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Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 5: Hameln: Verlag C.W. Niemeyer, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.57464#0102
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Nachfahren des Brüning v. A.) verbindlich für ein stattgefun-
denes Duell, bei welchem Brüning v. A. den Tod fand. Darin
war vorgesehen, daß zur Sühne für den Toten: 1000 rheinische
Gulden für Bau und Ausstattung einer Kapelle binnen vier
Jahren (in Teilbeträgen jeweils am hl. Michaelstage entrichtbar)
zu leisten sind; die Hand zu Grabe gebracht werden muß, dort,
wo B.v.A. begraben liegt; 100 Ritter und Knechte mit einem
Wachslicht von je einem Pfund Gewicht an 100 Seelenmessen
in einer Kapelle der Neustadt von Hannover teilnehmen sollen
und, falls die Anzahl der Männer (unverschuldet) nicht zustande
komme, ebenso viele andere mit neuen Kerzen zur Messe gehen,
dabei ein silbernes Bahrtuch auf die Bahre ziehen und Bahrlichte
(ein Licht von zwei Pfund Wachs) bringen sollen; für die Armen,
die für das Seelenheil des Toten beten, ein grosses und drei kleine
Fässer Bier sowie drei Stück hannoverschen Tuches beschafft
werden müssen; je zwei Männer nach Aachen, zwei nach dem
hl. Blute (vermutl. nach Wilsnack i.d. Mark) und zwei zur hl.
Hülfe (vermutl. Kirche in Nutteln, Kr. Sulingen) wallfahrten
sollen; sodann werden 20 Gulden bereits im ersten Vierteljahr
zum Bau der Kapelle gefordert, und, wenn diese gebaut sein
wird, sollen Corde v. Alten und seine Erben nach ihm zu ewigen
Zeiten dieselbe zu Lehen gehen; letztlich solle man in den
Messen und bei allen guten Werken auch des seligen Evers von
Jeinsen Seele gedenken, der mit Brüning von Alten zusammen
den Tod fand. Ob dieser Vertrag je zustande kam oder nur
Entwurf blieb, ist ungewiß, ebenso ob es sich bei diesem Schei-
benkreuz tatsächlich um das Sühnemai handelt, oder ob als
solches das unter TK 3624.12 erwähnte (heute verschollene)
Steinkreuz in Betracht kommt.
S: Zwei befreundet gewesene Edelleute, Brüning von Alten und ein Herr
von dem Haus, gerieten im Jahre 1340 in einen heftigen Streit. Anlaß
dazu gab ein dem Herrn v. d. Haus entflogener, sehr wertvoller Jagd-
falke. Die Leute des B. v. A. hatten diesen wieder eingefangen, jedoch
in arg verstümmeltem Zustand dem Eigentümer zurückgegeben. Dar-
über äußerst erzürnt, forderte der Geschädigte Genugtuung. B. v. A.
wich dieser zunächst aus, stellte sich dann aber doch dem Gegner. Als
dieser mit seinen Mannen von einer Tauffeier aus Hannover zurückkam,
fand das Duell nahe der Ihmebrücke „vor Linden am Sayge“ statt. Dabei
sollen B.v.A. (anderer Version zufolge auch der Herr v.d.H.) und
insgesamt neun Reitknechte getötet worden sein. Auf dem Kampfplatz
sei dann ein Sühnemai gesetzt worden.
Lit: Alpers 1954, S. 59. - Baring 1744, S. 89. - Baring 1748, S. 87/88. -
Böhme 1927, S.321. - c.j. 1980, S.19. - Diederichs/Hinze 1977,
S. 181,195-198. - Engelke o.J., S.83. - Görges 1881, S.66-69. -
Hartmann, R. 1885, S. 107,246,247,295. - Hesse o.J., S.4. - Hoffmann
1935, S.2,17,T.I1I. - J. 1907a, S.316-321. - Mithoff 1869, S.197.-
Mithoff 1871, S. 178. - Mithoff 1873, S. 763-766. - Müller 1983c, S. 56.
- Müller 1982b, S. 119-136. - Müller 1983f., S.36-38. - Redeker
1723—64. - Siedentopf 1929, S. 26. - Sühnevertrag 1417. — Ulrich, O.
1898, S.345-348. - Weichelt o.J., S.72. - Winkel 1954, S.139.

3624.6-11
Hannover (Gmkg. Linden, Gde. Hannover,
Landeshauptstadt)
Steinkreuznest?
TK 3624 R3549... H5803...
M: nicht bekannt nicht bekannt
St: Einst im heutigen Stadtteil Linden. Hier weist im Gebiet der heutigen
Straßen Allerweg und Seifeidstraße auf alten Flurkarten der Name „Bei
den sechs Kreuzen“ auf die verschollenen Steinkreuze hin. Dort, westl.
vom Ihme-Fluß, soll sich einst eine alte Gerichtsstätte des Marstemgaues
befunden haben, die um das Jahr 1130 zur Engerschen Grafschaft der
Grafen von Roden gehörte. Ob es sich hier nun allein um Steinkreuze
oder zum Teil auch um Kreuzsteine gehandelt hat, bleibt, wie auch die
oft geäußerte Behauptung, der zuvor erwähnte Scheibenkreuzstein (TK
3624.5) stamme von hier, völlig ungewiß. Ebenso ist nicht sicher, ob
der Name „Dreikreuzenstraße“, ca. 550 Meter südlich von hier, im
Zusammenhang mit der einstigen Gerichtsstätte zu sehen ist.
Lit: Hoffmann 1935, S. 2, 19.

3624.12
Hannover (Gmkg. Linden, Gde. Hannover,
Landeshauptstadt)
Steinkreuz
TK 3624 R3549... H5804...
M: nicht bekannt nicht bekannt
St: Einst im heutigen Stadtteil Linden. Das um die Mitte des 18.
Jahrhunderts verschollene Steinkreuz wird in städtischen Urkunden aus
den Jahren 1482 und 1503 als „Brunninges crutze“ bzw. „Brunynges
cruce“ benannt, und zwar in einer Örtlichkeit nahe der alten Ihmebrücke
vor dem Calenberger Tor. Baring (s. Lit.) gibt den Standort als „am
Fahrwege gegen dem itzigen Schiffeltischem Hause“ an, dem Platz des
späteren Gasthauses „Zum schwarzen Bären“ etwa entsprechend.
Gleichzeitig erwähnt er, daß der Stein, obwohl mit Eisen befestigt
gewesen, jetzt umgefallen sei und daß die Familie von Alten einst einem
Meyer für einen Scheffel Korn jährlich den Auftrag zur Erhaltung des
Denksteines erteilt habe. Ein Teil der Historiker sieht in diesem Stein-
kreuz das eigentliche Sühnemai für den im Jahre 1413 in einem Duell
getöteten Brüning von Alten und bezieht die unter TK 3624.5 zitierte
Sage sowie den Entwurf für einen Sühnevertrag darauf.
Lit: Baring 1744, S.89. - Baring 1748, S.87. - Engelke o.J., S.83. -
Görges 1881, S. 66. - Hoffmann 1935, S. 2,17/18, T. III. - Mithoff 1873,
S.763-766. - Redeker 1723-64. - Weichelt o.J., S.72.
3624.13
Hannover (Gmkg. Linden, Gde. Hannover,
Landeshauptstadt)
Steinkreuz?
TK 3624 R3549... H58Q4...
M: nicht bekannt nicht bekannt
St: Einst im heutigen Stadtteil Linden, heute verschollen. Auf dem
Kupferstich vom Jahre 1654 in „Merians Topographie der Herzogtümer
Braunschweig und Lüneburg“, der die Residenzstadt Hannover vom
Lindener Berg her zeigt, ist links vom Wege, der zur (im Jahre 1696
abgerissenen) alten Ihmebrücke führt, ein hohes Kreuz zu sehen. Nä-
heres ist darüber nicht bekannt.
Lit: J 1907a, S. 316-321.
3624.14-17
Hannover (Gmkg. Döhren, Gde. Hannover,
Landeshauptstadt)
Scheibenkreuz-Nest
TK 3624 R3S51910 H58Q1780
M: s. Einzelbeschreibungen
St: Die heute verschwundenen Scheibenkreuze haben noch um die Mitte
des 18. J ahrhunderts beim „Dohrener Turm“ nahe der Landwehrgrenze
zum Kirchdorf Döhren (heute hannoverscher Stadtteil) gestanden.
3624.14
Scheibenkreuz
M: nicht bekannt nicht bekannt
Angaben nicht möglich, da tief eingesunken gewesen.
3624.15
Scheibenkreuz
M: nicht bekannt nicht bekannt
Platte oben scheibenförmig, unten keilförmig mit vertikal orien-
tiertem Kleeblattkreuz.
3624.16
Scheibenkreuz
M: nicht bekannt nicht bekannt
Platte oben scheibenförmig, unten keilförmig mit vertikal orien-
tiertem Tatzenkreuz (Vortragekreuztyp).

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