Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0392
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Lauterbach, Heinrich: Plan einer schlesischen Kunst- und Gewerbehalle
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PLAN EINER SCHLESISCHEN KUNST- UND
GEWERBEHALLE
Dr. Riezler hat in Heft Nr. 7/29 der „Form" den Ge-
danken eines neuen, aktiv ins Leben eingreifenden
Museumsbetriebes entwickelt.
Es ist sicherlich kein Zufall, daß eine sehr ähn-
liche Idee schon 21/2 Jahre vor der Veröffentlichung
Dr. Riezlers — wovon dieser sicher keine Kenntnis
besaß — von dem Breslauer Kaufmann Adolf
Rothenberg für Breslau entwickelt wurde. Breslau
bedarf zweifelsohne viel eher einer solchen Ausstel-
lungs-Organisation als Berlin, wo ohnedies alle be-
deutsamen Erscheinungen zeitgenössischen Lebens
anzutreffen sind. Die ersten Schritte zur prakti-
schen Verwirklichung sind bereits getan. Ein Kreis
von Künstlern und kunstinteressierten Persönlich-
keiten hat zur Durchführung den Verein „Schlesi-
sche Kunst- und Gewerbehalle" gegründet. Die
Stadt Breslau hat ein in bester Verkehrslage gelege-
nes Gelände am Schnittpunkt der Schweidnitzer
Straße mit dem Stadtgraben zur Verfügung gestellt.
Scharoun hat für das vielseitige, von Rothenberg
entwickelte Programm der Halle einen sehr inter-
essanten Vorentwurf aufgestellt, dessen Grundrisse
wir nachstehend veröffentlichen.
Im Vordergrund des Programms steht der Aus-
stellungsgedanke. Die Haupträume des I. Oberge-
schosses sollen in erster Linie für Kunstausstellun-
gen dienen, während das Erdgeschoß in Passagen
aufgelöst ist, deren Schaufenster Ausstellungen von
qualitativ ausgesuchten Erzeugnissen der Industrie
und des Handwerks aufnehmen sollen. Auf beiden
Gebieten sollen ständig wechselnde Ausstellungen
das Breslauer Publikum mit allen Neuerscheinungen
bekanntmachen.
Das kulturelle Programm wird ergänzt durch musi-
kalische Vorführungen, Theater-Matineen, Vorträge
aller Art u. a.
In den Obergeschossen sind Klubräume vorge-
sehen, um das geistige und kulturelle Leben Bres-
laus gesellschaftlich zu stützen.
Die Säle des Hauses mit Nebenräumen können für
Kongresse zur Verfügung gestellt werden und dürf-
ten infolge ihrer günstigen Lage hierfür bestens ge-
eignet sein.
Im Erdgeschoß wird ein Treffraum eingerichtet
neben einem Verkehrsbüro.
Ein großes, dreistöckiges Restaurant mit Kaffee
wird allen Bedürfnissen der Besucher der Halle ge-
nügen und bei Kongreßveranstaltungen in den Sälen
usw. die Bewirtschaftung übernehmen.
Im Souterrain nach dem Stadtgraben zu ist ein
Kabarett gedacht, das höchsten Ansprüchen genügt.
Zum Arbeitsprogramm des Vereins gehört eine
großzügige Arbeitsvermittelung für Künstler, Ge-
brauchsgraphiker, Architekten usw. an Hand einer
Kartothek im Sekretariat der Halle. Die Kartothek
soll vom interessierten Publikum ohne jede Ver-
pflichtung eingesehen werden können, damit es sich
orientieren und seine Wahl treffen kann.
Die Kunstausstellungen werden kostenlos jeder-
mann zugänglich sein; geschäftliche Gewinne aus
kulturellen Veranstaltungen sollen vermieden werden.
Die Rentabilität ist durch Vermietung der Passagen-
schaufenster und durch Pacht des Restaurants so-
wie des Verkehrsbüros ausreichend gesichert.
Eine Erschwerung der Entwurfsarbeit bedeutete
die Lage des von der Stadt zur Verfügung gestellten
Platzes hinter dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Die
Terrasse des Denkmals ist in den Entwurf sehr ge-
schickt einbezogen worden.
Die Verwirklichung dieses Projektes ist einer der
dringenden Wünsche aller Kreise, die sich in Breslau
um die Hebung des kulturellen Niveaus des Ostens
bemühen. H. Lauterbach
Souterrain
330
GEWERBEHALLE
Dr. Riezler hat in Heft Nr. 7/29 der „Form" den Ge-
danken eines neuen, aktiv ins Leben eingreifenden
Museumsbetriebes entwickelt.
Es ist sicherlich kein Zufall, daß eine sehr ähn-
liche Idee schon 21/2 Jahre vor der Veröffentlichung
Dr. Riezlers — wovon dieser sicher keine Kenntnis
besaß — von dem Breslauer Kaufmann Adolf
Rothenberg für Breslau entwickelt wurde. Breslau
bedarf zweifelsohne viel eher einer solchen Ausstel-
lungs-Organisation als Berlin, wo ohnedies alle be-
deutsamen Erscheinungen zeitgenössischen Lebens
anzutreffen sind. Die ersten Schritte zur prakti-
schen Verwirklichung sind bereits getan. Ein Kreis
von Künstlern und kunstinteressierten Persönlich-
keiten hat zur Durchführung den Verein „Schlesi-
sche Kunst- und Gewerbehalle" gegründet. Die
Stadt Breslau hat ein in bester Verkehrslage gelege-
nes Gelände am Schnittpunkt der Schweidnitzer
Straße mit dem Stadtgraben zur Verfügung gestellt.
Scharoun hat für das vielseitige, von Rothenberg
entwickelte Programm der Halle einen sehr inter-
essanten Vorentwurf aufgestellt, dessen Grundrisse
wir nachstehend veröffentlichen.
Im Vordergrund des Programms steht der Aus-
stellungsgedanke. Die Haupträume des I. Oberge-
schosses sollen in erster Linie für Kunstausstellun-
gen dienen, während das Erdgeschoß in Passagen
aufgelöst ist, deren Schaufenster Ausstellungen von
qualitativ ausgesuchten Erzeugnissen der Industrie
und des Handwerks aufnehmen sollen. Auf beiden
Gebieten sollen ständig wechselnde Ausstellungen
das Breslauer Publikum mit allen Neuerscheinungen
bekanntmachen.
Das kulturelle Programm wird ergänzt durch musi-
kalische Vorführungen, Theater-Matineen, Vorträge
aller Art u. a.
In den Obergeschossen sind Klubräume vorge-
sehen, um das geistige und kulturelle Leben Bres-
laus gesellschaftlich zu stützen.
Die Säle des Hauses mit Nebenräumen können für
Kongresse zur Verfügung gestellt werden und dürf-
ten infolge ihrer günstigen Lage hierfür bestens ge-
eignet sein.
Im Erdgeschoß wird ein Treffraum eingerichtet
neben einem Verkehrsbüro.
Ein großes, dreistöckiges Restaurant mit Kaffee
wird allen Bedürfnissen der Besucher der Halle ge-
nügen und bei Kongreßveranstaltungen in den Sälen
usw. die Bewirtschaftung übernehmen.
Im Souterrain nach dem Stadtgraben zu ist ein
Kabarett gedacht, das höchsten Ansprüchen genügt.
Zum Arbeitsprogramm des Vereins gehört eine
großzügige Arbeitsvermittelung für Künstler, Ge-
brauchsgraphiker, Architekten usw. an Hand einer
Kartothek im Sekretariat der Halle. Die Kartothek
soll vom interessierten Publikum ohne jede Ver-
pflichtung eingesehen werden können, damit es sich
orientieren und seine Wahl treffen kann.
Die Kunstausstellungen werden kostenlos jeder-
mann zugänglich sein; geschäftliche Gewinne aus
kulturellen Veranstaltungen sollen vermieden werden.
Die Rentabilität ist durch Vermietung der Passagen-
schaufenster und durch Pacht des Restaurants so-
wie des Verkehrsbüros ausreichend gesichert.
Eine Erschwerung der Entwurfsarbeit bedeutete
die Lage des von der Stadt zur Verfügung gestellten
Platzes hinter dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Die
Terrasse des Denkmals ist in den Entwurf sehr ge-
schickt einbezogen worden.
Die Verwirklichung dieses Projektes ist einer der
dringenden Wünsche aller Kreise, die sich in Breslau
um die Hebung des kulturellen Niveaus des Ostens
bemühen. H. Lauterbach
Souterrain
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