2. Nriegsjahr Nr. 16
2. Npril 1S1S
verchamvaane Ilamerad
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Schriktleitung und Seschäktssteile:
I'rmee-Oderkommando S, keidreitung
keldLeituns devS.Krnree
Ve2ug in der Neimat durch
aUe postanstatten und vuchhandiungen
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XIX.
Berlin, Ende März 1916.
Lieber Wilhelm!
Du schreibst mir aus dem Fclde, das; 2hr
im Schützengraben lange Debattcn habt, wie es
wohl nach dem Kriege werdcn soll, wem der
Sieg nützt. 2ch verstehe nun ganz gut, das; 2hr
Euch gegenseitig etwas die Köpfe in Ordnung
bringt, kann aber schlecht bcgreifcn, das; dabei,
wi^Du sagst, mitunter das Wort zu hörc^l ch,
Nehmen wir einmal an, dah im Jahre
1870/71 der Sieg nicht auf der deutschen Seite
gewesen wäre, sondern bei den Franzosen! Wie
würde es dann weiter gegangen sein? Dann
hätten wir nicht die französischen Milliarden be-
kommen, welche für die damals noch arme und
kleine deutsche Volkswirtschaft die beste Aus-
stattung maren. Es ist sicherlich wahr, daf; von
diesen Milliarden nur ein gemisser Teil in Form
von 2nvalidenpcnsionen und Entschädigungen
direkt der Volksmenge zugute gekommen ist und
datz der größere Teil zu Kriegsmatcrial, Staats-
anlagen, Kreisverwaltungsycldern und^ ähnlichem
kein Mensch bestrciten können, der noch eine Er-
innerung an die damaligen Verhältnisse hat.
Der siegreiche Krieg war ein Nuck vorwärts für
allc Gewcrbe. Es kam die sogcnannte Gründer-
wird als sie vcrdient, denn der Schwindel war
dabei sozusagen nur das ablaufcnde Nebenpro-
dukt einer Vermehrung aller Tätigkeiten. Von
da an bekamen mir eine machsende 2ndustrie
und eine viel ertragreichere Landwirtschaft. Die
heimkehrenden Soldaten leistcten im Durchschnitt
mehr als vorher, waren willenskräftiger und
weltkundiger gewordcn und verbesserten sich ihre
Lebensbedingungen. 2ch habe noch als Lnabe
im sächsischen Erzgebirge den alten mühseligen
Betrieb gelannt. Damals wandei>tcn bei uns
nicht aushalten konnten. Das ging auch nach
dcm Kriege noch eine Weile so fort, hörte aber
dann auf, sobald die Folgen des Sieges in die
Erscheinung tratcn, während es drüben in Oester-
Kbschied.
vin atter kriedhok in tiekem Zchnee
Und du und ich find allein,
Kuk weifien Vssegen ging nur das VL^eh
Vor uns hinein.
Und du sagtest „Lebwohl" —
nicht wusZt' ich da,
vast auk immer es sollte sein,
Und du gingst und ließest im kalten Schnee
Mich gan2 allein. —
vin andrer wurde dein, er nahm
vich voll Liebe ans warme Nerr
Und wurdest glücklich — und einsam ich
1n grostem Zchmerr.-
vin anderer vriedhok in tiekem Schnee
Und du stehst bleich und allein,
Kuk weißen V7egen trugen dein Slück
1ns 6rab sie hinein.
vin let^ter Sruss noch
und Uälte und Zchnee
Nun hüllen dich ein,
Und einsam mußt du nun wie ich
1m Leben sein.
Leuten. Viele Gegenden, in denen jetzt unsere
Truppen liegen, sind mir bekannt. Sie besitzen
eine alte jiultur, aber nur selten cinen neueren
keit, sowohl aii Liinderzahl wie an Untemeh-
mungsgeist. 9Nan dcnkt an das Wort: Ver-
flogen ist der Spiritus! Das ist die Niederlage!
Da wir nun aber von Natur nicht so wohl-
werden die Deutschen, wcim der Feldzug nicht
gelingt, auch rufen: Wir zahlen für Euch! Das
ist keineswegs blos eine Lapitalistensache, sondern
Du weitztz Wilhelm, das;Ocs'^dieses Mal
viel^schwerer ist als damals. Das weis;