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Deutsche Kriegszeitung — 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.3215#0385
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JUrrftrrerte Woehen-AuSyabe

H e r cr rr S y e g e b e n v c» rrr

Serlrner Kolrut AnIeiyer

klus grofZer Zeit

von einem alten preuftischen Gffizier.

OOXXVI.

Das Aorlschreiten der Räumung.

^H^ur tder tadellosen Disziplin unserer
Truppen und der vorzüglichen
Arbeit d-er Stäbe war es zu danlen,
daß das besetzte feindliche Land in
deni dazu angesetzten Zeitraume ge-
räuuü w^rden loiunc. Foch, dem
das zu räumende Gebiet sehr wohl
bekannt war, hatte du-rch die Kürze der
gestellten Frist uns vor eine unendlich
schwere Aufgnbe gestellt. Ein Blick auf die
Karte mußte ihm zeigen, daß in Belgien
nur einige große Straßen von West nach
Ost führten, alfo für unseren Rückmarsch
»n Betracht kamen, wührend alle anderen
Straßen lediglich auf diese zu benutzenden
Straßen immer wieder aus dem Landes-
innern neu-e Kolonnen einschoden, die
Marschstockungen und Versperrungen
des Weges unvermeidlich machten. So
marschierten beispielsweise auf einer ein-
gigen Straße neun Divisionen hinterein-
ander. Vlieb auch viel liegen, vermochten
ouch vor allen Dingen die Pferde die
ihnen zugemutete Arbeitslast nicht zu er-
ledigen, und versagte auch so manches
Wummilose Lastauto auf den zu Glatteis-
bahnen gefrorenen Wegen der Eifel, so
war doch im allgemeinen der Rückzug ein
tadelloser. Wer Manöver mitgemacht
hat, der hätte in den blumengeschmückten,
m.t Sang und Klang marschierenden
Truppen keinen Unterschied von Manö-
vertruppen zu erkennen vermocht. Tadel-
los waren die Marschdisziplin und die
Stimmung, die nur dann die prächtigen
Leute zu verlasfen drohte, wenn sie sich
dessen entsannen, daß sie, die Helden vieler
Siege, fich ohne Niederlage unwürdigen

Eurova in den lehten 4vo Zahren

Historische Karte / Herausgegeben vom
Äerliner T o k a l - A n z e i g e r

Acht vierfarbige Karten von Europa
in den Zahren 1500, 1648, 1789,

1812, 1815, 1866, 1878, 1914,
mit erlauterndem Texi und mii
einer leeren Karte zum Selbstaus-
füllen nach Seendigung des Krieges
preis 50 pfennig

Durch den Äuchhandel oderqeqen Doreinsendung
-von 60 pfg. durch die Dertriebs-Abteiluna des
Verlages August Scherl G. m bH , Äerlm8V/68.

Bedingungen beugen mußten.—Die bel-
gische Bevölkerung verhi-elt sich neugierig,
aber ruhig. Maueranfchläge in allen
Orten mahnten zur Ruhe und d-azu, kein-e
zu ftürmische Freude über den Abzug des
Feindes an den Tag zu legen und oon

Belgier der Versuch gemacht, unsere
Leute des Diebstahls zu beschuldigen.
Die . . . Dioision, so rief ein b-elgischer
Bürgermeifter, h-at alles Vieh geraubt.
Eine Besichtigung der Ställe bewies, daß
diese bis aus den letzten Platz gefüllt

Felckmarschcilleutncint klckolf v. iZoog,

Gberbefehlshaber ckec bewciffneten lllacht Oeutsch-Gsterreichs.


feiten der Deutfchen reizte kein Wo-rt
und ke-ine Handlung zum Widerspruch
oder gar zum Streit. Zwar eins hatt-e
sich d-er Belgier nicht ver-sa-gen können.
Von allen Häuifern wehten- Flag-g-en in
d-en Farben der Allierten. Mit luftigen
Liödern auf den Lippen zo-gen -unsere
Tapferen unter ihnen da-hin, als s-eien sie
zu ihren Ehren ausgehängt undnicht als
Zeichen der Fr-eude über ihren Abzu-g.
Wohl wu-rde hier und d-a von seiten der

waren. D-er Mann h-atte gelogen, und
zw-ar aus gutem Grunde. Sind wir
nicht v-erurteilt, all-en Sch-aden zu er-
fetzen? Nun woh-l, w-ahrscheinlich sollte
d-as Vieh auf der Lifte des oon un-s zu
B-ezahlenden oerbu-cht w-erden. Allzu ge-
nau -würd-e ja ei-ne Ententekom-mission
nicht nach d-er Wahrh-eit sein-er Angab-en
forschen. Der Deuts-ch-e bezahlt eben auch
das nich-tverlo-rene. — Man wird sich nnr
n-eugier-ig fragen könn-en, ob denn Belgien

au-ch ehrlich genu-g f-ein wird, d-ie ihm
überlassenen Depots und Magazine in
Anrechnung zu bringen. — Vo-n diesen
fiel unseren Feinden nur allzu viel in die
Hände, denn sie ließ-en selbft d-ann den
Mußverkäufer zapp-el-n, w-enn diefer
niedrigste Preise verlangte, d-a sie sehr
wohl wußten, daß die Zeit ihr Verb-ün-
deter war und uns di-e Transportmittel
fehlten. Freilich wurd-en auch von uns
Fehler gema-cht. So schaffte man oon
Lüttich beisp-ielsweise die Hufeisen und
Stollen, deren unsere Artillerie so drin-
gend b-edurfte, fchleunig-st -n-ach Deutfch-
land zurück und ließ den Belgiern d-as
koftbare Mehl. — Großarti-g geftaltete
sich der Empfang an der deutschen
Grenz-e, doch sah man, d-aß di-e Be-
grüßenden tiefbewegt w-aren, wenn sie
di-e kleine Sch-ar vorüberziehen sahen, die
ein Regim-ent darftellen sollte.

Die Räumung der Rheinlande

vollzog sich meistens in der Weise, d-aß
zwischen d-em Einrücken öer seindlichen
Besatzungstrup-pen und dem Abmarsch
d-er eigen-en nur w-en-ig Zeitraum blieb.
Es geschah dies, um d-em Treib-en
unlauterer Elemente oorzu-b-eugen. Alle
Wehrpflichti-gen, die nicht vor d-em
1. Auguft 1914 ihren Wohnfitz -aus dem
linken Rhe-inu-fer g-ehabt hatten, mußten,
w-enn sie entlassen w-aren, di-efes bis zu-ni
10. Dezemib-er geräumt haben, d-a si-e sonst
Gefahr liefen, oom F-einde interniert zu
werden. Zu-m Schutz der gerüumten
Garnisonorte wurden- von den Städten,
wie b-eispielsweife in Mainz, Bürger-
w-ehren aus ged-ienten So-ldat-en gebildet.
Frankfurt a. Main, das der Hoffnung
gelebt h-atte, ganz von sremd-er Be-
fatzung froi zu bl-ei-b-en, erfuhr, daß fein-e
westlichen Vorstädte besetzt werden wür-
d-en. — Am 26. November konn-te der
Franzofe bereits meld-en, daß er die
ganzen Reichs-lande b-is zu den Gren-zen
von 1870 wieder bef-etzt h-abe.

Vorzeitiger Vormarsch der Franzosen

in der Pf-a-lz err-egte um so größe-re Be-
unruhigung, als der F-eind sich nicht ge-
scheut hatte, -auch schwarze Kolo-ni-al-
foldat-en einrückcn zu lassen, unter d-eren
zudringlichem Wes-en die w-eibliche Be-
völkerung zu lei-d-en h-atte. Jnr allge-
meinen b-e-trag-en sich ab-er d-ie franzä-
sischen Trupp-en nach einer Meldung -aus
K-arlsruhe durchaus zufriedenstellend und
riefen d-en B-ewohnern b-eim Einmarsch
od-er Durchmarsch beruhige-nde Worte zu.
— Der Rückmarsch der Deutschen durch
 
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