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VORWORT DER GRABUNGSLEITUNG
Als John Turtle Wood im Jahr 1863 seinen Finanzierungsantrag an die Trustees des British Museum stellte,
beabsichtigte er, mit der Freilegung des groBen Theaters von Ephesos zu beginnen. Stattdessen wurden ihm
allerdings Grabungen im Jyrischen Theater“, dem sog. Odeion oder Bouleuterion, genehmigt. Unmissver-
standliches Ziel seiner Feldaktivitaten war die Auffindung von Skulpturen und Inschriften, die insbesondere
im Bereich des Buhnengebaudes vermutet werden konnten. Geldgeber und Ausgraber sollten nicht enttauscht
werden, schon bald nach Grabungsbeginn im Marz 1864 stellten sich bedeutende Inschriftenfunde und Sta-
tuen ein. Auch wenn das Bouleuterion somit zu den fruhesten ausgegrabenen Monumenten in Ephesos gehort,
erfolgte die funktionale Bestimmung als Sitz des ephesischen Gemeinderats und die Einbettung in den Ge-
samtkontext des Staatsmarktes als politisches Zentrum der Stadt erst wesentlich spater. Dies blieb Wilhelm
Alzinger in seiner 1975 erschienenen, richtungsweisenden Studie zum Regierungsviertel von Ephesos vor-
behalten. Eine exakte bauhistorische Vorlage und Interpretation des Monuments stellte allerdings weiterhin
ein Desiderat dar, dem sich Lionel Bier ab 1997 intensiv widmete. Sein fruher Tod erlaubte es ihm nicht, die
Frtichte seiner Arbeit zu ernten und seine zeichnerische Dokumentation sowie sein Manuskript abzuschlieBen
und zum Druck zu bringen. Dass seine Forschungsergebnisse trotzdem in Buchform vorliegen, ist zahlreichen
Kolleginnen und Kollegen zu verdanken, die Textbausteine zusammenfugten, erganzten, redaktionelle Bear-
beitungen ubernahmen und auch zusatzliche Kapitel verfassten, um eine in sich abgeschlossene und schltissige
Vorlage des Gesamtbefundes zu gewahrleisten. Allen voran seien die drei Herausgeber, Maria Aurenhammer,
Ursula Quatember und Hilke Thur genannt, auf deren Schultern die Hauptlast der Arbeiten lag. Maria Auren-
hammer, Thorsten Opper, Ursula Quatember und Hans Taeuber erganzten das Manuskript mit Detailanalysen
zur Architekturdekoration, den Inschriften sowie den Skulpturen. Am Osterreichischen Archaologischen Insti-
tut erfolgten die redaktionelle Uberarbeitung sowie die Gestaltung des Tafelteils, wofur Barbara Beck-Brandt,
Sarah Cormack und Andrea Sulzgruber sehr herzlich zu danken ist. Die Drucklegung wurde ermoglicht durch
einen finanziellen Zuschuss des Fonds zur Forderung der wissenschaftlichen Forschung und erfolgte in der
Reihe „Forschungen in Ephesos“ an der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften. Beiden Institutionen
sei Dank ausgesprochen.
Fur die Grabung Ephesos bedeutet es einen besonderen Glticksfall, dass die Publikationen von Prytaneion
und Bouleuterion binnen kurzer Zeit erfolgen. Der Kenntnisstand zum Staatsmarkt von Ephesos wurde damit
wesentlich erweitert, auch wenn noch lange nicht alle Fragen beantwortet sind und sich gerade in den nun
vorliegenden Analysen zahlreiche DenkanstoBe zu weiteren Forschungsaktivitaten finden. Die Publikation
des Bouleuterion ist aber letztendlich auch eine, in Buchform gebrachte, bleibende Erinnerung an einen lebens-
frohen, sympathischen Kollegen, dessen Enthusiasmus und Humor uns alle in Ephesos uber Jahre hinweg
bereicherte.

Wien, 15. Oktober 2010

Sabine Ladstatter
 
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