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Fielding, Henry; Fielding, Henry [Hrsg.]
Emilie Booth: Ein Muster ehelicher Liebe (Band 3/4) — Leipzig, 1798 [VD18 90589165]

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https://doi.org/10.11588/diglit.34277#0021
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Siebentes Buch. Zweytes Kapitel. 15
für sich einzunehmen wußte, und dieß gelang
ihr auch in Rücksicht meiner so gut, und sie
war so unermüdet, sich mir verbindlich zu
machen, daß ich nach einigen Monaten meine
neue Bekannte so lieb gewann, daß ich die
engste Freundschaft mit ihr schloß.
Wahrend diese junge Wittwe so mein
Herz gewann, verliebte sich mein Vater in
sie. Sie hatte sich durch ihre Künste so in
seine Gunst einzuschmeicheln gewußt, daß er
nicht mehr ohne sie vergnügt scyn konnte,
und sie fast nie von sich ließ. Sie hatte das
alles so listig angesangcn, denn sie war vol-
ler Ranke, daß mein Vater sein Herz schon
verkehren hatte, ehe er cs noch in Gefahr
glaubte. Sie können leicht denken, baß mir
diese Entdeckung nicht viel Freude machte.
Das bloße Wort, Stiefmutter, war ein
fürchterlicher Klang für meine Ohren, und
der Gedanke, daß ich ein Theil der Liebe, die
mir durch den Tod meiner Mutter und
Schwester ganz zugefa.llen war, nunmehr
theilen sollte, war mir unerträglich.
/ In der ersten Bestürzung und Beklem-
mung meines Herzens beging ich einen gro-
ßen Fehler, der gegen alle Klugheit und
Vorsicht war. Ich ging der Wittwe selbst zu
Leib, erklärte ihre Absichten auf meinen Va-
ter für nichts geringeres als einen Diebstahl,
und in meiner Aufwallung glaube ich, ging
 
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