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Bronzefunde aus dem Artemision von Ephesos
gesicherten Ursprung dieser Gruppe im phrygischen Raum ab und wird hier zur Bezeichnung des beschrie-
benen Grundtyps verwendet2".
Bereits Ch. Blinkenberg212 isolierte mit seiner Gruppe XII die »types d’Asie Mineure« Fibeln, deren Haupt-
merkmale der symmetrische, halbrund gewölbte Bügel, an den die Nadel und der Fuß unmittelbar anschließen,
und der gehörnte, an der Vorderseite kannelierte Fuß sind; innerhalb seiner Gruppe XII definierte er 17 Typen.
Wegen der zahlreichen Funde in der phrygischen Hauptstadt Gordion und in Ephesos vermutete er Kleinasien
als Heimat dieser Fibeln. O. W. Muscarella führte in seiner Monographie die Untergliederungen und Bezeich-
nungen Blinkenbergs im Wesentlichen fort, korrigierte oder erweiterte diese jedoch in einigen Punkten und
klärte ihre chronologische Abfolge und Herkunft213. Innerhalb Blinkenbergs Gruppe XII unterschied er zwi-
schen Fibeltypen phrygischer Produktion und Nachahmungen außerhalb Phrygiens gelegener Werkstätten,
wobei er als Hauptkriterium für die Herkunft aus einer phrygischen Werkstatt den gehörnten Fuß definierte.
Mit der Publikation der Funde aus drei neu untersuchten Tumuli in Gordion machte R. S. Young214 zahlreiche
weitere Fibeln aus der phrygischen Hauptstadt bekannt, wobei er sich an der Untergliederung Muscarellas
orientierte. R. M. Boehmer215, der sich im Rahmen einer Vorlage der Funde aus Bogazköy ausführlich mit
den Fibeln phrygischer Art beschäftigte, übernahm die von O. W. Muscarella erweiterte Gliederung Blinken-
bergs, diskutierte aber in einigen Fällen die typologische Zuweisung neu und fügte weitere Varianten hinzu.
Die auf den griechischen Inseln gefundenen Fibeln phrygischer Art wurden von E. Sapouna-Sakellarakis216
zusammengestellt, die ihrer Untersuchung ebenfalls die Typologie Muscarellas zugrunde legte. Die Funde aus
Samos waren bereits zuvor von U. Jantzen217 ausführlicher diskutiert worden, jene aus Chios von J. Board-
man218. Zuletzt legte E. Qaner die aus West- und Zentralanatolien bekannten Fibeln zusammenfassend vor219:
Unter Berücksichtigung verschiedener formaler Merkmale erstellte er eine sehr detaillierte Gliederung der
von ihm als »phrygisch bzw. anatolisch« bezeichneten Fibeln in Gruppen, Typen und Varianten, die eine
bessere Übersicht des reichen Fundmaterials und der Entwicklung einzelner Formen sowie eine bessere
Beurteilung von Werkstattmerkmalen ermöglicht.
Das Verbreitungsgebiet dieser Fibeln erstreckt sich von Phrygien im Osten über Westkleinasien, die
Ägäischen Inseln und das griechische Festland bis nach Westgriechenland. Besonders zahlreich kommen sie
aber in Phrygien selbst und im westlichen Anatolien vor, sodass ihre Provenienz von Anfang an in diesem
Bereich vermutet wurde220. O. W. Muscarella kam zu dem Schluss, dass die meisten Typen der Fibelgruppe
ihren Ursprung in Phrygien und - aufgrund des frühen und zahlreichen Auftretens sowie der hohen Qualität
der Ausführung - vielleicht sogar in Gordion selbst haben221. Bislang wurden an keinem anderen Ort so
viele Fibeln der beschriebenen Form gefunden wie in der Hauptstadt des phrygischen Reiches, und Gordion
bleibt - bedingt auch durch den insgesamt mangelhaften Publikationsstand für die phrygischen Siedlungen
und Nekropolen - die bedeutendste und zuverlässigste Quelle für eine stilistische und chronologische Beur-
teilung dieser Fibelgruppe. Die Fibeln stammen vor allem aus den meist sehr reich ausgestatteten Grabhügeln,
aber auch aus den Siedlungs- und Zerstörungsschichten des Stadthügels222. Die derzeit ältesten bekannten
211 Häufig wird auch der Begriff "phrygische Fibeln’ verwendet, der aber bei einer Differenzierung von phrygischen Erzeugnissen
und nichtphrygischen Nach- oder Umbildungen irreführend sein könnte: Muscarella 1967a. 37 ff; Kilian 1975a. 151 ff.; Sapou-
na-Sakellarakis 1978, 120 ff.; faner 1983, 50 ff. fasst diese Fibeln unter der Überschrift »phrygische bzw. anatolische« Fibeln
zusammen; s. auch Kerschner 2005, 127 f.
212 Blinkenberg 1926, 204 ff.
213 Muscarella 1967a, 12 ff. 35 ff.
214 Young 1981, 239 ff.
215 Boehmer 1972, 46 ff.
216 Sapouna-Sakellarakis 1978, 120 ff.
217 Jantzen 1972. 48 f.
218 Boardman 1967, 210 f. Typ G-K.
219 Qaner 1983, 50 ff.; vgl. dazu O. W. Muscarella, Rezension zu Qaner 1983, BiOr 43, 1986, 194 ft.
220 Blinkenberg 1926, 206.
221 Muscarella 1967a, 35 ff.; ders. 1967b. 82 ff.; ähnlich Young 1981, 242.
222 Zum Fundort Gordion und zur Datierung der Tumuli zusammenfassend: Qaner 1983, 3 ff.; zu den Tumuli W, MM und P aus
Gordion: Young 1981, 7 ff. 102. 198: zu den sog. Lesser Tumuli: Kohler 1995. 191 f. Jüngst durchgeführte Radiocarbon-Analysen
haben für jenen Zerstörungshorizont am City Mound, der bislang mit Einfällen von Kimmeriern kurz nach 700 v. Chr. in Ver-
bindung gebracht wurde, eine deutlich frühere Datierung um 830-800 v. Chr. ergeben. Durch diesen neuen Datierungsansatz
lassen sich nun auch verschiedene Entwicklungen in der Bronzekunst Gordions folgerichtiger erklären. Zur Diskussion um einen
Bronzefunde aus dem Artemision von Ephesos
gesicherten Ursprung dieser Gruppe im phrygischen Raum ab und wird hier zur Bezeichnung des beschrie-
benen Grundtyps verwendet2".
Bereits Ch. Blinkenberg212 isolierte mit seiner Gruppe XII die »types d’Asie Mineure« Fibeln, deren Haupt-
merkmale der symmetrische, halbrund gewölbte Bügel, an den die Nadel und der Fuß unmittelbar anschließen,
und der gehörnte, an der Vorderseite kannelierte Fuß sind; innerhalb seiner Gruppe XII definierte er 17 Typen.
Wegen der zahlreichen Funde in der phrygischen Hauptstadt Gordion und in Ephesos vermutete er Kleinasien
als Heimat dieser Fibeln. O. W. Muscarella führte in seiner Monographie die Untergliederungen und Bezeich-
nungen Blinkenbergs im Wesentlichen fort, korrigierte oder erweiterte diese jedoch in einigen Punkten und
klärte ihre chronologische Abfolge und Herkunft213. Innerhalb Blinkenbergs Gruppe XII unterschied er zwi-
schen Fibeltypen phrygischer Produktion und Nachahmungen außerhalb Phrygiens gelegener Werkstätten,
wobei er als Hauptkriterium für die Herkunft aus einer phrygischen Werkstatt den gehörnten Fuß definierte.
Mit der Publikation der Funde aus drei neu untersuchten Tumuli in Gordion machte R. S. Young214 zahlreiche
weitere Fibeln aus der phrygischen Hauptstadt bekannt, wobei er sich an der Untergliederung Muscarellas
orientierte. R. M. Boehmer215, der sich im Rahmen einer Vorlage der Funde aus Bogazköy ausführlich mit
den Fibeln phrygischer Art beschäftigte, übernahm die von O. W. Muscarella erweiterte Gliederung Blinken-
bergs, diskutierte aber in einigen Fällen die typologische Zuweisung neu und fügte weitere Varianten hinzu.
Die auf den griechischen Inseln gefundenen Fibeln phrygischer Art wurden von E. Sapouna-Sakellarakis216
zusammengestellt, die ihrer Untersuchung ebenfalls die Typologie Muscarellas zugrunde legte. Die Funde aus
Samos waren bereits zuvor von U. Jantzen217 ausführlicher diskutiert worden, jene aus Chios von J. Board-
man218. Zuletzt legte E. Qaner die aus West- und Zentralanatolien bekannten Fibeln zusammenfassend vor219:
Unter Berücksichtigung verschiedener formaler Merkmale erstellte er eine sehr detaillierte Gliederung der
von ihm als »phrygisch bzw. anatolisch« bezeichneten Fibeln in Gruppen, Typen und Varianten, die eine
bessere Übersicht des reichen Fundmaterials und der Entwicklung einzelner Formen sowie eine bessere
Beurteilung von Werkstattmerkmalen ermöglicht.
Das Verbreitungsgebiet dieser Fibeln erstreckt sich von Phrygien im Osten über Westkleinasien, die
Ägäischen Inseln und das griechische Festland bis nach Westgriechenland. Besonders zahlreich kommen sie
aber in Phrygien selbst und im westlichen Anatolien vor, sodass ihre Provenienz von Anfang an in diesem
Bereich vermutet wurde220. O. W. Muscarella kam zu dem Schluss, dass die meisten Typen der Fibelgruppe
ihren Ursprung in Phrygien und - aufgrund des frühen und zahlreichen Auftretens sowie der hohen Qualität
der Ausführung - vielleicht sogar in Gordion selbst haben221. Bislang wurden an keinem anderen Ort so
viele Fibeln der beschriebenen Form gefunden wie in der Hauptstadt des phrygischen Reiches, und Gordion
bleibt - bedingt auch durch den insgesamt mangelhaften Publikationsstand für die phrygischen Siedlungen
und Nekropolen - die bedeutendste und zuverlässigste Quelle für eine stilistische und chronologische Beur-
teilung dieser Fibelgruppe. Die Fibeln stammen vor allem aus den meist sehr reich ausgestatteten Grabhügeln,
aber auch aus den Siedlungs- und Zerstörungsschichten des Stadthügels222. Die derzeit ältesten bekannten
211 Häufig wird auch der Begriff "phrygische Fibeln’ verwendet, der aber bei einer Differenzierung von phrygischen Erzeugnissen
und nichtphrygischen Nach- oder Umbildungen irreführend sein könnte: Muscarella 1967a. 37 ff; Kilian 1975a. 151 ff.; Sapou-
na-Sakellarakis 1978, 120 ff.; faner 1983, 50 ff. fasst diese Fibeln unter der Überschrift »phrygische bzw. anatolische« Fibeln
zusammen; s. auch Kerschner 2005, 127 f.
212 Blinkenberg 1926, 204 ff.
213 Muscarella 1967a, 12 ff. 35 ff.
214 Young 1981, 239 ff.
215 Boehmer 1972, 46 ff.
216 Sapouna-Sakellarakis 1978, 120 ff.
217 Jantzen 1972. 48 f.
218 Boardman 1967, 210 f. Typ G-K.
219 Qaner 1983, 50 ff.; vgl. dazu O. W. Muscarella, Rezension zu Qaner 1983, BiOr 43, 1986, 194 ft.
220 Blinkenberg 1926, 206.
221 Muscarella 1967a, 35 ff.; ders. 1967b. 82 ff.; ähnlich Young 1981, 242.
222 Zum Fundort Gordion und zur Datierung der Tumuli zusammenfassend: Qaner 1983, 3 ff.; zu den Tumuli W, MM und P aus
Gordion: Young 1981, 7 ff. 102. 198: zu den sog. Lesser Tumuli: Kohler 1995. 191 f. Jüngst durchgeführte Radiocarbon-Analysen
haben für jenen Zerstörungshorizont am City Mound, der bislang mit Einfällen von Kimmeriern kurz nach 700 v. Chr. in Ver-
bindung gebracht wurde, eine deutlich frühere Datierung um 830-800 v. Chr. ergeben. Durch diesen neuen Datierungsansatz
lassen sich nun auch verschiedene Entwicklungen in der Bronzekunst Gordions folgerichtiger erklären. Zur Diskussion um einen