Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit (4.1929)

DAS FLACHDACH IN FRANKREICH

Auch in Frankreich gibt es Gegner des Flach- dach jedoch nicht geführt. Es gibt hier noch

dachs, denn auch hier gibt es Freunde der „Hei- keinen Stadtratskandidaten, der aus ihm eine

matstile". Man braucht nur in die Badeorte der Wahlparole gemacht hat (wie in Frankfurt), aus

Normandie oder des Pays-basque zu fahren, um dem einfachen Grunde, weil der Einfluß der jun-

zu sehen, wie die fünfgeschossigen Hotels sich gen Architekten noch nicht bis in offizielle Stel-

mit einem Bauernhausdach bekrönen. In Dieppe, lungen vorgedrungen ist. Sogar wenn dies der

wo die alten Gebäude gar nicht im ländlichen, Fall wäre, würde wohl kaum ein öffentlicher

sondern im städtischen Stil der jeweiligen Kampf um die Frage entstehen. Der Franzose

Epoche gebaut sind, wurde vor zwei Jahren eine macht nicht aus allem eine Weltanschauungs-

Fischhalle errichtet, in der mächtige Eisenbeton- theorie und läßt in ästhetischen Dingen jedem

binder ein dreifach vergrößertes, normännisches Bauherrn seine Freiheit — zum Schaden der

Heuschoberdach tragen! So erbittert wie in Städtebilder vielleicht, aber sicher zum Nutzen

Deutschland wird der Kampf gegen das Flach- der freien Entwicklung des neuen Bauens.

Terrasse in der
Rue Mallet Stevens,
Paris

Architekt Mallet Stevens,
1927

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