Neuntes Buch. Zweyleö Kapitel. 21 r
hatte, setzte aber hinzu, das Vergnügen,
seine Wünsche erfüllen zu helfen, würde sie
für alles das Unangenehme, was ihm von
einer andern Seite wiederfahren konnte, ent-
schädigen. Sie brach bald darauf die Unter-
haltung mit einem freundlichen Versprechen,
seine Zusage mit zu erfüllen, ab.
Die arme Emilie hatte nun wirklich ein
schweres Werk vor sich, denn sie wollte
durchaus ihren Mann die Meynung, die sie
von dem Obersten hatte, verheimlichen. Sie
kannte den Charakter ihres Mannes sowohl,
als ihres Freundes, oder vielmehr ihres
Feindes, — denn beyde sind sehr oft nach
dem gemeinen Sprachgebrauch der Welt sy«
nonim,— und hatte also alle Ursache, zu
fürchten, daß nichts Gutes daraus entstehe»
würde, wenn ihr Mann dasselbe von dem Ober-
sten wüßte, was in ihrem eignen Herzen vor-
ging und solches marterte.
Da nun Emisie sah, daß sie dem Ober-
sten nicht im geringsten unfreundlich oder zu-
rückhaltend begegnen dürfe, denn es war au-
genscheinlich, daß sie und ihr Mann die größ-
te Verbindlichkeit gegen ihn hatten, so kam
sie in die fürchterlichste Mcrnative, in die
ein tugendhaftes Weib nur versetzt werden
kann; denn eben diese giebt solchen Leuten,
die Meister in der Galanterie sind, bisweilen
nicht geringe Vortheile und öfters den Höch-
hatte, setzte aber hinzu, das Vergnügen,
seine Wünsche erfüllen zu helfen, würde sie
für alles das Unangenehme, was ihm von
einer andern Seite wiederfahren konnte, ent-
schädigen. Sie brach bald darauf die Unter-
haltung mit einem freundlichen Versprechen,
seine Zusage mit zu erfüllen, ab.
Die arme Emilie hatte nun wirklich ein
schweres Werk vor sich, denn sie wollte
durchaus ihren Mann die Meynung, die sie
von dem Obersten hatte, verheimlichen. Sie
kannte den Charakter ihres Mannes sowohl,
als ihres Freundes, oder vielmehr ihres
Feindes, — denn beyde sind sehr oft nach
dem gemeinen Sprachgebrauch der Welt sy«
nonim,— und hatte also alle Ursache, zu
fürchten, daß nichts Gutes daraus entstehe»
würde, wenn ihr Mann dasselbe von dem Ober-
sten wüßte, was in ihrem eignen Herzen vor-
ging und solches marterte.
Da nun Emisie sah, daß sie dem Ober-
sten nicht im geringsten unfreundlich oder zu-
rückhaltend begegnen dürfe, denn es war au-
genscheinlich, daß sie und ihr Mann die größ-
te Verbindlichkeit gegen ihn hatten, so kam
sie in die fürchterlichste Mcrnative, in die
ein tugendhaftes Weib nur versetzt werden
kann; denn eben diese giebt solchen Leuten,
die Meister in der Galanterie sind, bisweilen
nicht geringe Vortheile und öfters den Höch-