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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Maximilien Luce, Otto Sohn-Rethel, Werner Heuser: Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf vom 18. April bis 8. Mai 1914 — Düsseldorf: Galerie Alfred Flechtheim, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.62236#0012
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WERNER HEUSER
Richtungsnamen haben etwas Verdächtiges. Sie Ichmecken nach
Rezept, manchmal nach marktlchreierilcher Etikettierungshicht. Anders
ist es, wenn im Wechsel der künstlerilchen Gezeiten ein Wort an
die Oberssäche drängt, das fähig ist, den ganzen Gegensatj zu einem
jüngst Vergangenen in (ich aufzunehmen: Die radikale Umorientierung
eines neuen Menlchen. Es sind das Worte, die ihrer Zeit den Namen
geben: Renaissance, Barock, klassilche, romantilche Schule, Naturalismus.
Wir dürfen nun (chon behaupten, daß auch die Kunst unserer Zeit
(ich eine solche Signatur im Wort getchaffen hat. Denn tritt man
nur etwas zurück von der Vielheit der ver(chiedenen Stimmführungen
in der heutigen Kunst, so geht sie zum Erstaunen einheitlich zusammen:
die beim ersten Anblick (ich (cheinbar widerstreitenden pormausbil-
dungen sind nur individuelle Manifestationen einer Überzeugung:
daß die Kunst von innen heraus, expressionistisch zu gehalten sei
aus dem transzendentalen Erlebnis, nicht aber gefangen sein dürfe in
den oft so unbiegsamen Ertcheinungen der gegebenen Wirklichkeit.
Der Grundgedanke ist nicht neu. Daß Kunst nichts anderes als
Ausdruck eines Seelilchen sei, haben die Meister aller Zeiten gewußt.
Lind ob die form, die sie diesem seelitchen Ausdruck gaben, ein
Ding der Wirklichkeit ergriff, ist dabei ohne prinzipielle Bedeutung;
es kommt darauf an, ob dieses Wirkliche so erfaßt wurde, daß es
restlos im Empfindungsausdruck des Meisters aufging. So sind denn
alle großen Maler Exprestionisten gewesen. Aber daß diese Be-
nennung neu und geistbezeichnend werden konnte, macht einmal
die Wucht, mit der wir heute wieder jene Fundamentalerkenntnis
in den Mittelpunkt alles künstlerischen Schaffens (teilen, vor allem
aber die bis zu Übermut und Tollheit kühne Konsequenz, mit der
die Orientierung, nur vom Schaffenden aus, durchgeführt wird.

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