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Bronzefunde aus dem Artemision von Ephesos
Von Griffbügeln dieses Typs sind neben den zehn Exemplaren aus Ephesos bislang nur zwei weitere Bei-
spiele aus Erythrai670 und aus Phana auf Chios671 bekannt. Im Heraion von Samos kommen keine vergleich-
baren Griffbügel vor. Die kleinen, pilzkopfartigen Abschlüsse der flach gebogenen Bügel zahlreicher chioti-
scher Funde sind mit den hier diskutierten Griffbügeln aus Ephesos verwandt, jedoch in ihrem Stil kaum zu
vergleichen. Im phrygischen Raum begegnen Griffbügel dieses Typs nicht.
Die charakteristische Gestaltung des kalottenförmigen, ritzverzierten Abschlussgliedes spricht für die
Herkunft von Kat. 718-724 aus einer Werkstatt. Eine Entstehung der Griffbügel in Phrygien ist nach der der-
zeitigen Fundkenntnis auszuschließen, da dort weder Vergleichsbeispiele noch konkrete Vorläufer dieser Form
zutage kamen672. Es handelt sich bei dem Typ daher wohl um eine eigenständige ionische Entwicklung. Auf-
grund seines gehäuften Auftretens im Artemision wäre sogar zu vermuten, dass sich diese Werkstatt in der
Umgebung von Ephesos befand673. Als Vorbilder könnten Fibeln phrygischer Art gedient haben, die in unter-
schiedlichen Kombinationen an fünf Stellen Ornamente aus einem kerbverzierten Wulst zwischen zwei oder
mehreren Scheiben tragen674. Die von E. Qaner angenommene Datierung dieses Griffbügeltyps in das aus-
gehende 8. bzw. in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts scheint etwas zu früh angesetzt675.
VII.2.5 Griffbügel mit fünf Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination und
SCHEIBENFÖRMIGEN ABSCHLUSSGLIEDERN (KAT. 726, TaF. 49)
Kat. 726 steht den zuvor besprochenen Griffbügeln mit kalottenförmigem Abschluss nahe. Scheiben, deren Außenfläche mit
von einer horizontalen Mittellinie ausgehenden Strichbündeln verziert und deren Rand durch eine in der Mitte umlaufende Rille
profiliert ist, bilden die Abschlussglieder. Der rundstabige Bügel ist mit den fünf im Querschnitt runden Ornamenten in einem
Stück gegossen. Die Ornamente sind durch nicht gänzlich umlaufende Rillen in breitere und schmälere Scheiben und Wülste
gegliedert.
Ein von D. G. Hogarth im Artemision gefundener Griffbügel, der ähnlich gebildete Bügelornamente aus einer
Abfolge von breiteren, kerbverzierten und schmäleren, glatten Scheiben und Wülsten sowie scheibenförmige,
an der Vorderseite mit sternförmig angeordneten Ritzlinien verzierte Abschlussglieder hat, ist unmittelbar mit
Kat. 726 zu vergleichen676. Ein Griffbügel aus Smyrna scheint in der Form des Bügels, seiner Ornamente und
in Form der Abschlussglieder ebenfalls eng verwandt zu sein677. Die Gestaltung der Bügelornamente hat ihre
Vorbilder in Fibeln phrygischer Art der Variante J 11, 2 nach Qaner, die im Artemision mit den Fibeln Kat.
199 und 200 belegt ist678. Die genannten Vergleiche und stilistischen Parallelen zu anderen als ionische Er-
zeugnisse angesprochenen Griffbügeln, etwa zu jenen in Abschnitt VII.2.4 behandelten Exemplaren, lassen
eine Herstellung von Kat. 726 in einer Werkstatt dieser Region annehmen.
VII.2.6 Griffbügel mit sieben Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination und einer
Abschlussplatte (Kat. 710, 2; 727, Taf. 44. 49. 108)
Der Griffbügel Kat. 710. 2 ist mit sieben gleich breiten Ornamenten verziert. Diese bestehen aus einem mittleren glatten Wulst,
der auf beiden Seiten von je zwei schmalen, kerbverzierten Scheiben gerahmt wird. Die Bügelornamente sind gesondert gefertigt
und auf den Bügel aufgeschoben. Eine fl-förmige, vertikale Abschlussplatte, deren Außenfläche mit mehreren Paaren von pro-
filierten Wülsten verziert ist, verbindet die Bügelendornamente.
6711 Akurgal (Anm. 641) Abb. 93d: s. Umzeichnung bei Qaner 1983, 197 Taf. 79, G 18. Qaner gibt als Material Elfenbein an. Allerdings
scheint der Griffbügel nach der Abbildung bei Akurgal a. O. eindeutig aus Bronze zu sein.
671 Lamb 1934/35. 149 Taf. 31, 33. Der Griffbügel stammt aus dem sog. M deposit, das vom Ausgräber in das 7. oder beginnende
6. Jh. datiert wird. Der ebenda Taf. 31, 32 mit der Ansicht der Rückseite abgebildete Griffbügel mit fünf aufgesetzten, einfach
profilierten Ornamenten und einem sich über diese hinaus fortsetzenden Bügel scheint ebenfalls zu diesem Typus zu gehören.
672 VgL auch Parzinger - Sanz 1986, 180.
673 Bereits Qaner 1983, 194. 197 vermutete die Werkstätte dieser Griffbügel im Gebiet von Ephesos - Erythrai - Bayrakh; dazu auch
Klebinder 2001, 113 f.
674 VgL Qaner 1983, 129 ff. Variante J 1, 2.
675 Qaner 1983, 197.
676 Hogarth 1908, Taf. 19, 2. Eine Umzeichnung des Stücks findet sich bei Qaner 1983. Taf. 78. G 12.
677 Boardman 1961/62, Taf. 21 b; eine Umzeichnung bringt Qaner 1983. Taf. 78, G 11.
678 Qaner 1983, 145 f.
Bronzefunde aus dem Artemision von Ephesos
Von Griffbügeln dieses Typs sind neben den zehn Exemplaren aus Ephesos bislang nur zwei weitere Bei-
spiele aus Erythrai670 und aus Phana auf Chios671 bekannt. Im Heraion von Samos kommen keine vergleich-
baren Griffbügel vor. Die kleinen, pilzkopfartigen Abschlüsse der flach gebogenen Bügel zahlreicher chioti-
scher Funde sind mit den hier diskutierten Griffbügeln aus Ephesos verwandt, jedoch in ihrem Stil kaum zu
vergleichen. Im phrygischen Raum begegnen Griffbügel dieses Typs nicht.
Die charakteristische Gestaltung des kalottenförmigen, ritzverzierten Abschlussgliedes spricht für die
Herkunft von Kat. 718-724 aus einer Werkstatt. Eine Entstehung der Griffbügel in Phrygien ist nach der der-
zeitigen Fundkenntnis auszuschließen, da dort weder Vergleichsbeispiele noch konkrete Vorläufer dieser Form
zutage kamen672. Es handelt sich bei dem Typ daher wohl um eine eigenständige ionische Entwicklung. Auf-
grund seines gehäuften Auftretens im Artemision wäre sogar zu vermuten, dass sich diese Werkstatt in der
Umgebung von Ephesos befand673. Als Vorbilder könnten Fibeln phrygischer Art gedient haben, die in unter-
schiedlichen Kombinationen an fünf Stellen Ornamente aus einem kerbverzierten Wulst zwischen zwei oder
mehreren Scheiben tragen674. Die von E. Qaner angenommene Datierung dieses Griffbügeltyps in das aus-
gehende 8. bzw. in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts scheint etwas zu früh angesetzt675.
VII.2.5 Griffbügel mit fünf Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination und
SCHEIBENFÖRMIGEN ABSCHLUSSGLIEDERN (KAT. 726, TaF. 49)
Kat. 726 steht den zuvor besprochenen Griffbügeln mit kalottenförmigem Abschluss nahe. Scheiben, deren Außenfläche mit
von einer horizontalen Mittellinie ausgehenden Strichbündeln verziert und deren Rand durch eine in der Mitte umlaufende Rille
profiliert ist, bilden die Abschlussglieder. Der rundstabige Bügel ist mit den fünf im Querschnitt runden Ornamenten in einem
Stück gegossen. Die Ornamente sind durch nicht gänzlich umlaufende Rillen in breitere und schmälere Scheiben und Wülste
gegliedert.
Ein von D. G. Hogarth im Artemision gefundener Griffbügel, der ähnlich gebildete Bügelornamente aus einer
Abfolge von breiteren, kerbverzierten und schmäleren, glatten Scheiben und Wülsten sowie scheibenförmige,
an der Vorderseite mit sternförmig angeordneten Ritzlinien verzierte Abschlussglieder hat, ist unmittelbar mit
Kat. 726 zu vergleichen676. Ein Griffbügel aus Smyrna scheint in der Form des Bügels, seiner Ornamente und
in Form der Abschlussglieder ebenfalls eng verwandt zu sein677. Die Gestaltung der Bügelornamente hat ihre
Vorbilder in Fibeln phrygischer Art der Variante J 11, 2 nach Qaner, die im Artemision mit den Fibeln Kat.
199 und 200 belegt ist678. Die genannten Vergleiche und stilistischen Parallelen zu anderen als ionische Er-
zeugnisse angesprochenen Griffbügeln, etwa zu jenen in Abschnitt VII.2.4 behandelten Exemplaren, lassen
eine Herstellung von Kat. 726 in einer Werkstatt dieser Region annehmen.
VII.2.6 Griffbügel mit sieben Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination und einer
Abschlussplatte (Kat. 710, 2; 727, Taf. 44. 49. 108)
Der Griffbügel Kat. 710. 2 ist mit sieben gleich breiten Ornamenten verziert. Diese bestehen aus einem mittleren glatten Wulst,
der auf beiden Seiten von je zwei schmalen, kerbverzierten Scheiben gerahmt wird. Die Bügelornamente sind gesondert gefertigt
und auf den Bügel aufgeschoben. Eine fl-förmige, vertikale Abschlussplatte, deren Außenfläche mit mehreren Paaren von pro-
filierten Wülsten verziert ist, verbindet die Bügelendornamente.
6711 Akurgal (Anm. 641) Abb. 93d: s. Umzeichnung bei Qaner 1983, 197 Taf. 79, G 18. Qaner gibt als Material Elfenbein an. Allerdings
scheint der Griffbügel nach der Abbildung bei Akurgal a. O. eindeutig aus Bronze zu sein.
671 Lamb 1934/35. 149 Taf. 31, 33. Der Griffbügel stammt aus dem sog. M deposit, das vom Ausgräber in das 7. oder beginnende
6. Jh. datiert wird. Der ebenda Taf. 31, 32 mit der Ansicht der Rückseite abgebildete Griffbügel mit fünf aufgesetzten, einfach
profilierten Ornamenten und einem sich über diese hinaus fortsetzenden Bügel scheint ebenfalls zu diesem Typus zu gehören.
672 VgL auch Parzinger - Sanz 1986, 180.
673 Bereits Qaner 1983, 194. 197 vermutete die Werkstätte dieser Griffbügel im Gebiet von Ephesos - Erythrai - Bayrakh; dazu auch
Klebinder 2001, 113 f.
674 VgL Qaner 1983, 129 ff. Variante J 1, 2.
675 Qaner 1983, 197.
676 Hogarth 1908, Taf. 19, 2. Eine Umzeichnung des Stücks findet sich bei Qaner 1983. Taf. 78. G 12.
677 Boardman 1961/62, Taf. 21 b; eine Umzeichnung bringt Qaner 1983. Taf. 78, G 11.
678 Qaner 1983, 145 f.