Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0643
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Wohnung und Werkraum
DOI article:Ein modernes Gehöft
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WOHNUNG UND WERKRAUM
EIN MODERNES GEHÖFT
Fritz Roder hat für die Breslauer Werkbund-
ausstellung „Wohnung und Werkraum" die Anlage
für Haus- und Wirtschaftsgebäude eines bäuerlichen
Betriebs mittlerer Größe geschaffen. Die Abteilung
„Werkraum" erhielt damit wohl ihr wichtigstes,
sicherlich aber ihr regional bedeutsamstes Glied:
Breslau ist der Vorplatz riesiger landwirtschaftlicher
Gebiete und vor allem Mittelpunkt einer Provinz, in
der die bäuerliche Siedlung in Zukunft fraglos an Be-
deutung gewinnen wird. Roder verzichtete in allen
Teilen auf das angeblich unerläßliche ländliche Sen-
timent, er entwickelte seine Anlage rein funktionell
aus Zweckmäßigkeit und Praxis, stellte sie in erster
Linie grundrißlich auf Arbeitsersparnis ein. Leichte
Bewirtschaftung, Übersehbarkeit, Elastizität in der
Gestaltung jedes einzelnen Wirtschaftsraums waren
die grundrißlich, höchste Ausnutzung technischer
Hilfsmittel die baulich bestimmenden Faktoren. Es
erwies sich die Beibehaltung der üblichen Verbin-
dung von Wohnhaus mit Stall- und Scheunengebäude
als vorteilhaft, freilich in einer wesentlich modifi-
zierten, den Grundsätzen moderner Wirtschafts-
hygiene gemäßen Form. Ein Mitteltrakt, der dem
Wohnhaus Milch- und Waschküche, dem Stall Fut-
terküche und Vorplatz mit eigenem Ausgang zuord-
net, trennt und verbindet gleichzeitig Wohnung und
Stall.
Wichtigster Vorzug des Gesamtplans ist die Aus-
schaltung des enormen Kraftverschleißes durch das
tägliche Hin und Her. Wichtig unter vielen bemer-
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EIN MODERNES GEHÖFT
Fritz Roder hat für die Breslauer Werkbund-
ausstellung „Wohnung und Werkraum" die Anlage
für Haus- und Wirtschaftsgebäude eines bäuerlichen
Betriebs mittlerer Größe geschaffen. Die Abteilung
„Werkraum" erhielt damit wohl ihr wichtigstes,
sicherlich aber ihr regional bedeutsamstes Glied:
Breslau ist der Vorplatz riesiger landwirtschaftlicher
Gebiete und vor allem Mittelpunkt einer Provinz, in
der die bäuerliche Siedlung in Zukunft fraglos an Be-
deutung gewinnen wird. Roder verzichtete in allen
Teilen auf das angeblich unerläßliche ländliche Sen-
timent, er entwickelte seine Anlage rein funktionell
aus Zweckmäßigkeit und Praxis, stellte sie in erster
Linie grundrißlich auf Arbeitsersparnis ein. Leichte
Bewirtschaftung, Übersehbarkeit, Elastizität in der
Gestaltung jedes einzelnen Wirtschaftsraums waren
die grundrißlich, höchste Ausnutzung technischer
Hilfsmittel die baulich bestimmenden Faktoren. Es
erwies sich die Beibehaltung der üblichen Verbin-
dung von Wohnhaus mit Stall- und Scheunengebäude
als vorteilhaft, freilich in einer wesentlich modifi-
zierten, den Grundsätzen moderner Wirtschafts-
hygiene gemäßen Form. Ein Mitteltrakt, der dem
Wohnhaus Milch- und Waschküche, dem Stall Fut-
terküche und Vorplatz mit eigenem Ausgang zuord-
net, trennt und verbindet gleichzeitig Wohnung und
Stall.
Wichtigster Vorzug des Gesamtplans ist die Aus-
schaltung des enormen Kraftverschleißes durch das
tägliche Hin und Her. Wichtig unter vielen bemer-
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