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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0211
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ANTIPAROS.

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kleinen Seitenhöhle sammelt sich in einer Vertiefung etwas
Wasser, es hat 14° R., alle laufen hin um zu trinken und
ich hatte Mühe sie abzuhalten, bis ich die Temperatur ge-
messen. Wir gingen wieder zurück in die Hauptgrotte, ihr
Gewölbe ist ziemlich hoch, doch wird es vom Scheine meh-
rerer starken Kerzen hinreichend erleuchtet und man sieht,
dass es sonst schön gewesen ist; von mehreren Festons weisser,
mächtiger Stalactiten, die einst trefflich zierten, sieht man
nur noch die abgebrochnen Enden; denn mit Steinen hat man
sie herabgeworfen und mit Pistolen abgeschossen, nicht Ein
ganzer Stalactit, der nur 1 Fuss lang, ist übrig gelassen. Die
Grotte ist aller ihrer Decorationen von allen Nationen beraubt
worden, und nur der Raum ist ihr geblieben, und der nur,
weil man ihn nicht auch mitnehmen konnte. Jetzt, da alles
barbarisch ausgeraubt ist, ist es den Leuten klar geworden
und man hat beschlossen mit der Zeit einmal eine Thüre
vor den Eingang der Grotte, der sich leicht abschliessen
lässt, zu machen, weil man hofft, die Stalactiten werden
wieder wachsen*).

In Paros und selbst in Syra kann man Stücke Stalactiten
von dieser Grotte zu kaufen bekommen, für 1 Drachme bis
zu 1 Collonade (6 Dr.).

Die hiesigen Stalactiten bestehen aus excentrisch-strahli-
gem Ärragonit, der theils weiss, theils gelblich ist, während
die Stalactiten aller bekannten europäischen Grotten aus Kalk-
spath gebildet sind; als seltneres Vorkommen fand ich ein
Paar Stalactiten mit einem Kern von grossblättrigem, röthlich-
gelbem Kalkspath. In Nordamerika hat man in neuerer Zeit
ein Paar Höhlen aufgefunden, deren Stalactiten ebenfalls
sämmtlich aus fasrigem Ärragonit bestehen.

Die Aussenfläche eines an seiner Basis 4" dicken Stala-

*) Man könnte allerdings vielleicht mit einigen Kosten etwas dazu
beitragen, wenn man hinter den Hauptfestons längs ihrer Erstreckung
eine Reihe tiefer Bohrlöcher schlagen liesse, durch welche ■vielleicht wie-
der sinternd Wasser erbohrt werden würde.

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