252 Neuntes Buch. Sechstes Kapitel.
Verbindlichkeiten, die Du ihm schuldig bist,
so kannst Du Dir es selbst beantworten.
Glaubst Du, weil ich nicht in seinem Hause
bleiben will, daß ich darum etwas wider ihn
habe? Nein, liebes Herz., hatte er auch
tausendmahl mehr gethan, als er wirklich Ze-
chau hat, und Ware er em Engel statt eines
Menschen, so wollte ich doch meinen Wil-
helm nicht verlassen. Bloß das ist mein
Kummer, liebe Seele, das ist mein ganzes
Leiden, daß Du mich verlassen willst.
Vooth umarmte sie mit feurigem Ent-
zücken und sah sie mit unaussprechlicher Zärt-
lichkeit an, und sagte daun: wahrhaftig,
ich bin Deiner nicht werth. — Ich bin ein
Narr, und doch kannst Du mich nicht ta-
deln. — Wenn ein dummer elender Geitz-
hals mit so vieler Sorgfalt und mit so vieler
Angst seinen elenden Schatz bewacht, wenn
jede Besorgniß, daß ein anderer des gering-
sten davon thcilhaftig werden möchte, seine
Seele so unendlich gualt; o Emiliewie muß
nicht erst mir zu Muthe seyn, welche Schrecken
müssen mich foltern, da ich ein Kleinod von
so unschätzbarem Werthe bewahre.
Emilie. Ich kann das alles mit Wahr-
heit erwiedern. Ich habe auch einen Schatz
und bin so geitzig darauf, daß mich keine Ge-
walt je von demselben losreissen soll.
Verbindlichkeiten, die Du ihm schuldig bist,
so kannst Du Dir es selbst beantworten.
Glaubst Du, weil ich nicht in seinem Hause
bleiben will, daß ich darum etwas wider ihn
habe? Nein, liebes Herz., hatte er auch
tausendmahl mehr gethan, als er wirklich Ze-
chau hat, und Ware er em Engel statt eines
Menschen, so wollte ich doch meinen Wil-
helm nicht verlassen. Bloß das ist mein
Kummer, liebe Seele, das ist mein ganzes
Leiden, daß Du mich verlassen willst.
Vooth umarmte sie mit feurigem Ent-
zücken und sah sie mit unaussprechlicher Zärt-
lichkeit an, und sagte daun: wahrhaftig,
ich bin Deiner nicht werth. — Ich bin ein
Narr, und doch kannst Du mich nicht ta-
deln. — Wenn ein dummer elender Geitz-
hals mit so vieler Sorgfalt und mit so vieler
Angst seinen elenden Schatz bewacht, wenn
jede Besorgniß, daß ein anderer des gering-
sten davon thcilhaftig werden möchte, seine
Seele so unendlich gualt; o Emiliewie muß
nicht erst mir zu Muthe seyn, welche Schrecken
müssen mich foltern, da ich ein Kleinod von
so unschätzbarem Werthe bewahre.
Emilie. Ich kann das alles mit Wahr-
heit erwiedern. Ich habe auch einen Schatz
und bin so geitzig darauf, daß mich keine Ge-
walt je von demselben losreissen soll.