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Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 5: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57464#0037
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Stelle, auf die das Haupt der Mörderin Gesche Margarete Gott-
fried geb. Timm bei der Hinrichtung am 21.4.1831 fiel. Der
46jährigen Bremerin hatte man mindestens 14 Giftmorde, be-
gangen in einem längeren Zeitraum, nachgewiesen. Unter den
Toten waren u.a. ihre Eltern, ihr Bruder, ein Verlobter, zwei
Ehemänner und drei eigene Kinder gewesen. Diese letzte Exe-
kution in Bremen fand im Beisein von ca. 30000 Zuschauern
statt. Bald danach setzte man den Kreuzstein und einen zweiten,
inzwischen verschwundenen Stein (2918.2), zur Erinnerung an
das makabre Ereignis. An dem Kreuzstein wird seither von
manchen Bremer Bürgern beim Vorübergehen zum Zeichen des
Abscheus die Spucksitte verübt. 1932 bewog dies einen Mann,
wohl aus politischen Gründen, die Kreuzarmenden durch Win-
kelschläge in ein Hakenkreuz zu verwandeln. Die Bevölkerung
sollte beim Anspeien des zwar uralten, vom aufkommenden
Nationalsozialismus aber neu erwählten Symbols Verachtung
zeigen. Bald danach wurde der Stein entfernt und kam ins
Focke-Museum. 1935 brachte man ihn, auf Anregung des
Rechtshistorikers Prof. Dr. Freiherr Eberhard von Künßberg,
nach Abschleifen der alten Oberfläche mit neuem gleichschenk-
ligem Kreuz versehen, an seinen früheren Platz zurück.
Lit: Funk 1939, S. 105. - Grohne 1956, S. 44. - Freudenreich 1981, S. 51.
2918.2
Bremen (Gmkg. und Gde. Bremen,
Freie Hansestadt Bremen)
Kreuzstein
TK 2918 R3487270 H588 2 6 30
M: nicht bekannt nicht bekannt
St: Dieser heute nicht mehr vorhandene Kreuzstein soll sich, nach
Urkundenangaben, in unmittelbarer Nähe des zuvor erwähnten heute
im Straßenpflaster eingesetzten Kreuzsteins (2918.1) befunden haben
und war als Erinnerung an die Hinrichtung gedacht. Wörtlich heißt es:
„... steht der Stein mit dem Kreuz auf dem Domshof, wo der Mittel-
punkt des abgeriegelten Verkehrs war, und der andere schwarze Stein
bezeichnet die Stelle, wo G. M. Gottfried den Kopf links verlor. Die
Menge hält es für umgekehrt. Sollten wir Recht haben, so ersuchen wir
den Steinmetzen, die Steine zu wechseln, damit jeder an seinen Ort
komme.“
(Als „Mittelpunkt des abgeriegelten Verkehrs“ kann wohl der Richter-
tisch als auch das Schafott angenommen werden.)
Lit: Siehe unter 2918.1.
2918.3-5
Bremen (Gmkg. und Gde. Bremen,
Freie Hansestadt Bremen)
Denkstein(e)
TK 2918 R3486... H5883...
M: P/20 - 250/? nicht bekannt
St: Heute verschollen. Zuletzt vermutlich im Lapidarium des im Jahre
1944 zerstörten Historischen Museums an der Großen Straße (Stepha-
niviertel). Es handelte sich um drei im Jahre 1908 in Rockstedt (heute
Samtgemeinde Selsingen im Landkreis Rotenburg/W) bei Feldarbeiten
gefundene Steinplatten, die später über eine sogenannte „Sammlung
Hoins, Sittensen“ an das Museum Bremen gegeben wurden, im heutigen
Focke-Museum nicht mehr auffindbar sind.
Die Beschreibung (s. Lit.) sagt darüber aus:
,,... drei Sühnesteine, platt, von 20-25 cm Durchmesser.
Auf dem ersten Stein das Jahr 1551 TVB. Auf der anderen
Seite ein Pferd mit Reiter, daneben zwei Gestalten (die
Mörder). Auf dem zweiten Stein oben wieder TVB, darunter
eine Leiche auf einem Viereck - soll wohl Sarg darstellen -
und zwei Trauernde. Auf dem dritten Stein Hinrichtung des
Mörders. Das Museum in Hannover gab seinerzeit Auskunft
über die Steine.“
Es wird vermutet, daß es sich hier um eine schlanke Stele
gehandelt hat, die bei der Auffindung in drei Teile zerbrochen
war.
Lit: Ahrens 1964, S.180.


2919.1
Bremen (Gmkg. und Gde. Bremen,
Freie Hansestadt Bremen)
Steinkreuz
TK 2919 R3490960 H5884480
M: 213/84/21 Sandstein


2919.1 Bremen

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