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1 cm

Seite 16
Flugblätter für Gemäldekunde
Nr. 4
Wien. Im Kiinstlerhaus, dessen Besuch Einheimischen
und Fremden gerade jetzt wärmstens empfohlen werden kann,
ist eine große Sonderausstellung zu sehen, die uns das Schaffen
eines unserer hervorragenden Maler in übersichtlicher, eindring-
licher Weise vorführt und zwar das Schaffen von Eduard Kas-
par i d e s, dessen Beobachtung und Wiedergabe atmosphärischer
Erscheinungen noch zu wenig geschätzt ist. Die Beleuchtungs-
wirkungen, die er auf die Leinwand bringt, sind ganz außer-
ordentlich kühn und bei allem Stilisieren doch naturwahr, wie
die Sonnenscheiben am Himmel, die Spiegelungen im Wasser,
Beleuchtungen von Wolken und Landschaft und nicht zuletzt
ruhiger Mondschein, Mondhöfe. Ueberdies gewähren ältere
Arbeiten, wie z. B. das Hungerbild noch aus der Trenkwald-
schule, das Selbstbildnis aus der Münchener Zeit des Künstlers
und viele andere Werke mannigfacher Art einen dankenswerten
Ueberblick über Entwicklung dieses bedeutenden Talents. Für
andere Geschmacksrichtungen ist fesselnd und unterhaltend die
Ausstellung zur Erinnerung an Theo Z a s c h e und die Karika-
turen-Konkurrenz der „Volkszeitung“, über die an anderer Stelle
Malereien, deren Urheber im Wesentlichen Dichter gewesen
sind. (Aufsatz „Dichter als Maler“ von Dr. Fritz Adolf Hünich.)
In der Zeitschrift „Der Kunstwanderer“ berichten (S. 489 ff)
deren Herausgeber Adolph Donath über „Kunstwanderungen
in Baden“ und Lothar Brieger über „Das Alt Geraör Bildnis.“
(Maler E. Zetsche über die ehedem so ge-
priesenen Raffaelli-Stifte.) Ich habe eigentlich die
Raffaelli-Stifte in recht guter Erinnerung behalten, das
heißt ich habe mit denselben technisch nur gute Erfahrungen
gemacht. Die Farbe der nur mäßig zugespitzten Stifte saß er-
freulich körnig und lebendig auf der Leinwand, die an unzähligen
Stellen immer noch durchschimmerte; glattes, lebloses Hinstreichen
vermied sich von selbst. Das Ganze hatte, zumal in den Tiefen,
wohl nicht die volle Leuchtkraft der Oelfarbe, dafür aber einen
sehr vornehm wirkenden leicht gedämpften Gesamtton. Ein
späteres Hineinmalen fiel nicht störend heraus und es gab kein
„Einschlagen“, keinBlindwerden des Tones — ein ganz besonderer
Vorzug, da ja auch das Herausholen desselben durch die stets
Ed. Zetsche'
Soeben erschienen:
hoven
nössischen Bild
von
irr Frimmel
o
Notizen
o
die Büste Mancinis. (N.
jede Buchhandlung
om Verlag
>nig, Wien
Eugen Boros in New-Yo
„Cicerone“ (Leipzig, Verlag
Text, 28 Abbild-
Tafeln und drei
itionen. :: Grund-
idie des bekannten
:: Wertvolle Er-
seinerBeethoven-
lographie.
berichtet wurde. Die Sommer-Ausstellung bringt eine
mannigfache Auswahl neuer Arbeiten österreichischer Künstler.
Makart hat einmal nach Ant. E i n s 1 e kopiert. Dieses
höchst fesselnde Bild, das einerseits die breite Pinselführung
Makarts, andererseits die strenge Auffassung des älteren Meisters
erkennen läßt, stellt in etwas überlebensgroßer Figur den Erz-
herzog Karl dar, aufrecht neben einem Tisch stehend, auf
den der Dargestellte seine Rechte leicht aufstützt. Mit dem
linken Arm klemmt er den Generalshut ein. Das erwähnte Bild,
das für die Gemäldekunde von Bedeutung ist, befindet sich jetzt
in der Kunsthandlung W o 1 f r u m (Kohlmarkt 4).
Wieder bei Wolfrum, wo ich unlängst einen ganz einzigen
Italiener hohen Ranges studiert habe, über den ich freilich vor-
läufig Näheres mitzuteilen nicht ermächtigt bin, fiel mir auch
ein prächtiger Craesbeck auf, ein best erhaltenes Bildchen
(auf Eichenholz hoch 44, breit 35 5), das eine ältliche Frau an
einem Tisch sitzend darstellt. Tisch mit quergestreifter Decke,
auf der ein Zinnkrug und ein leeres Weinglas stehen und auf
einem Papierblatt aufgehäufte große Münzen liegen. An einer
Querleiste des Tisches in hellen Zügen das Monogramm C. B.
Es ist ein Werk von ungewöhnlich geschickter Mache im All-
gemeinen und von besonders guter Lichtführung. Das Tageslicht
fällt durch einen in Quadern aufgeführten Eingang von links
her in den sonst helldunklen Raum.
Ein Skizzenbuch von Casanoda mit kriegerischen Darstel-
lungen befindet sich in Wien bei Herrn Dr. Aug. Hey mann.
Nach dem Tode des Künstlers (1803) war es an Casanovas
Wirtschafterin gelangt, die es 1807 weiter gab. Dan
durch mehrere Hände, u. a. auch die des Malers I
mand, der 1852 die Herkunft der Skizzen in das Büc
eingetragen hat.
Im Züricher Kunsthaus ist die reichhalt
wertvolle Sammlung Coray-Stoop ausgestellt, die
Reihe bedeutungsvoller Gemälde enthält. Ein glänz
stattetes Verzeichnis der Bilder ist vor Kurzem vers
den. Ueber ein Porträt von Vittore-Belliniano au
1521 sandte ich eine ausführliche Besprechung n;
Zunächst deute ich nur an, daß es sich bei diesem E
wahrscheinlich um das Autoporträt des Künstlers h
1828 zu Paris in der Vente Francilon versteigert wor
komme in den Flugblättern noch eingehend auf Vitt
ano zurück, der zu den Lieblingsschülern Giovanni I
hört hat.
bedenklichen, verschiedenen Malmittel und Firnisse erspart blieb.
Diese Raffaelli-Bilder erlitten auch keinerlei Veränderung
durch Nachdunkeln oder Schmutzigwerdung — was ich etliche
Jahre hindurch recht ungestört in meinem Atelier beobachten
konnte. Denn das verehrliche Publikum schien meine Vorliebe
für die neue Technik nicht recht zu teilen; vielleicht vermißte
es den volleren Glanz der Oelbilder, vielleicht störte die ruppigere
Struktur. — Das alles ist aber merkwürdig lange her. Es kam
der Weltkrieg und dessen noch viel häßlichere Folgezeit, der
Zusammenhang mit der Malkultur des Westens ist gründlichst
zerrissen, die Raffaelli-Technik scheint heute vollkommen ver-
gessen. Ihre Bilder sind seitdem freilich verkauft, aber die Stifte
in ihren Papierhülsen sind längst versteinert. Sie waren übrigens
auch damals nicht bloß französisches Erzeugnis, sondern trugen
die wohlbekannte Etikette der Düsseldorfer Firma F. Schönfeld
& Co. Also: „made in Germany!
Der Maler 'Egger-Lienz erhielt vom Vt
Industriellen Tirols den Auftrag, die Räume der He
Gewerbekammer in Innsbruck mit sieben Wandge
schmücken (M. N. N. Ende Juli 1923).
Im laufenden Sommer wurde der weitbekan
Antonio Mancini zum Ehrenbürger von Neapi
De Versoli modellierte
31. Juli 1923.)
Aus der Sammlung
durch Gabr. v. Terey im
und Biermann) die Murillos abgebildet und besprach
Ein hervorragendes Bildnis von Friedr. Aug. 3
wird durch Georg Biermann veröffentlicht im „Cicen
Ueber Ingres schreibt Adolphe Basler in Bierti
cerone“ vom September laufenden Jahres.
Die J. J. Weber’sche Leipziger Illustrierte Ze
9- August 1. J. Nr. 4106 bringt Proben von Zeichn
Flugblätter für Gemäldekunde
Nr. 4
Wien. Im Kiinstlerhaus, dessen Besuch Einheimischen
und Fremden gerade jetzt wärmstens empfohlen werden kann,
ist eine große Sonderausstellung zu sehen, die uns das Schaffen
eines unserer hervorragenden Maler in übersichtlicher, eindring-
licher Weise vorführt und zwar das Schaffen von Eduard Kas-
par i d e s, dessen Beobachtung und Wiedergabe atmosphärischer
Erscheinungen noch zu wenig geschätzt ist. Die Beleuchtungs-
wirkungen, die er auf die Leinwand bringt, sind ganz außer-
ordentlich kühn und bei allem Stilisieren doch naturwahr, wie
die Sonnenscheiben am Himmel, die Spiegelungen im Wasser,
Beleuchtungen von Wolken und Landschaft und nicht zuletzt
ruhiger Mondschein, Mondhöfe. Ueberdies gewähren ältere
Arbeiten, wie z. B. das Hungerbild noch aus der Trenkwald-
schule, das Selbstbildnis aus der Münchener Zeit des Künstlers
und viele andere Werke mannigfacher Art einen dankenswerten
Ueberblick über Entwicklung dieses bedeutenden Talents. Für
andere Geschmacksrichtungen ist fesselnd und unterhaltend die
Ausstellung zur Erinnerung an Theo Z a s c h e und die Karika-
turen-Konkurrenz der „Volkszeitung“, über die an anderer Stelle
Malereien, deren Urheber im Wesentlichen Dichter gewesen
sind. (Aufsatz „Dichter als Maler“ von Dr. Fritz Adolf Hünich.)
In der Zeitschrift „Der Kunstwanderer“ berichten (S. 489 ff)
deren Herausgeber Adolph Donath über „Kunstwanderungen
in Baden“ und Lothar Brieger über „Das Alt Geraör Bildnis.“
(Maler E. Zetsche über die ehedem so ge-
priesenen Raffaelli-Stifte.) Ich habe eigentlich die
Raffaelli-Stifte in recht guter Erinnerung behalten, das
heißt ich habe mit denselben technisch nur gute Erfahrungen
gemacht. Die Farbe der nur mäßig zugespitzten Stifte saß er-
freulich körnig und lebendig auf der Leinwand, die an unzähligen
Stellen immer noch durchschimmerte; glattes, lebloses Hinstreichen
vermied sich von selbst. Das Ganze hatte, zumal in den Tiefen,
wohl nicht die volle Leuchtkraft der Oelfarbe, dafür aber einen
sehr vornehm wirkenden leicht gedämpften Gesamtton. Ein
späteres Hineinmalen fiel nicht störend heraus und es gab kein
„Einschlagen“, keinBlindwerden des Tones — ein ganz besonderer
Vorzug, da ja auch das Herausholen desselben durch die stets
Ed. Zetsche'
Soeben erschienen:
hoven
nössischen Bild
von
irr Frimmel
o
Notizen
o
die Büste Mancinis. (N.
jede Buchhandlung
om Verlag
>nig, Wien
Eugen Boros in New-Yo
„Cicerone“ (Leipzig, Verlag
Text, 28 Abbild-
Tafeln und drei
itionen. :: Grund-
idie des bekannten
:: Wertvolle Er-
seinerBeethoven-
lographie.
berichtet wurde. Die Sommer-Ausstellung bringt eine
mannigfache Auswahl neuer Arbeiten österreichischer Künstler.
Makart hat einmal nach Ant. E i n s 1 e kopiert. Dieses
höchst fesselnde Bild, das einerseits die breite Pinselführung
Makarts, andererseits die strenge Auffassung des älteren Meisters
erkennen läßt, stellt in etwas überlebensgroßer Figur den Erz-
herzog Karl dar, aufrecht neben einem Tisch stehend, auf
den der Dargestellte seine Rechte leicht aufstützt. Mit dem
linken Arm klemmt er den Generalshut ein. Das erwähnte Bild,
das für die Gemäldekunde von Bedeutung ist, befindet sich jetzt
in der Kunsthandlung W o 1 f r u m (Kohlmarkt 4).
Wieder bei Wolfrum, wo ich unlängst einen ganz einzigen
Italiener hohen Ranges studiert habe, über den ich freilich vor-
läufig Näheres mitzuteilen nicht ermächtigt bin, fiel mir auch
ein prächtiger Craesbeck auf, ein best erhaltenes Bildchen
(auf Eichenholz hoch 44, breit 35 5), das eine ältliche Frau an
einem Tisch sitzend darstellt. Tisch mit quergestreifter Decke,
auf der ein Zinnkrug und ein leeres Weinglas stehen und auf
einem Papierblatt aufgehäufte große Münzen liegen. An einer
Querleiste des Tisches in hellen Zügen das Monogramm C. B.
Es ist ein Werk von ungewöhnlich geschickter Mache im All-
gemeinen und von besonders guter Lichtführung. Das Tageslicht
fällt durch einen in Quadern aufgeführten Eingang von links
her in den sonst helldunklen Raum.
Ein Skizzenbuch von Casanoda mit kriegerischen Darstel-
lungen befindet sich in Wien bei Herrn Dr. Aug. Hey mann.
Nach dem Tode des Künstlers (1803) war es an Casanovas
Wirtschafterin gelangt, die es 1807 weiter gab. Dan
durch mehrere Hände, u. a. auch die des Malers I
mand, der 1852 die Herkunft der Skizzen in das Büc
eingetragen hat.
Im Züricher Kunsthaus ist die reichhalt
wertvolle Sammlung Coray-Stoop ausgestellt, die
Reihe bedeutungsvoller Gemälde enthält. Ein glänz
stattetes Verzeichnis der Bilder ist vor Kurzem vers
den. Ueber ein Porträt von Vittore-Belliniano au
1521 sandte ich eine ausführliche Besprechung n;
Zunächst deute ich nur an, daß es sich bei diesem E
wahrscheinlich um das Autoporträt des Künstlers h
1828 zu Paris in der Vente Francilon versteigert wor
komme in den Flugblättern noch eingehend auf Vitt
ano zurück, der zu den Lieblingsschülern Giovanni I
hört hat.
bedenklichen, verschiedenen Malmittel und Firnisse erspart blieb.
Diese Raffaelli-Bilder erlitten auch keinerlei Veränderung
durch Nachdunkeln oder Schmutzigwerdung — was ich etliche
Jahre hindurch recht ungestört in meinem Atelier beobachten
konnte. Denn das verehrliche Publikum schien meine Vorliebe
für die neue Technik nicht recht zu teilen; vielleicht vermißte
es den volleren Glanz der Oelbilder, vielleicht störte die ruppigere
Struktur. — Das alles ist aber merkwürdig lange her. Es kam
der Weltkrieg und dessen noch viel häßlichere Folgezeit, der
Zusammenhang mit der Malkultur des Westens ist gründlichst
zerrissen, die Raffaelli-Technik scheint heute vollkommen ver-
gessen. Ihre Bilder sind seitdem freilich verkauft, aber die Stifte
in ihren Papierhülsen sind längst versteinert. Sie waren übrigens
auch damals nicht bloß französisches Erzeugnis, sondern trugen
die wohlbekannte Etikette der Düsseldorfer Firma F. Schönfeld
& Co. Also: „made in Germany!
Der Maler 'Egger-Lienz erhielt vom Vt
Industriellen Tirols den Auftrag, die Räume der He
Gewerbekammer in Innsbruck mit sieben Wandge
schmücken (M. N. N. Ende Juli 1923).
Im laufenden Sommer wurde der weitbekan
Antonio Mancini zum Ehrenbürger von Neapi
De Versoli modellierte
31. Juli 1923.)
Aus der Sammlung
durch Gabr. v. Terey im
und Biermann) die Murillos abgebildet und besprach
Ein hervorragendes Bildnis von Friedr. Aug. 3
wird durch Georg Biermann veröffentlicht im „Cicen
Ueber Ingres schreibt Adolphe Basler in Bierti
cerone“ vom September laufenden Jahres.
Die J. J. Weber’sche Leipziger Illustrierte Ze
9- August 1. J. Nr. 4106 bringt Proben von Zeichn