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Das Rathaus in Duderstadt — Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Band 6: Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1989

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57465#0189
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DIE FUNDMÜNZEN


203 Herkunft der Fundmünzen aus der Branntweinstube.

die habsburgische Münzstätte Klagenfurt entfernt,
aus der der flache Pfennig mit imitiertem Vier-
schlag kommt. Er entstammt dem nach Franken
deutlich abgegrenzten Gebiet der Vierschlagpfen-
nige südlich der Donau27-1. Nach der Fabrik ist er
den fränkischen Pfennigen ähnlich. Im Wert liegt er
etwas niedriger. Der zweiseitige Pfennig aus der
kurpfälzischen Münzstätte Neumarkt gehört zu
den älteren fränkischen Vierschlagpfennigen, die
seit der Mitte des 15. Jahrhunderts vorwiegend in
der Oberpfalz und dem angrenzenden Raum süd-
lich der Donau umliefen.
In Anbetracht der Münz- und Währungsvielfalt
drängen sich Fragen auf. Wie ist man im täglichen
Handel damit umgegangen? Welche Rolle spielte es
im Alltag, ob bei der Zahlung von Pfennigbeträgen
oder beim Wechselgeld Pfennige waren, die z.B.
mit V252 oder I/210 Rechnungsgulden bewertet wur-
den? Gerade in dieser Sphäre des Zahlungsverkehrs
ist oft mit vereinfachten bzw. angeglichenen Kurs-
werten gerechnet worden28’. Erst bei größeren
Summen oder bei der Kapitalbildung bzw. Kapital-
sicherung, jeweils in Kleingeld, konnte es infolge
der Wertunterschiede der Pfennigsorten und eini-
ger Groschensorten zweifellos zu merklichen Ver-
lusten oder Gewinnen kommen.

Münzen aus Duderstadt oder dem unmittelba-
ren wirtschaftlichen Einzugsbereich des Duder-
städter Nahmarktes, etwa 15 km entfernt29’, sind in
dem vorliegenden frühneuzeitlichen Fundkomplex
nicht zu erwarten, denn für diesen Raum ist nur im
Mittelalter eine Münztätigkeit nachweisbar. Für
die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts ist eine Münz-
prägung in Duderstadt fraglich. In der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts ist sie nach der schriftli-
chen Überlieferung anzunehmen. Zugehörige
Münzen sind bisher aber nicht bekannt geworden.
Für den Anfang des 15. Jahrhunderts ist noch die
Gegenstempelung von Meißner Groschen gesi-
chert. Von der Mitte des 14. bis zum ausgehenden
15. Jahrhundert wurde im Eichsfeld nur noch in
Heiligenstadt geprägt, welches als wichtigster zen-
traler Ort dieser kurmainzischen Exklave in Thü-
ringen anzusprechen ist30’. Nachrangiger zentraler
Ort für das Untereichsfeld war Duderstadt. Aus
dem etwas weiteren Einzugsbereich, etwa 30 km
entfernt, kamen die Hohlpfennige der bedeuten-
den städtischen Münzstätten Göttingen und Nort-
heim. In diesem Gebiet verdichtete sich das Münz-
stättennetz im 17. Jahrhundert, jeweils vorüber-
gehend im Zusammenhang mit den beiden Kipper-
zeiten31’.

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