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Eck ging, wie es für den Memmiusbau wegen der Gehrung von Q 1 gefordert ist. Die Kapitelltiefe von 22 cm ist in der Größen-
ordnung der Tiefe des Reliefgrundes von Z 3 und Z 1, von der Vorderkante der Fußplatte an geniessen. Somit ist auch
diese Randbedingung erfüllt. Die Kapitelle sind Verkröpfungen eines Attikagesimses.
Pro Seite kommen zwei Außenreliefs mit Gehrungen und drei Mittel-
reliefs. Es sind aber vier Mittelreliefs erhalten. Angenommen, der Togatus
(Abb. 23, 51) stand in der Attikamitte, so können nur zwei Kriegerreliefs
seitwärts von ihm gewesen sein. Daraus geht hervor, daß einer der Krie-
ger einer zusätzlichen Attikafront angehört hat. Wenn auf einer zweiten
Attika ein Krieger stand, wird er wohl einem zweiten Togatus oder einer
ähnlichen Zentralfigur zugeordnet gewesen sein. Da für eine Reliefattika
in erster Linie die Hauptseite gegen den Domitianplatz in Frage kam,
sollten der Symmetrie wegen nicht nur eine, sondern beide lateralen Attiken
Reliefs und Togati aufgewiesen haben. Man kann vermuten, daß einer der
Togati den Erbauer, der zweite dessen Vater und der dritte den Großvater
Sulla darstellte. Während die übliche Attika der Triumphbogen meist eine
ungleiche Teilung der Felder zeigt, ist beim Memmiusbau ein breiteres Mittel-
feld nicht möglich, zumal die Größe der Mittelreliefs bekannt und gegeben
ist28). Die rohe Ausführung der Stoßfugen der Reliefs ist so zu erklären, daß
diese erst nach dem Versetzen ausgearbeitet wurden und man dabei den glat-
Abb. 50: Ecklösung der Attikaplatten
ten Randschlag, der sich im vorderen Bereich befand, beseitigte. Die gleiche Beobachtung haben wir bereits bei den Werk-
stücken des figuralen Pfeilers gemacht (Abb. 22d, 57).
Die Frage der Anordnung eines Rundfrieses mit Girlanden und Bukranien auf der Attika wird vom Verfasser in ÖJh
49 behandelt.
Die technische Ausführung
Im Laufe der Beschreibung der Werkstücke und der Rekonstruktion haben wir vereinzelt bereits auf die technischen
Besonderheiten hingewiesen. Diesen möchte ich nun noch eine gesonderte Betrachtung widmen.
Der Memmiusbau gehört seiner Konstruktion nach zu der Reihe der augusteischen Bauten in Ephesos, die sich durch
ein gemeinsames technisches Grundkonzept auszeichnen, nämlich eine sorgfältig bearbeitete Marmorschale und dahinter-
liegendes Mörtelbruchsteinmauerwerk.
In augusteischer Zeit etwa tritt in konstruktiver Hinsicht eine scharfe Zäsur ein. Die voraugusteischen Bauwerke zeigen
meist noch ein durchgehendes Quadermauerwerk. Freilich gibt es dafür in Ephesos mit Ausnahme des Theaterbühnenhauses
keine demonstrativen Beispiele. In der Ausführung besteht zwischen Bauten mit Quaderkern und solchen mit Füllmauer-
werk ein großer Unterschied. Bei jenen muß in der Mitte des Baues mit der Schichtung begonnen werden, die äußeren Sicht-
steine werden zuletzt versetzt. Bei den Mörtelbauten erfolgte der Vorgang in umgekehrter Reihenfolge: Zuerst mußte die
Schale versetzt werden, dann erst konnte die Ausfüllung stattfinden. Das Mauerwerk scheint so hergestellt worden zu sein,
daß eine dicke Lage Mörtel aufgebracht und darauf die Bruchsteine geschüttet und verteilt wurden. Dies bestätigen die
lagerhaft in Mörtel verteilten Steine. Die Mörtelbeimengung war nicht bei allen Bauten gleich. Während beim Doppelmonu-
ment beim Prytaneion (vgl. Anm. 29) sehr viel Mörtel verwendet wurde, war man beim Polliobau (vgl. Anm. 6) damit sehr
sparsam. Der Memmiusbau liegt in dieser Hinsicht etwa in der Mitte.
Beim Memmiusbau erfolgte die Mauerung so, daß eine Lage der Marmorschale errichtet und diese dann mit Füllmauer-
werk aufgefüllt und abgeglichen wurde. Die so entstandenen Schichten lassen sich, soweit erhalten, noch erkennen. Um einen
möglichst engen Verband zwischen Schale und Kern herzustellen, schaltete man gerne zwischen den Orthostaten schließen-
28) Alle diese scheinbar exakten Überlegungen dürfen nicht
darüber hinwegtäuschen, daß es sich beim rekonstruierten Er-
gebnis nur um eine Modellvorstellung handelt (vgl. S. 42), deren es
zweifelsohne mehrere gibt.
Eck ging, wie es für den Memmiusbau wegen der Gehrung von Q 1 gefordert ist. Die Kapitelltiefe von 22 cm ist in der Größen-
ordnung der Tiefe des Reliefgrundes von Z 3 und Z 1, von der Vorderkante der Fußplatte an geniessen. Somit ist auch
diese Randbedingung erfüllt. Die Kapitelle sind Verkröpfungen eines Attikagesimses.
Pro Seite kommen zwei Außenreliefs mit Gehrungen und drei Mittel-
reliefs. Es sind aber vier Mittelreliefs erhalten. Angenommen, der Togatus
(Abb. 23, 51) stand in der Attikamitte, so können nur zwei Kriegerreliefs
seitwärts von ihm gewesen sein. Daraus geht hervor, daß einer der Krie-
ger einer zusätzlichen Attikafront angehört hat. Wenn auf einer zweiten
Attika ein Krieger stand, wird er wohl einem zweiten Togatus oder einer
ähnlichen Zentralfigur zugeordnet gewesen sein. Da für eine Reliefattika
in erster Linie die Hauptseite gegen den Domitianplatz in Frage kam,
sollten der Symmetrie wegen nicht nur eine, sondern beide lateralen Attiken
Reliefs und Togati aufgewiesen haben. Man kann vermuten, daß einer der
Togati den Erbauer, der zweite dessen Vater und der dritte den Großvater
Sulla darstellte. Während die übliche Attika der Triumphbogen meist eine
ungleiche Teilung der Felder zeigt, ist beim Memmiusbau ein breiteres Mittel-
feld nicht möglich, zumal die Größe der Mittelreliefs bekannt und gegeben
ist28). Die rohe Ausführung der Stoßfugen der Reliefs ist so zu erklären, daß
diese erst nach dem Versetzen ausgearbeitet wurden und man dabei den glat-
Abb. 50: Ecklösung der Attikaplatten
ten Randschlag, der sich im vorderen Bereich befand, beseitigte. Die gleiche Beobachtung haben wir bereits bei den Werk-
stücken des figuralen Pfeilers gemacht (Abb. 22d, 57).
Die Frage der Anordnung eines Rundfrieses mit Girlanden und Bukranien auf der Attika wird vom Verfasser in ÖJh
49 behandelt.
Die technische Ausführung
Im Laufe der Beschreibung der Werkstücke und der Rekonstruktion haben wir vereinzelt bereits auf die technischen
Besonderheiten hingewiesen. Diesen möchte ich nun noch eine gesonderte Betrachtung widmen.
Der Memmiusbau gehört seiner Konstruktion nach zu der Reihe der augusteischen Bauten in Ephesos, die sich durch
ein gemeinsames technisches Grundkonzept auszeichnen, nämlich eine sorgfältig bearbeitete Marmorschale und dahinter-
liegendes Mörtelbruchsteinmauerwerk.
In augusteischer Zeit etwa tritt in konstruktiver Hinsicht eine scharfe Zäsur ein. Die voraugusteischen Bauwerke zeigen
meist noch ein durchgehendes Quadermauerwerk. Freilich gibt es dafür in Ephesos mit Ausnahme des Theaterbühnenhauses
keine demonstrativen Beispiele. In der Ausführung besteht zwischen Bauten mit Quaderkern und solchen mit Füllmauer-
werk ein großer Unterschied. Bei jenen muß in der Mitte des Baues mit der Schichtung begonnen werden, die äußeren Sicht-
steine werden zuletzt versetzt. Bei den Mörtelbauten erfolgte der Vorgang in umgekehrter Reihenfolge: Zuerst mußte die
Schale versetzt werden, dann erst konnte die Ausfüllung stattfinden. Das Mauerwerk scheint so hergestellt worden zu sein,
daß eine dicke Lage Mörtel aufgebracht und darauf die Bruchsteine geschüttet und verteilt wurden. Dies bestätigen die
lagerhaft in Mörtel verteilten Steine. Die Mörtelbeimengung war nicht bei allen Bauten gleich. Während beim Doppelmonu-
ment beim Prytaneion (vgl. Anm. 29) sehr viel Mörtel verwendet wurde, war man beim Polliobau (vgl. Anm. 6) damit sehr
sparsam. Der Memmiusbau liegt in dieser Hinsicht etwa in der Mitte.
Beim Memmiusbau erfolgte die Mauerung so, daß eine Lage der Marmorschale errichtet und diese dann mit Füllmauer-
werk aufgefüllt und abgeglichen wurde. Die so entstandenen Schichten lassen sich, soweit erhalten, noch erkennen. Um einen
möglichst engen Verband zwischen Schale und Kern herzustellen, schaltete man gerne zwischen den Orthostaten schließen-
28) Alle diese scheinbar exakten Überlegungen dürfen nicht
darüber hinwegtäuschen, daß es sich beim rekonstruierten Er-
gebnis nur um eine Modellvorstellung handelt (vgl. S. 42), deren es
zweifelsohne mehrere gibt.