VII. Gürtel
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Die separat gefundene Abschlussplatte Kat. 727 gehört wohl ebenfalls zu einem Griffbügel. Sie ist an der Vorderseite mit ver-
tikalen Rillen verziert, die glatte Rückseite zeigt keine Spuren einer Vernietung. Die Leiste wird an die Bügelendornamente an-
gelötet gewesen sein.
Kat. 710, 2 ist in der Gestaltung und im Stil der Bügelornamente eng mit den Griffbügeln Kat. 719-724 ver-
wandt, für die bereits eine Herkunft aus einer ionischen oder lokalen Werkstatt wahrscheinlich gemacht
wurde. Mehrere Exemplare, die in der Form des Bügels und seiner Ornamente sowie der H-förmigen Ab-
schlussplatte unmittelbar vergleichbar sind, begegnen unter den Griffbügeln aus dem Heraion von Samos679,
Abschlussplatten dieser Art kennt man auch aus Milet680. Die beschriebenen Gestaltungsmerkmale können als
charakteristisch für einen Werkstattkreis gelten, der am besten im Bereich von Samos oder der gegenüber-
liegenden ionischen Küste zu suchen ist681. Eine Herkunft dieser Griffbügel aus Phrygien kann aufgrund
fehlender Parallelen ausgeschlossen werden682. Die Funde aus Samos geben keine Hinweise für eine zeitliche
Einordnung. Der Fundkontext des Gürtels Kat. 710, 2 deutet auf eine Datierung in die zweite Hälfte des
7. Jahrhunderts hin683.
VII.2.7 Griffbügel mit neun Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination und kubischen
Abschlussgliedern (Kat. 728. 729, Taf. 50. 109)
Der im Querschnitt runde Bügel scheint mit den Ornamenten und den kubischen Abschlussgliedern in einem Stück gegossen zu
sein. Die neun Bügelornamente sind durch nicht gänzlich umlaufende Rillen unterschiedlich profiliert. Die Ornamente im
Scheitel und an den Enden sind am breitesten, jene in der Mitte der Bügelhälfte sind deutlich schmäler und jene, die zwischen
diesen eingefügt sind, am schmälsten. Die Bügelornamente sind an der Rückseite etwas abgeflacht. Die flachen, rechteckigen
Kuben an den Bügelenden haben eine glatte (Kat. 729) oder gerillte (Kat. 728) Vorderseite. Wie Griffbügel Kat. 729 zeigt, waren
in die Vertiefungen an der Rückseite der Bügelornamente Nieten zur Befestigung am Gürtelband eingesetzt.
Den Griffbügeln Kat. 728 und 729 stehen einige Beispiele aus dem zentralanatolischen Raum - aus der
Unterstadt von Bogazköy, aus dem Tumulus S-l in Gordion und aus Batak bei Altinta§ - nahe684. Der rund-
stabige, weitbogige Bügel dieser anatolischen Exemplare trägt neun Ornamente, die aus einer Abfolge von
schmalen oder breiteren, glatten oder kerbverzierten Scheiben oder aus einem einfachen, spitz zulaufenden
Grat bestehen. An die Bügelendornamente schließen flache, rillenverzierte Kuben an. Die Datierung des
Tumulus S-l in das späte 8. oder frühe 7. Jahrhundert stellt einen terminus ante quem für die dort gefundenen
Griffbügel dar, die unstratifizierten Stücke aus Bogazköy werden ebenfalls in das ausgehende 8. oder be-
ginnende 7. Jahrhundert datiert. Im Heraion von Samos wurden vier entsprechende Griffbügel gefunden,
unter denen sich auch phrygische Erzeugnisse befinden könnten685. Griffbügel dieser Form haben ihre Vor-
bilder in Fibeln phrygischer Art, die mit neun Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination ver-
ziert sind und ab dem ausgehenden 8. oder frühen 7. Jahrhundert vorkommen686.
Die beiden Griffbügel Kat. 728 und 729 aus Ephesos haben mit den phrygischen Stücken zwar die Form-
merkmale und die Anordnung der Ornamente und Abschlussglieder gemeinsam, unterscheiden sich aber durch
die kräftigere Form des Bügels und durch die einfachere Gestaltung der Bügelornamente. In ähnlicher Weise
wurden bereits zuvor die ostgriechischen Ausführungen Fibeln phrygischer Art charakterisiert. Diese stilisti-
schen Beobachtungen implizieren, dass es sich bei den beiden Griffbügeln Kat. 728 und 729 um ionische
679 Jantzen 1972, Taf. 45. B 116. B 1408; 46, B 605. B 614. Zur Diskussion über die phrygische oder nichtphrygische Herkunft der
samischen Funde s. Anm. 716.
680 Auf den Fund von vier vergleichbaren Abschlussplatten aus Milet machte mich FL Donder aufmerksam.
681 Boardman 1961/62, 183 beschreibt, ausgehend von den Griffbügeln von Chios, die zuvor genannten Beispiele aus dem Heraion
von Samos als »quite distinct«.
682 Boehmer 1979, 7 Anm. 48 weist daraufhin, dass die Anzahl von sieben Zierelementen in Phrygien unbekannt ist.
683 s. Anm. 656.
684 Bogazköy: Boehmer 1972, 72 Taf. 10, 180; Boehmer 1979, 7 Taf. 6, 2565; Gordion, Tumulus S-l: Kohler 1995, 127 S1 18. S1
19 Taf. 66 A. B. Kohler ebenda 192 datiert den Tumulus um 675 v. Chr., betont aber, dass die Gürtel älter sein könnten als die
Bestattung. Nach Qaner 1983, 10 f. gehört er in das frühe 7. Jh. Auch DeVries 2005, 39 ff. datiert den Tumulus überzeugend
bereits in das späte 8. oder frühe 7. Jh.; Batak: Qaner 1983, Taf. 77 G 2. Der Fund aus Batak ist auch insofern von Bedeutung,
als dieser Ort an der Handelsroute von Gordion nach Izmir und zur ägäischen Küste liegt: Kohler 1995, 127 f.
68? Jantzen 1972, Taf. 45, B 593. B 606. B 616; Taf. 46, B 613; Boehmer 1979, 7 Anm. 48; Muscarella 1989, 339; Kohler 1995, 127;
zur unterschiedlichen Bewertung der samischen Stücke s. Anm. 716. 717.
686 Vgl. Qaner 1983, 147 ff. Typ J 111.
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Die separat gefundene Abschlussplatte Kat. 727 gehört wohl ebenfalls zu einem Griffbügel. Sie ist an der Vorderseite mit ver-
tikalen Rillen verziert, die glatte Rückseite zeigt keine Spuren einer Vernietung. Die Leiste wird an die Bügelendornamente an-
gelötet gewesen sein.
Kat. 710, 2 ist in der Gestaltung und im Stil der Bügelornamente eng mit den Griffbügeln Kat. 719-724 ver-
wandt, für die bereits eine Herkunft aus einer ionischen oder lokalen Werkstatt wahrscheinlich gemacht
wurde. Mehrere Exemplare, die in der Form des Bügels und seiner Ornamente sowie der H-förmigen Ab-
schlussplatte unmittelbar vergleichbar sind, begegnen unter den Griffbügeln aus dem Heraion von Samos679,
Abschlussplatten dieser Art kennt man auch aus Milet680. Die beschriebenen Gestaltungsmerkmale können als
charakteristisch für einen Werkstattkreis gelten, der am besten im Bereich von Samos oder der gegenüber-
liegenden ionischen Küste zu suchen ist681. Eine Herkunft dieser Griffbügel aus Phrygien kann aufgrund
fehlender Parallelen ausgeschlossen werden682. Die Funde aus Samos geben keine Hinweise für eine zeitliche
Einordnung. Der Fundkontext des Gürtels Kat. 710, 2 deutet auf eine Datierung in die zweite Hälfte des
7. Jahrhunderts hin683.
VII.2.7 Griffbügel mit neun Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination und kubischen
Abschlussgliedern (Kat. 728. 729, Taf. 50. 109)
Der im Querschnitt runde Bügel scheint mit den Ornamenten und den kubischen Abschlussgliedern in einem Stück gegossen zu
sein. Die neun Bügelornamente sind durch nicht gänzlich umlaufende Rillen unterschiedlich profiliert. Die Ornamente im
Scheitel und an den Enden sind am breitesten, jene in der Mitte der Bügelhälfte sind deutlich schmäler und jene, die zwischen
diesen eingefügt sind, am schmälsten. Die Bügelornamente sind an der Rückseite etwas abgeflacht. Die flachen, rechteckigen
Kuben an den Bügelenden haben eine glatte (Kat. 729) oder gerillte (Kat. 728) Vorderseite. Wie Griffbügel Kat. 729 zeigt, waren
in die Vertiefungen an der Rückseite der Bügelornamente Nieten zur Befestigung am Gürtelband eingesetzt.
Den Griffbügeln Kat. 728 und 729 stehen einige Beispiele aus dem zentralanatolischen Raum - aus der
Unterstadt von Bogazköy, aus dem Tumulus S-l in Gordion und aus Batak bei Altinta§ - nahe684. Der rund-
stabige, weitbogige Bügel dieser anatolischen Exemplare trägt neun Ornamente, die aus einer Abfolge von
schmalen oder breiteren, glatten oder kerbverzierten Scheiben oder aus einem einfachen, spitz zulaufenden
Grat bestehen. An die Bügelendornamente schließen flache, rillenverzierte Kuben an. Die Datierung des
Tumulus S-l in das späte 8. oder frühe 7. Jahrhundert stellt einen terminus ante quem für die dort gefundenen
Griffbügel dar, die unstratifizierten Stücke aus Bogazköy werden ebenfalls in das ausgehende 8. oder be-
ginnende 7. Jahrhundert datiert. Im Heraion von Samos wurden vier entsprechende Griffbügel gefunden,
unter denen sich auch phrygische Erzeugnisse befinden könnten685. Griffbügel dieser Form haben ihre Vor-
bilder in Fibeln phrygischer Art, die mit neun Bügelornamenten aus einer Wulst-Scheiben-Kombination ver-
ziert sind und ab dem ausgehenden 8. oder frühen 7. Jahrhundert vorkommen686.
Die beiden Griffbügel Kat. 728 und 729 aus Ephesos haben mit den phrygischen Stücken zwar die Form-
merkmale und die Anordnung der Ornamente und Abschlussglieder gemeinsam, unterscheiden sich aber durch
die kräftigere Form des Bügels und durch die einfachere Gestaltung der Bügelornamente. In ähnlicher Weise
wurden bereits zuvor die ostgriechischen Ausführungen Fibeln phrygischer Art charakterisiert. Diese stilisti-
schen Beobachtungen implizieren, dass es sich bei den beiden Griffbügeln Kat. 728 und 729 um ionische
679 Jantzen 1972, Taf. 45. B 116. B 1408; 46, B 605. B 614. Zur Diskussion über die phrygische oder nichtphrygische Herkunft der
samischen Funde s. Anm. 716.
680 Auf den Fund von vier vergleichbaren Abschlussplatten aus Milet machte mich FL Donder aufmerksam.
681 Boardman 1961/62, 183 beschreibt, ausgehend von den Griffbügeln von Chios, die zuvor genannten Beispiele aus dem Heraion
von Samos als »quite distinct«.
682 Boehmer 1979, 7 Anm. 48 weist daraufhin, dass die Anzahl von sieben Zierelementen in Phrygien unbekannt ist.
683 s. Anm. 656.
684 Bogazköy: Boehmer 1972, 72 Taf. 10, 180; Boehmer 1979, 7 Taf. 6, 2565; Gordion, Tumulus S-l: Kohler 1995, 127 S1 18. S1
19 Taf. 66 A. B. Kohler ebenda 192 datiert den Tumulus um 675 v. Chr., betont aber, dass die Gürtel älter sein könnten als die
Bestattung. Nach Qaner 1983, 10 f. gehört er in das frühe 7. Jh. Auch DeVries 2005, 39 ff. datiert den Tumulus überzeugend
bereits in das späte 8. oder frühe 7. Jh.; Batak: Qaner 1983, Taf. 77 G 2. Der Fund aus Batak ist auch insofern von Bedeutung,
als dieser Ort an der Handelsroute von Gordion nach Izmir und zur ägäischen Küste liegt: Kohler 1995, 127 f.
68? Jantzen 1972, Taf. 45, B 593. B 606. B 616; Taf. 46, B 613; Boehmer 1979, 7 Anm. 48; Muscarella 1989, 339; Kohler 1995, 127;
zur unterschiedlichen Bewertung der samischen Stücke s. Anm. 716. 717.
686 Vgl. Qaner 1983, 147 ff. Typ J 111.