Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 4: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1987

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fdn_4/0057
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ZU BAU UND ENTWURF

27
28

17
18
23
27

18

Riegel genannten „Grundeinheit“, die sich mit
ihrer Langseite quer vor die „gedachte“ Ostwand
des großen, dreischiffigen Hallenkörpers legt. Zu
diesem Querriegel gehören also „von Anfang an“
die durch Basisbreite und Umriß zur Hauptsache
bereits „definierten“ Giebelfronten im Norden
und Süden. Hier haben dann auch alle Giebelauf-
sätze der Marienkirche ihren „Ursprung“. Und
nicht zuletzt deswegen sind sie — im Rahmen die-
ser Architektur — die größten und musterbilden-
den geworden; der Nordquerhausgiebel war aller
Wahrscheinlichkeit nach auch baulich der „erste“.
Das Chorpolygon des „Kapellenerkers“ ver-
zichtet demgegenüber auf jeden Giebel. Es hat
folglich weder im Ganzen noch in Abschnitten ein
der Nord- und Südfront vergleichbares „Gesicht“.
Das war noch deutlicher, als hier im Osten funktio-
nal der Kirche zugeordnete Nebenbauten den
freien Blick auf Chorpolygon, Querriegel und Kir-
che verstellten, zumindest partiell. Den Langseiten
dagegen ist ausgehend von den Giebeln des Quer-
riegels eine ganze Serie parallel in die Front gestell-
ter Schaugiebel aufgesetzt, die dem mächtigen, ge-
radegeführten Traufgesims des Hallenkörpers ge-
radezu aufgeschient wirken, ja den vortretenden
Giebeln des Querriegels wie in einem „Zug“ ange-
koppelt erscheinen.
Sicher ist, daß die je fünf Zwerchgiebel der Lang-
seiten als in sich geschlossene Gruppe gesehen wer-
den wollen. Denn ihre Mitte ist durch die wichtige,
zu wenig beachtete Risalitbildung des zugehörigen
Wandfeldes — kaum sichtbar, weil die zugehörigen
Wandversätze und Profilverkröpfungen „hinter“
den rahmenden Strebepfeilern und ihren Achsfigu-
ren so gut wie verborgen bleiben — vor allem aber
durch die Position der Langseitenportale entschie-
den ausgezeichnet. Dieser Mitte gegenüber ist den
seitlich anschließenden Zwerchgiebeln eine Flügel-
position zugewiesen. Abermals zeigt sich, daß die
dreischiffig-fünfachsige Halle als eine der grundle-
genden Entwurfs-„Einheiten“ aufzufassen ist.
Wenn man jetzt weiter zurücktritt, um das
Ganze der Langseiten sehen zu können — so, wie
die Holwein-Ansicht der Nordseite es ohnehin
fordert — wird die geschickte Ponderation, das
„Auswiegen“ der Einheiten auffallen. Die Giebel
sind wegen ihrer ähnlichen bis identischen Bildung
von vornherein „eins“. Hinzukommt, daß sie auf
analoge Weise dem alles bindenden Kranz- und
Traufgesims aufsitzen — die Querhausgiebel
„fest“, die Zwerchgiebel der Halle wie „auf Schie-
nen“ — und daß sie ihre Gesichte in eine Richtung
wenden, gemeinsam „Front machen“. Die so ge-
stiftete Einheit der Langseitenfronten wird um so
klarer vor Augen stehen, als mit zunehmendem
Abstand auch die unterschiedlichen Positionen der
Elemente im Raum — Turm und Dach „dahinter“,
die Querhausgiebel „davor“ — zugunsten einer


27 Die Grundeinheiten der Entwurfskonzeption.

53
 
Annotationen