Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Polska Akademia Umieje̜tności <Krakau> / Komisja Historii Sztuki [Editor]; Polska Akademia Nauk <Warschau> / Oddział <Krakau> / Komisja Teorii i Historii Sztuki [Editor]
Folia Historiae Artium — N.S. 22.2024

DOI article:
Papp, Júlia: Die Anfänge der institutionellen Kunstfotografie in Ungarn (1859-1885)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73804#0010
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
9

Museum entscheiden konnte, ob es sie erwerben moch-
te. Der Mitarbeiter des Museums bedankte sich fur die
beiden Fotografien, konnte jedoch die Bronzestatue nicht
kaufen, da das Museum nicht uber genug Mittel fur den
Erwerb von Objekten, die nicht im direkten Zusammen-
hang mit der nationalen Geschichte standen, verfugte.
Ein Briefwechsel aus dem Jahr 1883 gibt Aufschluss
uber die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Fo-
tografen und den Museen sowie uber die damals vor-
herrschenden Preise. Der siebenburgische Fotograf Fritz
Geltsch ubermittelte dem Nationalmuseum die Infor-
mation, dass er 45 Negative von Gegenstanden aus der
Sammlung der Amateurarchaologin Zsófia Torma ange-
fertigt habe und die auf Albuminpapier ubertragenen Ko-
pien dem Museum zum Kauf anbiete. Der Preis pro Ko-
pie betragt 50 Kreuzer. József Hampel, ein Mitarbeiter des
Museums, erwiderte, dass der Preis zu hoch sei. Nach lan-
gen Verhandlungen vekaufte der Fotograf dem Museum
die Aufnahmen fur 30 Kreuzer pro Stuck. Auf der Karte
einer Fotografie, die ein Schmuckstuck zeigt, ist folgender
Vermerk zu finden: „Aufgenommen fur Rosenberg." Marc
Rosenberg, der Autor des Katalogs der Goldschmiede-
merkzeichen, die heute noch verwendet werden, besuchte
1884 die Goldschmiedeausstellung in Budapest und bezog
sich in seinem Werk mehrfach auf die Kunstwerke, die
dort prasentiert wurden.
Eine wertvolle Sammlung von mehreren tausend Glas-
negativen, darunter auch Kunstwerkfotografien aus dem
19. Jahrhundert, befindet sich in der Datenbank des Bu-
dapester Museums fur Angewandte Kunst. Die Identifi-
zierung der abgebildeten Gegenstande wird dadurch er-
leichtert, dass ein grower Teil der Sammlung aus Serien
von Fotoaufnahmen zu bestehen scheint, die wahrend
verschiedener thematischer Ausstellungen in Ungarn
im spaten 19. und fruhen 20. Jahrhundert aufgenommen
wurden.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden
auch Fotografien von Kunstwerken fur die Bibliothek
des Nationalmuseums. Einige der Fotografien, vor allem
von Codices und Handschriftenfragmenten aus dem In-
und Ausland, die heute in der Szechenyi-Nationalbiblio-
thek aufbewahrt werden, haben nichts von ihrem doku-
mentarischen Wert verloren, weil viele der abgebildeten
Kunstwerke entweder zerstort wurden oder als verschol-
len gelten. Dieses fruhe Inventar, das in Tagebuchform
die Entwicklung der Sammlung wiedergibt, informiert
daruber wie die Fotografien erworben wurden sowie in
welchen Umfang und zu welchen Preisen sie gekauft wur-
den. In den i88oer Jahren begann man in auslandischen
Bibliotheken nach Objekten mit Bezug zu Ungarn zu su-
chen. Die Fotos, die dabei entstanden und hauptsachlich
Renaissancebucher, die mit dem Konig Matthias Corvi-
nus in Verbindung stehen zeigten, wurden entweder von
lokalen Fotografen oder von Fotografen, die aus Ungarn
entsandt wurden, geschossen.
In den 18/oer und i88oer Jahren erwarb auch die
Koniglich-Ungarische Musterschule fur Zeichnen die


2. John Brampton Philpot, Zeichnung von Michelangelo, um 1870,
Papier, Albumin. Magyar Kepzomuveszeti Egyetem Konyvtar, Le-
veltar es Muveszeti Gyujtemeny (Ungarische Universitat der Scho-
nen Kunste, Bibliothek, Archiv und Kunstsammlung), Budapest

Fotoaufnahmen verschiedener Kunstwerke. Aus dem da-
mals veroffentlichten Katalog geht hervor, dass die Bib-
liothek bereits 1883 eine umfangreiche Fotosammlung
besaE, zu der uber 2.000 Fotografien von Kunstwerken
gehórten.10 Fur wissenschaftliche Studien wurde beispiels-
weise eine Serie von 477 Fotografien von John Brampton
Philpot & Jackson aus Florenz erworben [Abb. 2].
Jedoch nicht nur die Museen, sondern auch die Kirche
erkannte bald die Moglichkeiten der neuen Reproduk-
tionstechnik. In der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts
kam es in Ungarn zu einer Wiederbelebung der Bemu-
hungen um die Erfassung alter Handschriften von einhei-
mischer Bedeutung. Zu diesen Werken zahlen insbeson-
dere die Corvinus-Handschriften. Das Archaologische
Komitee der Ungarischen Akademie der Wissenschaften
bat mehrere auslandische Bibliotheken um Informationen
uber Handschriften aus ihren Sammlungen, die in Bezug
zu Ungarn standen und bemuhte sich um Kopien oder
Fotografien der schonsten Seiten. 1871 wurde mit Unter-
stutzung der ungarischen Bischofskonferenz in Rom ein
Prachtalbum mit 16 hochwertigen eingeklebten Fotografi-
en der schonsten Seiten von vier Corvinus-Handschriften

10 A. M., Kir. Orszagos Mintarajztanoda es Rajztanórkepezde konyv-
taranak Czimjegyzeke, Budapest 1883, S. 66-72.
 
Annotationen