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Fontenelle, Bernard Le Bovier; Gottsched, Johann Christoph
Herrn Bernhards von Fontenelle, der königl. pariser Akademie der Wissenschaften beständigen Secretärs, und der französ. Akademie daselbst Mitgliedes, Auserlesene Schriften: nämlich von mehr als einer Welt, Gespräche der Todten, und die Historie der heydnischen Orakel — Leipzig, 1766 [VD18 14344734]

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https://doi.org/10.11588/diglit.31779#0562

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Historie von den
wie er saget, vor Zeiten zwo Priesterinnen, oftmals auch
drey nöthig gewesen, damals aber eine einzige schon zuläng-
lich war. Er gesteht im übrigen, daß die Orakel in Böo-
tien selten wären, welches doch vormals eine sehr fruchtbar«
Mutter derselben gewesen war.
Alles dieses beweist zwar das Aufhören einiger Orakel,
und die Abnahme etlicher andern; nicht aber das gänzliche
Ende aller und jeder: welches doch nach der gemeinen
Meynung unumgänglich vonnöthen wäre.
Ferner war das delphische Orakel zu jNutarchs Zeiten
noch nicht so sehr in Verfall gerathen. Denn er selbst be-
richtet uns in einem andern Tractate, daß der Tempel da-
selbst prächtiger wäre, als man ihn jemals gesehen hatte;
daß man einige alte Gebäude wieder hergestellec hätte, wel-
che durch die Länge der Zeit baufällig geworden, und einige
neue ausgeführet hätte; ja daß man ein kleines Städtchen
da fände, so allmählig nahe bey Delphis entstanden wäre;
und welches seine Nahrung von hieraus zöge, wie ein klei-
ner Baum, der aus der Wurzel eines großem hervorschießt:
und daß diese kleine Stadt viel merkwürdiger und wichtiger
geworden wäre, als sie vor tausend Jahren gewesen.
Aber selbst in diesem Gespräche von Orakeln, welche
aufgehöret, saget Demetrius aus Sicilien, einer von den
redenden Personen: daß vor dem Anfänge seiner Reisen,
die Orakel desAmphilochus undMopsus, in seinem Va-
terlande so sehr als jemals geblühet; in der Zeit aber, als
er abwesend gewesen, wüßte er in der That nicht, was ih-
nen begegnet seyn könnte. Da sieht man nun, was man in
diesem Tractate pkmarchs findet: auf welchen uns doch,
wer weis wie viel gelehrte Leute verweisen, wenn sie behau-
pten wollen, daß die Orakel zu Christi Zeiten aufgehöret.
Hier giebt mein Scribent vor: man habe sich auch bey
einer Stelle aus dem 2tcn Buche Cicerons, vom Wahr-
sagen, sehr merklich versehen. Cicero spottet eines Ora-
kels, welche? Apollo dem s)yrrhus auf lateinisch sollte ge-
geben haben, als ihn derselbe, wegen des Krieges wider
die
 
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