Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0095
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Architekturfotos
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ARCHITEKTURFOTOS
Es gibt heute schon sehr schöne Fotos von moderner Architektur, so
daß man oft seine helle Freude an den sauberen Aufnahmen haben kann. Die
Spezialfotografen haben auch allmählich gelernt, bei der Aufnahme und bei der
Herstellung der Drucke darauf zu achten, daß die Werte beim Klischeedruck
bestehen bleiben. Denn der Autotypiendruck ist immer noch die beste Repro-
duktionsmöglichkeit für Architektur, weil er entgegen anderen Druckverfahren
die räumlichen Werte des Bildes ebenso klar wiedergibt wie die Fotografie. Bei
fast allen anderen Druckverfahren verschwindet der Raum und die Tiefe und
es entstehen mehr malerische Bilder. Der Autotypiendruck bleibt bei guter Vor-
lage und gutem Druck nicht in der Fläche, sondern gibt sofort die Vorstellung der
Raumtiefe. Er stellt somit heute für sach-
liche Wiedergabe von Architektur und,
wenn es einem nicht auf Bildwirkung, son-
dern auf klare Darstellung des Baues als
räumliches Gebilde ankommt, die beste
Möglichkeit dar.
Aber dennoch tritt bei der heutigen Archi-
tekturfotografie eine Gefahr zutage, der
die Fotografen fast alle mehr oder minder
stark erliegen, und nicht nur die Fotogra-
fen, sondern auch die Architekten, die ihre
Bauten fotografieren lassen. Diese Gefahr
hängt mit der modernen Entwicklung der
Fotografie zusammen und gerade deshalb
soll an dieser Stelle darauf hingewiesen
werden. Denn allzu meist ist der Fotograf
zu sehr darauf bedacht, aus seiner Foto-
grafie ein gutes und interessantes Bild zu
machen. Die Wirkung der Aufnahme als
interessante Darstellung und interessanter
Ausschnitt ist ihm wichtiger als eine klare
und sachliche Darstellung des Objekts.
Noch stärker tritt dieser künstlerische Ehr-
geiz des Fotografen bei modernen Aufnah-
men von Gegenständen zutage, bei denen
das Bestreben zu erkennen ist, einen mög-
lichst interessanten Blickpunkt zu wählen,
um ein Stilleben, in etwas anderer Art aller-
dings wie früher, aufzunehmen. So tritt
auch in der Architekturfotografie, beson-
ders bei Aufnahmen von Details, eine Art
krampfhafter Monumentalisierung des Ob-
jekts zutage. Wenn es sich dabei nur um
Herstellung einer Fotografie handelt, so ist
das etwas ganz anderes als ob die Foto-
grafie nur Mittler des Eindrucks des Ob-
jekts sein soll, ob eine Fotografie oder
besser eine Serie von Fotos eine möglichst
genaue Vorstellung von dem Bau geben soll.
Es sollen und können hier keine Vor-
schriften gegeben werden, nur einige Fin-
gerzeige und Hinweise könnten doch in
einem Zeitpunkt wichtig sein, wo die Foto-
grafie zu sehr ins Künstlerische entgleitet.
Der Fotograf und der Architekt sollten sich
Aus Bruno Taut „Ein Wohnhaus"
Franckhsche Verlagshandlung Haus des Bürgermeisters in Würzen
W. Keller & Co., Stuttgart Architekt Albrecht Jaeger, Breslau
Es gibt heute schon sehr schöne Fotos von moderner Architektur, so
daß man oft seine helle Freude an den sauberen Aufnahmen haben kann. Die
Spezialfotografen haben auch allmählich gelernt, bei der Aufnahme und bei der
Herstellung der Drucke darauf zu achten, daß die Werte beim Klischeedruck
bestehen bleiben. Denn der Autotypiendruck ist immer noch die beste Repro-
duktionsmöglichkeit für Architektur, weil er entgegen anderen Druckverfahren
die räumlichen Werte des Bildes ebenso klar wiedergibt wie die Fotografie. Bei
fast allen anderen Druckverfahren verschwindet der Raum und die Tiefe und
es entstehen mehr malerische Bilder. Der Autotypiendruck bleibt bei guter Vor-
lage und gutem Druck nicht in der Fläche, sondern gibt sofort die Vorstellung der
Raumtiefe. Er stellt somit heute für sach-
liche Wiedergabe von Architektur und,
wenn es einem nicht auf Bildwirkung, son-
dern auf klare Darstellung des Baues als
räumliches Gebilde ankommt, die beste
Möglichkeit dar.
Aber dennoch tritt bei der heutigen Archi-
tekturfotografie eine Gefahr zutage, der
die Fotografen fast alle mehr oder minder
stark erliegen, und nicht nur die Fotogra-
fen, sondern auch die Architekten, die ihre
Bauten fotografieren lassen. Diese Gefahr
hängt mit der modernen Entwicklung der
Fotografie zusammen und gerade deshalb
soll an dieser Stelle darauf hingewiesen
werden. Denn allzu meist ist der Fotograf
zu sehr darauf bedacht, aus seiner Foto-
grafie ein gutes und interessantes Bild zu
machen. Die Wirkung der Aufnahme als
interessante Darstellung und interessanter
Ausschnitt ist ihm wichtiger als eine klare
und sachliche Darstellung des Objekts.
Noch stärker tritt dieser künstlerische Ehr-
geiz des Fotografen bei modernen Aufnah-
men von Gegenständen zutage, bei denen
das Bestreben zu erkennen ist, einen mög-
lichst interessanten Blickpunkt zu wählen,
um ein Stilleben, in etwas anderer Art aller-
dings wie früher, aufzunehmen. So tritt
auch in der Architekturfotografie, beson-
ders bei Aufnahmen von Details, eine Art
krampfhafter Monumentalisierung des Ob-
jekts zutage. Wenn es sich dabei nur um
Herstellung einer Fotografie handelt, so ist
das etwas ganz anderes als ob die Foto-
grafie nur Mittler des Eindrucks des Ob-
jekts sein soll, ob eine Fotografie oder
besser eine Serie von Fotos eine möglichst
genaue Vorstellung von dem Bau geben soll.
Es sollen und können hier keine Vor-
schriften gegeben werden, nur einige Fin-
gerzeige und Hinweise könnten doch in
einem Zeitpunkt wichtig sein, wo die Foto-
grafie zu sehr ins Künstlerische entgleitet.
Der Fotograf und der Architekt sollten sich
Aus Bruno Taut „Ein Wohnhaus"
Franckhsche Verlagshandlung Haus des Bürgermeisters in Würzen
W. Keller & Co., Stuttgart Architekt Albrecht Jaeger, Breslau