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Galerie Fischer <Luzern> [Hrsg.]
Auktion / Galerie Fischer: Interieur Schloss Steinhof Luzern: Möbel, Gemälde und Stiche, Antiquitäten ; Auktion im Grand Hotel National Luzern: 7. Juli, 8. Juli [1924] — Lucerne, [Nr. 7].1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.22667#0005
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VORWORT.

Die Baugeschichte des Schlosses Steinhof ist auch die Geschichte seines Interieurs.
Herr A. am Rhyn, Architekt m Luzern, der beste Kenner der Architektur seiner
Vaterstadt, stellte uns dazu die nachstehende Skizze m verdankenswerter Weise zur
Verfügung:

Der am Südostausläufer des Sonnenberges, oberhalb dem «Guggi» (Reckenbühl)
hegende «Stemhof», ist schon 1405 als solcher urkundlich erwähnt und trug als
Besitztum der Schultheissen Heinrich von Fleckenstem im 16. Jahrhundert einen
Herrschaftssitz, der beim damaligen Volke unter dem Spottnamen « Sandschloss »
bekannt war. — Auf seiner Stelle erbaute m den Jahren 1759—1777 der Luzerner
Marschall Johann Thürmg von Sonnenberg das gegenwärtige Schloss Stemhof.
Jedenfalls unter Beihilfe des Franz Ludwig von Sonnenberg, Ratsbauherr der Stadt,
und des berühmten Baumeisters Jakob Singer, welch beiden wir verschiedene her-
vorragende Privat- und Kommunalbauten zu danken haben (Brunnen am Mühlen-
platz, Münzgebäude, Schwytzer v. Buonashaus am Kapellplatz, v. Albertishaus auf
der Reussbrücke u. a.).

Massiv und gewaltig dominierte noch vor wenigen Jahren der nun leider durch
mehrere umhegende Villen eingeengte Schlossbau auf quadratischem Grundriss, mit
den vier Ecktürmen. — Die mauerumschlossenen Okonomiebauten umfangen im
Westen den Mitteltrakt, durchbrochen vom Emgangsportal und einem reizenden
uhrgeschmückten Torturm mit Taubenschlag, ganz im Geschmacke damaliger
französischer Edelsitze. Imponiert das Äussere des dreistöckigen Mittelbaues durch
seine klassische Wucht der einfachen Gliederung, so entzückt uns im Innern die
Flucht der Räume durch ihre abgewogene Feinheit.

Das Parterre ist ausschliesslich der Repräsentation geweiht. — Das Treppenhaus
mit seinem 40 Zentner schweren Louis XVI.-Geländer (letzteres ehedem eine
hölzerne Attrappe) ist zugleich Vestibül. — Durch dasselbe gelangt man ms sogen.
Sommeresszimmer. Em Raum m Stuck, dessen Wände mit wohl abgeteilten Pan-
neaux und den Emblemen des Krieges und Sieges ormert sind. Em Marmorcheminee
trägt denn auch denjenigen, dem der Raum geweiht ist: den einzigen Johanniter-
Grossmeister, den die Schweiz besessen hat: Franz von Sonnenberg, oberster Meister
m deutschen Landen 1682, und als solcher des heiligen römischen Reiches Fürst
von Heitersheim. Semen Ruhm holte er sich auf Malta, und eine von ihm erbeutete
türkische Schiffsflagge findet sich im Rathause von Luzern.

Den Festsaal, dem zwei kleinere Säle zur Seite hegen, schmücken zwei Chermnees
mit Spiegelaufsätzen und Leuchterapphquen. Die Stuckwände, wieder m Panneaux
geteilt, tragen Embleme der Musik, m feinempfundener Modellierung. — Roter
Seidendamast verhüllt das zu starke Licht der Fenster und verbrämt auch die
 
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