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Fiechter, Ernst Robert
Der Tempel der Aphaia auf Aegina — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.4284#0011
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BESCHREIBUNG DES TEMPELS

Unser Tempel, dessen weithin sichtbare Ruine »die Kolonnes« bei den heutigen Insel-
bewohnern heisst, ist der letzte und grösste von mehreren älteren an derselben Stelle.

Auf weit vorgeschobener Kuppe der die Insel von Ost nach West durchziehenden Situation
Erhebungen steht der Bau. Das Gelände fällt gegen Ost und Nord steil, gegen West
und Süd sanfter ab. Der natürliche Felsboden ist Kalkstein, der in grossen Ablagerungen
ältere submarine Eruptivgesteine überdeckt.* Die Farbe desselben ist aschgrau, er ist dicht
und derb, und hat vielfach Rostflecken an der Oberfläche.

Das Material des Baues selbst ist verschiedenartig nach Aussehen und Gestaltung: Material
der Unterbau besteht durchaus aus dichten, sehr homogenen Stücken, während die Säulen-
schäfte und Gebälkteile aus dem gröberen, oft stark löcherigem Stein hergestellt sind.
Die Steinbrüche liegen am nördlichen Fuss des Berges. Der anstehende Fels zeigt dort
die gleichen Verschiedenheiten: Bänke von härterem, dichtem Gestein und von weniger
dichtem, daneben auch solche von jenem feineren homogenen weichen gelbbraunen Süss-
wasserkalk, der bei den Cellawänden und dann bei den Bauten der Ostterrasse u. a.
verwendet wurde.

Die eigentliche Baustelle des Tempels ist ein Rechteck von rund 16,5 m auf 32 m.
Auf der östlichen Schmalseite liegt der dreistufige Stylobat mit der Ausgleichschichte
unmittelbar auf dem Felsboden auf. Dieser ist hier sorgfältig ausgeebnet, sonst ist seine Ober-
fläche rauh und bucklig und vielfach runzlig und löcherig. Nach Westen fällt er gleichmassig
ab, so dass die westliche Schmalseite des Tempelfundamentes bis zur Ausgleichschichte unter
dem Stylobat schon 7 Schichten nötig hatte. Die Fundamenttiefe wächst also auf beiden
Langseiten nach Westen hin; am grössten ist sie an der Nordwestecke (vgl. Abb. 7 Taf. 10, 4
und 9, 3).

Baustelle

* Reiss und Stübel, Ausflug nach den vulkanischen Gebirgen von Aegina und Methana im Jahre 1866. Heidelberg 1867.
 
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