Im Zusammenhang mit der Grundsanierung der spät-
mittelalterlichen Fachwerkgebäude sind archäologi-
sche Untersuchungen mit dem Ziel aufgenommen
worden, die Flächenentwicklung der Eckparzelle ass.
518 und ihrer Bebauung von den Anfängen an bis zur
Errichtung des noch weitgehend erhaltenen Hauses
aus dem Jahre 1489 auch in Verbindung zu ass. 519 zu
klären. Das vorläufige Ergebnis wird hier zusammen-
gefaßt.
1. Abgesehen von einer sedimentär umgesetzten,
sandig-tonigen Schicht, aus der neolithische Flintklin-
gen stammen, ist an mehreren Stellen eine älteste Sied-
lungsschicht des 11. Jhs. angeschnitten worden, die
keramisches Scherbenmaterial in Streulage enthält
(Abb. 82:1,2). Direkte Siedlungsbefunde wurden aus
dieser Zeit bisher nicht erfaßt.
Ein Höhenpunkt der hochmittelalterlichen 72 m-Hö-
henlinie konnte festgemacht werden.
2. Über einen ältesten, westöstlich orientierten Stein-
bau auf ass. 519/518, giebelseitig zur Knochenhauer-
straße gelegen, ließen sich erste Befunde ermitteln.
Danach dürfte der Steinbau bei einer Fundamenttiefe
von durchschnittlich 1 m und einer Mauerstärke von
ca. 0,60 m (Rogenbruchsteine, erste Lagen trocken
gesetzt, aufgehend dann in Lehmbindung) ein Innen-
maß von mindestens 12 x 6m aufgewiesen haben und
teilweise unterkellert gewesen sein. Die Errichtung des
Gebäudes ist aufgrund der jüngsten Scherbenein-
schlüsse in der Baugrube, wenn nicht noch in das
11. Jh., dann spätestens in den Anfang des 12. Jhs. zu
datieren.
Stratigraphische Brandschicht- und Ausbruchsbe-
funde der Grundmauern dieses Steinbaues im Zusam-
menhang mit der Verfüllung eines Traufengrabens an
der nördlichen Hausflanke und vor allem der schicht-
gebundenen Keramikfunde lassen den Schluß zu, daß
das Haus im Verlauf eines Flächenbrandes in der zwei-
ten Hälfte des 13. Jhs. zerstört wurde (1278?, vgl. Stgr.
7, 23).
3. Ebenfalls aus dem 13. Jh. — wohl jeweils zeitlich
vor und nach der Brandkatastrophe - stammen ein
Schachtbrunnen (Typ III) und eine Zisterne. Sie wur-
den am gleichen Ort nacheinander (übereinander) er-
richtet und liegen 3 m entfernt von der nordwestlichen
Flausecke. In der sterilen Sandbettung unterhalb der
Tonwanne der Zisterne wurde ein aufrechtstehender
Kugeltopf der jüngeren grauen Irdenware geborgen
(vgl. Tab. 4, Typ LI), dessen Funktion als Bauopfer
zu deuten ist.
4. Die im Keller untersuchten westlichen Grund-
mauern des heute noch erhaltenen Gebäudeflügels an
der Petersilienstraße auf ass. 518 aus dem Jahre 1489
sind aufgrund der Brandschuttreste in der Baugrube
einem Nachfolgebau des 13. Jhs. zuzuordnen. Diese
Abb. 83 Altstadt, südlich Michaeliskirche (Stadtgrabung
62). Keramik der jüngeren grauen Granitgrusware (Nr. 1)
und der gelben Irdenware (Nr. 2); um 1150. M. 1:3.
westliche Grundmauer fluchtet mit der ehern. West-
mauer des älteren Gebäudes. Zu dem Nachfolgebau ist
ein weiterer Traufengraben an der südlichen Haus-
flanke erschlossen worden.
In diesem Zusammenhang wird noch die Frage zu
beantworten sein, ob nach der Brandkatastrophe ein
Standortwechsel der Bebauung vorgenommen worden
ist (vgl. Stgr. 52). Dann hätte die Urparzelle (ass. 518
u. ass. 519) ein Flächenmaß von 1024 m2 gehabt.
62
UB II / 83:14 / Im Straßenbereich ^wischen Michaeliskirche
und Güldenstraße 7 / Fl. 3, Fist. 572/4, 569/7 / vor ass.
546, 547, 602 / aurea platea (1297), apud sanctum
Michaelum (1292).
Befunderhebung auf 90 m2 vom 14. bis 20. 9.1983.
Auf ca. 30 m Länge konnte infolge von Tiefbauarbei-
ten die Stratigraphie der Kulturschichten aufgenom-
men und durch Flächenerweiterungen sowie Profilein-
griffe teilweise untersucht werden.
153
mittelalterlichen Fachwerkgebäude sind archäologi-
sche Untersuchungen mit dem Ziel aufgenommen
worden, die Flächenentwicklung der Eckparzelle ass.
518 und ihrer Bebauung von den Anfängen an bis zur
Errichtung des noch weitgehend erhaltenen Hauses
aus dem Jahre 1489 auch in Verbindung zu ass. 519 zu
klären. Das vorläufige Ergebnis wird hier zusammen-
gefaßt.
1. Abgesehen von einer sedimentär umgesetzten,
sandig-tonigen Schicht, aus der neolithische Flintklin-
gen stammen, ist an mehreren Stellen eine älteste Sied-
lungsschicht des 11. Jhs. angeschnitten worden, die
keramisches Scherbenmaterial in Streulage enthält
(Abb. 82:1,2). Direkte Siedlungsbefunde wurden aus
dieser Zeit bisher nicht erfaßt.
Ein Höhenpunkt der hochmittelalterlichen 72 m-Hö-
henlinie konnte festgemacht werden.
2. Über einen ältesten, westöstlich orientierten Stein-
bau auf ass. 519/518, giebelseitig zur Knochenhauer-
straße gelegen, ließen sich erste Befunde ermitteln.
Danach dürfte der Steinbau bei einer Fundamenttiefe
von durchschnittlich 1 m und einer Mauerstärke von
ca. 0,60 m (Rogenbruchsteine, erste Lagen trocken
gesetzt, aufgehend dann in Lehmbindung) ein Innen-
maß von mindestens 12 x 6m aufgewiesen haben und
teilweise unterkellert gewesen sein. Die Errichtung des
Gebäudes ist aufgrund der jüngsten Scherbenein-
schlüsse in der Baugrube, wenn nicht noch in das
11. Jh., dann spätestens in den Anfang des 12. Jhs. zu
datieren.
Stratigraphische Brandschicht- und Ausbruchsbe-
funde der Grundmauern dieses Steinbaues im Zusam-
menhang mit der Verfüllung eines Traufengrabens an
der nördlichen Hausflanke und vor allem der schicht-
gebundenen Keramikfunde lassen den Schluß zu, daß
das Haus im Verlauf eines Flächenbrandes in der zwei-
ten Hälfte des 13. Jhs. zerstört wurde (1278?, vgl. Stgr.
7, 23).
3. Ebenfalls aus dem 13. Jh. — wohl jeweils zeitlich
vor und nach der Brandkatastrophe - stammen ein
Schachtbrunnen (Typ III) und eine Zisterne. Sie wur-
den am gleichen Ort nacheinander (übereinander) er-
richtet und liegen 3 m entfernt von der nordwestlichen
Flausecke. In der sterilen Sandbettung unterhalb der
Tonwanne der Zisterne wurde ein aufrechtstehender
Kugeltopf der jüngeren grauen Irdenware geborgen
(vgl. Tab. 4, Typ LI), dessen Funktion als Bauopfer
zu deuten ist.
4. Die im Keller untersuchten westlichen Grund-
mauern des heute noch erhaltenen Gebäudeflügels an
der Petersilienstraße auf ass. 518 aus dem Jahre 1489
sind aufgrund der Brandschuttreste in der Baugrube
einem Nachfolgebau des 13. Jhs. zuzuordnen. Diese
Abb. 83 Altstadt, südlich Michaeliskirche (Stadtgrabung
62). Keramik der jüngeren grauen Granitgrusware (Nr. 1)
und der gelben Irdenware (Nr. 2); um 1150. M. 1:3.
westliche Grundmauer fluchtet mit der ehern. West-
mauer des älteren Gebäudes. Zu dem Nachfolgebau ist
ein weiterer Traufengraben an der südlichen Haus-
flanke erschlossen worden.
In diesem Zusammenhang wird noch die Frage zu
beantworten sein, ob nach der Brandkatastrophe ein
Standortwechsel der Bebauung vorgenommen worden
ist (vgl. Stgr. 52). Dann hätte die Urparzelle (ass. 518
u. ass. 519) ein Flächenmaß von 1024 m2 gehabt.
62
UB II / 83:14 / Im Straßenbereich ^wischen Michaeliskirche
und Güldenstraße 7 / Fl. 3, Fist. 572/4, 569/7 / vor ass.
546, 547, 602 / aurea platea (1297), apud sanctum
Michaelum (1292).
Befunderhebung auf 90 m2 vom 14. bis 20. 9.1983.
Auf ca. 30 m Länge konnte infolge von Tiefbauarbei-
ten die Stratigraphie der Kulturschichten aufgenom-
men und durch Flächenerweiterungen sowie Profilein-
griffe teilweise untersucht werden.
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