zurück: in Zürich holte der Sechsunddreissigjährige 1918 das Maturitäts-
examen nach; an der Zürcher Universität widmete er sich dem Studium der
Philosophie, vornehmlich als Schüler von G. F. Lipps, und promovierte Ende
Oktober 1921 mit einer Dissertation über den Freiheitsbegriff in der Philo-
sophie (1925 Hess er dieser Doktorarbeit den Versuch einer Begründung des
Determinismus folgen unter dem Titel „Die Unfreiheit des Willens", 1927
einen Beitrag zur Bechtfertigung der Todesstrafe: „Todesstrafe und Unfrei-
heit des Willens" usw.). Wenn Arnold Buesch seinerzeit auch meine Vor-
lesungen besuchte, so kam er also nicht als Archäologe vom Fach, sondern
als der für archäologische Forschung interessierte Sammler, der mir alsbald
auch Proben seiner Sammlung vorwies, zumal erlesensten antiken Gold-
schmuck (Nr. 284—376) in besonderer Schatulle, die er mir sogar gross-
zügigerweise längere Zeit überliess für Seminarübungen. Der 1908 erschienene
italienische Führer durch das Neapler Nationalmuseum, der jedem Archäo-
logen den Namen Buesch vertraut gemacht hat, die „Guida Buesch", hat
nicht ihn selber zum Verfasser, sondern eine Beihe angesehener italienischer
Fachmänner, die Buesch, dies Werk zu schaffen, gewonnen hatte. In Zürich
hat damals Arnold Buesch immer wieder dauernden Aufenthalt genommen
im Baur au Lac; als er sich aber mit dem Gedanken trug, für seine Samm-
lungen ein eigenes Haus zu erstellen, riet ich ihm, damit doch eine Heim-
stätte für sich selber zu verbinden. Das hat ihm denn auch eingeleuchtet. In
einem Architekten, den Feinfühligkeit und Stilsicherheit für solch heikle
Aufgabe geradezu prädestinierten, Johann Albert Freytag (von der Firma
Müller & Freytag in Zürich), fand er den verständnisvollen Verwirklicher
seiner eigenen Baugedanken, und es erstand 1920/1921 auf dem Zürichberg
diese eigenartige Villa, die in ihrem oblongen Grundriss mit ungedecktem
Binnenhof die Peristylanlage eines pompeianischen Hauses nachahmt, und
es erstand hier ein Museum eigenwilligster Prägung, das antike Ausstattung
verband mit modernen Wohnbedürfnissen. Mitten aus fruchtbarer Tätigkeit
ist der seltene Mann unerwartet rasch dahingerafft worden: in Paris Anfang
Juli 1929 von plötzlich auftretendem hohem Fieber überfallen, wurde er vom
Arzt schleunigst nach Davos geschickt; daselbst aber verschied er an Miliar-
tuberkulose in den Morgenstunden des 10. Juli. Ein vornehmer Geist in
jedem Betracht. Aeusserlich sah man ihm den Schweizer kaum an: eine
ragende Erscheinung mit edlem Tiberiuskopf, erinnerte er eher an einen
Börner. Aber viele Züge seiner ernsten, gründlichen, nicht leicht zugänglichen
Natur zeugen für seine Schweizerart, die ihn ja auch immer wieder in das
Land seiner Väter zurückgeführt hat. Den äusserlich Kühlen erfüllte ein
inneres Feuer. Und wenn ihn einerseits die einmal angepackten philosophi-
examen nach; an der Zürcher Universität widmete er sich dem Studium der
Philosophie, vornehmlich als Schüler von G. F. Lipps, und promovierte Ende
Oktober 1921 mit einer Dissertation über den Freiheitsbegriff in der Philo-
sophie (1925 Hess er dieser Doktorarbeit den Versuch einer Begründung des
Determinismus folgen unter dem Titel „Die Unfreiheit des Willens", 1927
einen Beitrag zur Bechtfertigung der Todesstrafe: „Todesstrafe und Unfrei-
heit des Willens" usw.). Wenn Arnold Buesch seinerzeit auch meine Vor-
lesungen besuchte, so kam er also nicht als Archäologe vom Fach, sondern
als der für archäologische Forschung interessierte Sammler, der mir alsbald
auch Proben seiner Sammlung vorwies, zumal erlesensten antiken Gold-
schmuck (Nr. 284—376) in besonderer Schatulle, die er mir sogar gross-
zügigerweise längere Zeit überliess für Seminarübungen. Der 1908 erschienene
italienische Führer durch das Neapler Nationalmuseum, der jedem Archäo-
logen den Namen Buesch vertraut gemacht hat, die „Guida Buesch", hat
nicht ihn selber zum Verfasser, sondern eine Beihe angesehener italienischer
Fachmänner, die Buesch, dies Werk zu schaffen, gewonnen hatte. In Zürich
hat damals Arnold Buesch immer wieder dauernden Aufenthalt genommen
im Baur au Lac; als er sich aber mit dem Gedanken trug, für seine Samm-
lungen ein eigenes Haus zu erstellen, riet ich ihm, damit doch eine Heim-
stätte für sich selber zu verbinden. Das hat ihm denn auch eingeleuchtet. In
einem Architekten, den Feinfühligkeit und Stilsicherheit für solch heikle
Aufgabe geradezu prädestinierten, Johann Albert Freytag (von der Firma
Müller & Freytag in Zürich), fand er den verständnisvollen Verwirklicher
seiner eigenen Baugedanken, und es erstand 1920/1921 auf dem Zürichberg
diese eigenartige Villa, die in ihrem oblongen Grundriss mit ungedecktem
Binnenhof die Peristylanlage eines pompeianischen Hauses nachahmt, und
es erstand hier ein Museum eigenwilligster Prägung, das antike Ausstattung
verband mit modernen Wohnbedürfnissen. Mitten aus fruchtbarer Tätigkeit
ist der seltene Mann unerwartet rasch dahingerafft worden: in Paris Anfang
Juli 1929 von plötzlich auftretendem hohem Fieber überfallen, wurde er vom
Arzt schleunigst nach Davos geschickt; daselbst aber verschied er an Miliar-
tuberkulose in den Morgenstunden des 10. Juli. Ein vornehmer Geist in
jedem Betracht. Aeusserlich sah man ihm den Schweizer kaum an: eine
ragende Erscheinung mit edlem Tiberiuskopf, erinnerte er eher an einen
Börner. Aber viele Züge seiner ernsten, gründlichen, nicht leicht zugänglichen
Natur zeugen für seine Schweizerart, die ihn ja auch immer wieder in das
Land seiner Väter zurückgeführt hat. Den äusserlich Kühlen erfüllte ein
inneres Feuer. Und wenn ihn einerseits die einmal angepackten philosophi-