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Feiler, Emil
Das Benediktiner-Offizium: ein altenglisches Brevier aus dem 11. Jahrhundert : ein Beitrag zur Wulfstanfrage, 1. Teil — Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.57090#0022
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12

Einleitung.

bräuche des keltischen Gottesdienstes Eingang in das
lateinische Ritual finden konnten.1 Allein die Synode von
Whitby (664), wo der heftige Streit zwischen den Anhängern
der beiden Kirchen zu Gunsten Roms geschlichtet wurde,
besiegelte auch das Schicksal der keltischen Offiziums-
ordnung. Freiwillig gaben nunmehr die Klöster des Nor-
dens und Mittellandes, wie York, Croyland, Lincoln und
andere mehr, ihre eigenen Rituale auf und beteten nach der
römischen Weise2; auch die Regel des hl. Benedikt konnte
jetzt in jenen Gegenden allgemeine Aufnahme finden.
Besonders Benedikt Biscop, der hochherzige Stifter der
Klöster Wearmouth und Jarrow (gegründet zwischen 674
und 682), nahm sich im Norden der Pflege des Psalmen-
gesanges an; auf einer Romreise fand er in dem Archi-
kantor von St. Peter eine tüchtige Kraft, «um die kanonische
Weise des Gesanges und Gottesdienstes nach dem Ritus
der römischen und apostolischen Kirche zu lehren».3 So
wurde Wearmouth eine Pflanzstätte der römischen Liturgie
im Norden, und viele Klöster holten sich dort die Ordnung
der Psalmodie und der damit verknüpften Feier der täg-
lichen Gebetsstunden, so daß der Ordo Romanus festen
Fuß faßte und sich großer Popularität und Verbreitung
erfreute.
Zur Zeit des ersten großen englischen Reformkonzils, der
Synode von Cloveshoe (747), scheint die Einführung des
lateinischen Breviers keinem ernsten Widerspruch mehr zu
begegnen; ganz England befolgte jetzt im Gebet eine und
dieselbe Ordnung. «Ut uno eodemque modo dominicae dis-
pensationis sacrosanctae festivitates celebrevtur juxta exemplar,
1 Labbd, Coll. Couc. V 1568.
2 Archaeologia XXIV 15.
s Beda, Hist. eccl. IV 18 (Migne 95, 199).
 
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