Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (4.1929)

Kunstgewerbeschule

Gläser von Prof. Haertel

Hand hervor. Sie ist auf ihrem Gebiete eine der Meister bedeutsame Entwicklungsphasen der künst-
wenigen überzeugenden Begabungen. lerischen Gestaltung unserer Zeit in sich begreift,

Jo Vinecky, Bildhauer von Hause, hat vor kurzem wird sie selbst ein Spiegelbild der Kämpfe und
die Tischlerei übernommen. Von ihm werden wert- Spannungen der Zeit. Wie stark die inneren Spannun-
voile Anregungen zu erwarten sein. Er ist ein be- gen im Hause manchmal sein mögen, sie bedürfen
geisterter Verehrer der Technik. Auf der Werkbund- keiner Entschuldigung, ebensowenig wie das Leben
ausstellung wird man etwas von ihm sehen. selbst.

Zuletzt nenne ich, gewissermaßen um denen den Der Umstellungsprozeß im Lehrplan, die Neuein-
Vortritt zu lassen, die der „Form" nicht so nahe richtung von Werkstätten machen die Enge des Hau-
stehen, unsere Architekten Adolf Rading und Hans ses fühlbar. Es ist ja eigentlich nur eine Fassade
Scharoun. Sie sind in der Tat Lehrer dieser Akade- mit ein paar Meisterateliers dahinter. Man sollte die
mie, obwohl ihr Wirken in Berlin weit stärker fühlbar Akademie erweitern oder neu aufbauen. Es würde
ist als in Breslau. Aber das liegt, bei Gott, nicht an sich lohnen. Diese Schule, die seit Poelzig und
ihnen. Sie können nichts dafür, daß man sie in Schle- Endeil und seit vier Jahren unter Moll einen star-
sien so gut wie nichts bauen läßt. Es hat schon ken Aufschwung genommen hat, ist die Basis für
einer Werkbundausstellung bedurft, damit sie in die künftige künstlerische Neuorientierung des Lan-
Breslau auch einmal zu Worte kamen. des. Sie ist unsere Hoffnung. Ihr gehört unsere

Eine Akademie wie diese ist mehr als eine Brut- ganze Liebe,
anstalt für Zeichenlehrer. Indem sie im Werke ihrer A. Rothenberg

Medaille

Th. von Gosen

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