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Fielding, Henry; Fielding, Henry [Editor]
Emilie Booth: Ein Muster ehelicher Liebe (Band 3/4) — Leipzig, 1798 [VD18 90589165]

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https://doi.org/10.11588/diglit.34277#0063
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Siebentes Buch. Sechstes Kapitel. 57
Booth, das Blut stockt bey diesem Namen
in meinen Adern, und kalt würde es auch
Sie durchschauern, wenn Sie alles wüßten —
wohnte ein Lord, der nämliche, den ich seit
einiger Zeit in Ihrer Gesellschaft gesellen habe.
Dieser Lord, sagte mir Frau Ellison, habe
meinen kleinen Karl sehr lieb gewonnen. Ich
war thörig genug, mich von meiner eignen
Leidenschaft so sehr blenden zu lassen, daß ich
glaubte, daß ein Kind von drey Monaten
wirklich von jemand anders noch als seinen
Acltern, und zwar von einem so jungen ra-
schen Mann, so innig geliebt werden könne.
Allein wenn ich so schwach war, mich tau-
schen zu lassen, wie abscheulich war der Nie-
derträchtige, der mich betrügen, mit so vieler
Kunst, so vielem Fleiß, so unglaublicher Mühe,
betrügen konnte. Er gab sich wie eine Wärterin
mit meinem Kinde ab, ließ es tanzen, sang eS
in Schlaf, herzte und küßte es, und ver-
sicherte, es sey das wahre Ebenbild seines
kleinen Lieblings des Kindes seiner Schwester.
Er sagte mir über seine Schönheit so viel ar-
tige Dinge, daß ich, ungeachtet ich die zärt-
lichste Mutter bin, meine eigne Vorstellung
von den Vollkommenheiten meines kleinen
Lieblings nicht höher spannen konnte als er
es durch seine Schmeicheleyen that.
Der Lord betrug sich, vielleicht aus Be-
scheidenheit, in meiner Gegenwart noch lange
 
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