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https://doi.org/10.11588/diglit.34277#0058
52 Siebentes Buch. Fünftes Kapitel,
gen hinzuzusetzen, das, ungeachtet es sehe
gewöhnlich vorkommt, nicht weniger grau-
sam und niedrig, und der wahren Ehre eben
so wie der wahren Herzensgute geradezu ent-
gegen ist.
Um meinen Mann über den Verdruß
wegen des Betragens seines falschen Freun-
des zu beruhigen, beredete ich ihn öfters ins
Schauspiel zu gehen, und wir gingen fast vier-
zehn Tage lang hintereinander hinein ; denn
er war sehr für dieses Vergnügen eingenom-
men und war übrigens der Meynung, daß
ein Geistlicher nicht davon ausgeschlossen sey.
Und dieß ist auch gewiß wahr. Es wäre gut,
wenn die, die so strenge sind, ihn deswegen
zu tadeln, nur selbst weiter keine größer n
Sünden zu verantworten harten.
Wir brachten nun drey Monate lang un-
sere Zeit sehr angenehm, und für unsere Um-
stände vielleicht nur gar zu angenehm zu;
denn so unschuldig manche Vergnügungen in
feder andern Rück sicht ftyn mochten, so kost-
bar waren sie doch. Die Einkünfte von der
Stelle meines Mannes beliefen sich nicht
ganz auf vierzig Pfund, und nachdem wir
unsere Schuld an den Pfarrer und noch eine
andere an meine Tante, nebst den Gerichts-
kosten, weil sie uns darauf ausgeklagt, be-
zahlt hatten, behielten wir von meinem gan-
zen Vermächtniß nur noch siebcnzig Pfund
gen hinzuzusetzen, das, ungeachtet es sehe
gewöhnlich vorkommt, nicht weniger grau-
sam und niedrig, und der wahren Ehre eben
so wie der wahren Herzensgute geradezu ent-
gegen ist.
Um meinen Mann über den Verdruß
wegen des Betragens seines falschen Freun-
des zu beruhigen, beredete ich ihn öfters ins
Schauspiel zu gehen, und wir gingen fast vier-
zehn Tage lang hintereinander hinein ; denn
er war sehr für dieses Vergnügen eingenom-
men und war übrigens der Meynung, daß
ein Geistlicher nicht davon ausgeschlossen sey.
Und dieß ist auch gewiß wahr. Es wäre gut,
wenn die, die so strenge sind, ihn deswegen
zu tadeln, nur selbst weiter keine größer n
Sünden zu verantworten harten.
Wir brachten nun drey Monate lang un-
sere Zeit sehr angenehm, und für unsere Um-
stände vielleicht nur gar zu angenehm zu;
denn so unschuldig manche Vergnügungen in
feder andern Rück sicht ftyn mochten, so kost-
bar waren sie doch. Die Einkünfte von der
Stelle meines Mannes beliefen sich nicht
ganz auf vierzig Pfund, und nachdem wir
unsere Schuld an den Pfarrer und noch eine
andere an meine Tante, nebst den Gerichts-
kosten, weil sie uns darauf ausgeklagt, be-
zahlt hatten, behielten wir von meinem gan-
zen Vermächtniß nur noch siebcnzig Pfund