunschweig — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 3: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.57459#0156
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Zur Frage der Grenzziehung zwischen Niederung und
Niederterrasse sowie der ehern. Höhenverhältnisse
konnten aber in Verbindung mit den Daten der Stgr.
8, 10,11 auf einer Länge von ca. 120 m bei einer Breite
von durchschnittlich 35 m sichere Befunde erhoben
werden. Demnach erstreckte sich von Süden her eine
halbinselartige Zunge der Niederterrasse in die ehern.
„Renneibergbachniederung“. Von einer gegenwärti-
gen topographischen Position ungefähr in Höhe Chor
der Brüdern-St.-Ulrici-Kirche in nördlicher Richtung
ausgehend, hatte sie eine Länge von ca. 50 m und eine
Breite von ca. 25 m. Beiderseits der Halbinsel bestan-
den enge Buchten (Farbtaf. 2).
Höhenpunkte konnten bei NN 68,15 m (OK Sedi-
ment) und NN 68,80 m (OK anstehender Sand) fest-
gemacht werden.


Abb. 82 Altstadt, Alte Knochenhauerstraße 13 (Stadtgra-
bung 61). Keramik der jüngeren grau-hellrotbraunen Gra-
nitgrusware um 1100. Nr. 3: Stadtgrabung 8, Nr. 4f.: Stadt-
grabung 10. M. 1:4.

Im Hinblick auf die ermittelten Siedlungsbefunde un-
ter Brüdern-St.-Ulrici (Stgr. 8), die seit dem 11. Jh.
nachzuweisen sind, zeigte die erhaltengebliebene Stra-
tigraphie im Osten der Baugrube, auf der ehern. Halb-
insel, eine direkte Siedlungstätigkeit erst ab 2. Hälfte
12. Jh. Allerdings fanden sich in der untersten Kultur-
schicht bzw. in einer Grube Streuscherben des älteren
Siedlungshorizontes aus dem 11./I. Hälfte 12. Jh.
Ein Kloakenbefund soll hier als Fallbeispiel örtlicher
Entsorgungskontinuität herangezogen werden. Auf
ass. 2734 II {Alters 1885) bzw. ass. 2734 (Culemann
1798, Haacke 1764) wurde eine Kloake vom Typ Via
erfaßt, deren obere Wandteile später mit Backsteinla-
gen übermauert und repariert worden waren (Typ VII,
17./18. Jh.).
Aufgrund des älteren Baumaterials (Kalkbruchstein,
mit der glatten Fläche nach innen gesetzt), des trape-
zoiden Grundrisses und der keramischen Scherbenein-
schlüsse der Baugrubenverfüllung ist die Errichtung
der Kloake in das 15. Jh. zu datieren. Der Bau ist
offensichtlich bis zum Anschluß der Parzelle ass. 273411
in der Zeit vom 18.5. bis 18.6.1895 an den ersten
Mischwasserkanal in Benutzung geblieben (Bauakten
Tiefbauamt, Abt. Stadtentwässerung).
Diesen Schluß läßt einerseits der angetroffene Zu-
standsbefund zu: geteerte Wände über stark verhärte-
ten Fäkalresten, eine Lage Eisenschlacke, darüber eine
Hausmüllschicht, deren jüngste Gegenstände noch
dem 20. Jh. angehören.
Andererseits befand sich die Kloake in einem aufge-
henden Zwischenbau, der Vorderhaus und östliche
Seitenbebauung im Hofbereich verband: eine Bebau-
ungsstruktur, wie sie Haacke bereits 1764 dokumen-
tiert hatte, dann Allers 1885 weiterhin aufzeigt und wie
sie endlich 1944 noch bestanden hat.
Der südnördlich orientierte Zwischenbau, nach ar-
chäologischen Befunden wohl ein eingeschossiger
Fachwerkbau auf schmalem, flachem, lockeren Fun-
damentmäuerchen, stand unmittelbar an der östlichen
Grundstücksgrenze und hatte Außenmaße von rd. 6 m
Länge zu 2,20 m Breite — die dem Kloakenunterbau mit
Vorplatz entsprachen, dessen länglich-trapezoider
Grundriß rd. 4,50 m zu 2,20 m aufwies.

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UB II / 83:13 / Alte Knochenhauerstraße 12 und 73 / Fl. 3,
Fist. 431, 432/3 / ass. 519, 518 / Knokenhowerstrate
(1341).
Objektgrabung auf 30 m2 vom 5.9. bis 17.11.1983;
vorläufig insgesamt weitere 51 m2 vom 15. bis
23. 5.1984 und vom 14. bis 18. 6.1984 (statistisch nicht
mehr mit einbezogen).

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