VII. Gürtel
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ein grundlegendes Gestaltungsmerkmal der in Ionien hergestellten Gürtel phrygischer Art. Üblicherweise ist
an der geraden Schmalseite der Zunge eine profilierte, mit zwei stiftartigen Fortsätzen versehene Leiste an-
gebracht. Die Fortsätze werden in meist kubische Aufsätze eingehängt, die am Gürtelband montiert und zur
Aufnahme des Stiftes durchlocht sind. An mehreren Zungenfragmenten blieben die Leiste und in einigen
Fällen auch die Aufsätze erhalten (Kat. 710, 1; 744. 745. 747). Die Leisten kommen in verschiedenen Aus-
führungen vor: Sie sind kräftig und mit Rillen verziert, können aber auch schmal und in der Art eines Perl-
stabes profiliert sein. Die Zunge ist üblicherweise an der Unterseite der Leiste befestigt, nur bei Kat. 747 ist
sie an deren Oberseite angebracht. Um eine solche Leiste handelt es sich auch bei Kat. 750, bei der das Blech
der Zunge nur noch im Ansatz erhalten blieb. Aufsätze zur Verbindung der Zunge mit dem Gürtelband liegen
wohl auch mit Kat. 746 und 756 vor. Eine vereinfachte Version dieses Scharniermechanismus belegt die
Gürtelzunge Kat. 749: Die dornartigen Vorsprünge setzen sich unmittelbar aus der geraden Schmalseite der
Zunge fort, ohne dass dafür eine gesondert gefertigte Leiste angebracht wurde. Bei Kat. 753 wurde das Ende
der Zunge einfach um einen Stift gewickelt, dessen Spitzen auf beiden Seiten vorkragen.
VII.5 Gürtelbänder (Kat. 757-759, Taf. 53)
Zahlreiche Blechfragmente können aufgrund der Durchlochungen entlang der Kanten und der parallel dazu verlaufenden Bündel
von Ritzlinien Gürtelbändern der oben beschriebenen Art zugewiesen werden.
VII.6 Metallgürtel aus Ionien
VII.6.1 Ursprung und Entwicklung
Wie schon einleitend kurz ausgeführt, erkannte bereits J. Boardman den engen formalen Zusammenhang
zwischen den in Ionien hergestellten Gürteln phrygischer Art und jenen aus Phrygien708. Wie die ionischen
setzen sich auch die phrygischen Ausführungen aus vier Komponenten zusammen: Dem Gürtelband, an
dessen einer Seite eine mit Ösen versehene Zunge befestigt ist, während das andere Ende als Haken gebildet
und mit einem Griffbügel ausgestattet ist, der in der Form des Bügels und im Stil der Verzierung mit Or-
namenten eng mit den Fibeln phrygischer Art verwandt ist. Das zeitlichen Verhältnis der phrygischen und
ionischen Gürtelfunde zueinander, die gut nachvollziehbare stilistische Entwicklung und das eingangs skiz-
zierte Verbreitungsgebiet dieser Form lassen darauf schließen, dass diese Metallgürtel in Phrygien entwickelt
wurden und dass dort auch die Vorbilder der in Ionien hergestellten Gürtel zu suchen sind.
Die bisher ältesten aus Phrygien bekannten Gürtel - jene aus dem Tumulus P in Gordion709 - belegen ein
Auftreten ab der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. Sie unterscheiden sich in der Ausführung der ein-
zelnen Teile deutlich von den ionischen Erzeugnissen. Das Gürtelband ist vollständig mit eingeritztem Dekor
überzogen und weist auf beiden Längsseiten vor dem Ansatz des langgezogenen Hakenendes halbkreisförmi-
ge Aussparungen auf. Die vom Griffbügel umschlossene Fläche ist mit eingeritzten Rosetten verziert. Unter-
schiedlich sind auch die Griffbügel gebildet, deren glatte, weitbogige Bügel nur an den Enden Ornamente
tragen und durch einen kurzen Steg unter ihrem Scheitel vom Gürtelband abgehoben sind. Die kurze Zunge
ist durchbrochen gearbeitet und nicht an einem beweglichen Scharnier, sondern direkt am Blech befestigt.
Die meisten dieser Merkmale der frühen Gürtel aus Phrygien begegnen bei jenen aus Ionien nicht mehr710 711.
Eine zweite, besser bekannte Gruppe von Metallgürteln aus Phrygien zeigt gegenüber den Gürteln aus
dem Tumulus P deutlich entwickeltere Züge. Die Fundzusammenhänge im Tumulus S-l und am City Mound
von Gordion7" geben einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung dieser Gruppe am Ende des 8. oder im
708 Boardman 1961/62, 184 ff.; vgl. auch Klebinder 2001. 116 ff.
7119 Young 1981, 17 ff. TumP 34-36 Abb. 9-11 Taf. 11 f. In diesem Tumulus wurde ein etwa fünfjähriges Kind bestattet. Nach der
Fundsituation zu urteilen, scheint es einen der drei Gürtel (TumP 34) getragen zu haben, während die beiden anderen wohl neben
den Körper gelegt wurden. Die Länge der Gürtel würde einer Kindertaille entsprechen. Zur Datierung des Tumulus P s. Anm.
654.
710 Vgl. dazu auch E. Kohler in: Young 1981. 239 mit Anm. 94.
711 Kohler 1995, 207 ff.; zur Datierung des Tumulus S-l von Gordion s. Anm. 684; Vassileva 2005, 91 Abb. 2-4. Eine Gliederung
der Gürtel aus Phrygien in zwei zeitlich aufeinanderfolgende Formengruppen unternahmen Parzinger - Sanz 1986, 179 ff., ihnen
waren die Funde aus dem Tumulus S-l von Gordion jedoch nur teilweise bekannt.
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ein grundlegendes Gestaltungsmerkmal der in Ionien hergestellten Gürtel phrygischer Art. Üblicherweise ist
an der geraden Schmalseite der Zunge eine profilierte, mit zwei stiftartigen Fortsätzen versehene Leiste an-
gebracht. Die Fortsätze werden in meist kubische Aufsätze eingehängt, die am Gürtelband montiert und zur
Aufnahme des Stiftes durchlocht sind. An mehreren Zungenfragmenten blieben die Leiste und in einigen
Fällen auch die Aufsätze erhalten (Kat. 710, 1; 744. 745. 747). Die Leisten kommen in verschiedenen Aus-
führungen vor: Sie sind kräftig und mit Rillen verziert, können aber auch schmal und in der Art eines Perl-
stabes profiliert sein. Die Zunge ist üblicherweise an der Unterseite der Leiste befestigt, nur bei Kat. 747 ist
sie an deren Oberseite angebracht. Um eine solche Leiste handelt es sich auch bei Kat. 750, bei der das Blech
der Zunge nur noch im Ansatz erhalten blieb. Aufsätze zur Verbindung der Zunge mit dem Gürtelband liegen
wohl auch mit Kat. 746 und 756 vor. Eine vereinfachte Version dieses Scharniermechanismus belegt die
Gürtelzunge Kat. 749: Die dornartigen Vorsprünge setzen sich unmittelbar aus der geraden Schmalseite der
Zunge fort, ohne dass dafür eine gesondert gefertigte Leiste angebracht wurde. Bei Kat. 753 wurde das Ende
der Zunge einfach um einen Stift gewickelt, dessen Spitzen auf beiden Seiten vorkragen.
VII.5 Gürtelbänder (Kat. 757-759, Taf. 53)
Zahlreiche Blechfragmente können aufgrund der Durchlochungen entlang der Kanten und der parallel dazu verlaufenden Bündel
von Ritzlinien Gürtelbändern der oben beschriebenen Art zugewiesen werden.
VII.6 Metallgürtel aus Ionien
VII.6.1 Ursprung und Entwicklung
Wie schon einleitend kurz ausgeführt, erkannte bereits J. Boardman den engen formalen Zusammenhang
zwischen den in Ionien hergestellten Gürteln phrygischer Art und jenen aus Phrygien708. Wie die ionischen
setzen sich auch die phrygischen Ausführungen aus vier Komponenten zusammen: Dem Gürtelband, an
dessen einer Seite eine mit Ösen versehene Zunge befestigt ist, während das andere Ende als Haken gebildet
und mit einem Griffbügel ausgestattet ist, der in der Form des Bügels und im Stil der Verzierung mit Or-
namenten eng mit den Fibeln phrygischer Art verwandt ist. Das zeitlichen Verhältnis der phrygischen und
ionischen Gürtelfunde zueinander, die gut nachvollziehbare stilistische Entwicklung und das eingangs skiz-
zierte Verbreitungsgebiet dieser Form lassen darauf schließen, dass diese Metallgürtel in Phrygien entwickelt
wurden und dass dort auch die Vorbilder der in Ionien hergestellten Gürtel zu suchen sind.
Die bisher ältesten aus Phrygien bekannten Gürtel - jene aus dem Tumulus P in Gordion709 - belegen ein
Auftreten ab der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. Sie unterscheiden sich in der Ausführung der ein-
zelnen Teile deutlich von den ionischen Erzeugnissen. Das Gürtelband ist vollständig mit eingeritztem Dekor
überzogen und weist auf beiden Längsseiten vor dem Ansatz des langgezogenen Hakenendes halbkreisförmi-
ge Aussparungen auf. Die vom Griffbügel umschlossene Fläche ist mit eingeritzten Rosetten verziert. Unter-
schiedlich sind auch die Griffbügel gebildet, deren glatte, weitbogige Bügel nur an den Enden Ornamente
tragen und durch einen kurzen Steg unter ihrem Scheitel vom Gürtelband abgehoben sind. Die kurze Zunge
ist durchbrochen gearbeitet und nicht an einem beweglichen Scharnier, sondern direkt am Blech befestigt.
Die meisten dieser Merkmale der frühen Gürtel aus Phrygien begegnen bei jenen aus Ionien nicht mehr710 711.
Eine zweite, besser bekannte Gruppe von Metallgürteln aus Phrygien zeigt gegenüber den Gürteln aus
dem Tumulus P deutlich entwickeltere Züge. Die Fundzusammenhänge im Tumulus S-l und am City Mound
von Gordion7" geben einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung dieser Gruppe am Ende des 8. oder im
708 Boardman 1961/62, 184 ff.; vgl. auch Klebinder 2001. 116 ff.
7119 Young 1981, 17 ff. TumP 34-36 Abb. 9-11 Taf. 11 f. In diesem Tumulus wurde ein etwa fünfjähriges Kind bestattet. Nach der
Fundsituation zu urteilen, scheint es einen der drei Gürtel (TumP 34) getragen zu haben, während die beiden anderen wohl neben
den Körper gelegt wurden. Die Länge der Gürtel würde einer Kindertaille entsprechen. Zur Datierung des Tumulus P s. Anm.
654.
710 Vgl. dazu auch E. Kohler in: Young 1981. 239 mit Anm. 94.
711 Kohler 1995, 207 ff.; zur Datierung des Tumulus S-l von Gordion s. Anm. 684; Vassileva 2005, 91 Abb. 2-4. Eine Gliederung
der Gürtel aus Phrygien in zwei zeitlich aufeinanderfolgende Formengruppen unternahmen Parzinger - Sanz 1986, 179 ff., ihnen
waren die Funde aus dem Tumulus S-l von Gordion jedoch nur teilweise bekannt.