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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Reitz, Adolf: Das Echo des Werkbund-Programms für die Internationale Ausstellung "Die neue Zeit"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0712

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RUNDSCHAU

1932

DAS ECHO DES WERKBU N D-PROGRAM MS

FÜR DIE INTERNATIONALE AUSSTELLUNG „DIE NEUE ZEIT"

(Vgl. „Die Form", Nummer 15, 16, 20 und 21)

Die Tatsache, daß die Internationale Werkbund-
Ausstellung 1932 sich bewußt von der bisherigen
Ausstellungs-Politik abwendet und sich durch eine
schöpferische Idee und durch wirtschaftlich und
sozial produktives Bauen sowie durch eine erfolg-
reiche Konzentration der Wirtschaftskräfte und
durch die freiwillige Zusammenarbeit von Städten
wie Köln, Frankfurt, Stuttgart auszeichnet, und die
andere Tatsache, daß gemäß der Pariser Konvention
für das internationale Ausstellungswesen Deutsch-
land während eines ganzen Jahrzehnts sich auf
diese Kölner Unternehmung beschränken und kon-
zentrieren kann, — diese Tatsachen haben zu einer
einmütigen Aufnahme des ersten Entwurfs des Aus-
stellungsprogramms geführt, selbst in den Kreisen,
die dem bisherigen Ausstellungswesen mit Recht
kritisch und skeptisch gegenüberstehen. Das wird
durch alle Äußerungen bestätigt, die auf die Bres-
lauer Werkbundtagung und auf die Veröffentlichung
des Programms (im Heft 15 der „Form" vom
1. August 1929) während der seither verflossenen
drei Monate sich beziehen.

Das Deutsche Ausstellungs- und Messeamt, das
alle Spitzenverbände der Wirtschaft zusammen-
faßt (Reichsverband der Industrie, Industrie- und
Handelstag, Reichsverband des Groß- und Übersee-
Handels, Hauptgemeinschaft des Einzelhandels,
Reichsverband des Handwerks, Landwirtschaftsrat)
hat — ebenso wie der Verband Rheinischer In-
dustrieller — das Programm an alle Mitglieder ver-
sandt (zusammen rund 2500) und ausgesprochen,
daß es „mit großem Vergnügen davon Kenntnis ge-
nommen und zu Form und Inhalt aufrichtige Wünsche
ausspricht".

Über die prinzipiell zustimmenden und praktisch
fördernden Erklärungen der zuständigen Reichs-
minister ist schon berichtet worden: sie werden sich
bei der definitiven Beschlußfassung der Reichs-
regierung bei der Etatsberatung auszuwirken ha-
ben. Auch der Außenminister Dr. Stresemann hat
sich noch aus seinem letzten Urlaub schriftlich ge-
äußert, verschiedene vorhergegangene Besprechun-
gen bestätigt, seinerseits Anregungen in Aussicht
gestellt und ausgesprochen: „Ich habe den geplan-
ten Aufbau, die den ganzen Kosmos umfassende
Gruppen-Einteilung mit außerordentlichem Interesse
aufgenommen und hoffe, daß seine Verwirklichung
der Idee ihres Schöpfers nicht nachstehen wird."

Nächst dem Reichskabinett wird der Reichs-
tag das letzte Wort haben: auch aus ihm liegen
bereits Erklärungen vor, die sich in der Formulierung
eines Parteiführers zusammenfassen lassen, der
schreibt: „Ich habe immer den Standpunkt vertreten,
daß es bei allen heutigen Ausstellungen darauf an-
kommt, die notwendige Verminderung ihres Umfan-
ges nicht dadurch herbeizuführen, daß man denStoff
beschränkt, sondern daß man den Stoff einer Ten-
denz unterwirft. Ich wünsche den besten Erfolg."

Dem entsprechen auch die Äußerungen der ge-
samten Presse, von rechts nach links:

BERLIN

Der Tag: Professor Dr. Jäckh legte die Ziele
dieser Schau dar: sie will bewußt hinausgehen über
das Gebiet, auf das sich der Werkbund bisher be-
schränkte; es soll „Die neue Zeit" an sich dar-
gestellt werden, es soll gezeigt werden, daß der
Mensch sich heute anders fühlt und anders empfin-
det, daß er andere Formen der Gestaltung gewonnen
hat — und es soll dieses Gestaltwandelnde sinnfällig

gemacht, bejaht, gefördert werden..... Es verdient

hervorgehoben zu werden, daß die Bresläuer Werk-
bundversammlung diesen Plan in seiner ganzen gei-
stigen Weite und in seiner Verantwortlichkkeit sehr
wohl begriff und in vollem Verstände bejahte. Und
man muß sagen, daß sich sehr viel innerhalb des
Werkbundes geändert hat, daß sehr viel Unterneh-
mungsgeist und Jugend in die Reihen der Mitglieder
eingedrungen ist, wenn dieser Plan in seiner Thema-
tik einstimmig gebilligt wurde. ... Die Stadt Köln
will als Ausstellungsobjekte eine internationale Woh-
nungssiedlung, eine Reihe von Schulen, eine Zentral-
markthalle — und den gewaltigen Neubau der Uni-
versität vollenden: Großbauten, die zugleich Aus-
stellungsobjekte sein sollen. Im übrigen will man
sich auf eine möglichst strenge Sichtung des Ma-
terials im Interesse der Prägnanz beschränken. Von
ganz besonderer Bedeutung waren die Erklärungen,
die der Oberbürgermeister von Stuttgart und die Be-
auftragten der Städte Mannheim und Frankfurt ab-
gaben; sie sind bereit, ihre eigenen, für dieses Jahr
geplanten Ausstellungen der Kölner Ausstellung
unterzuordnen, sie entweder anzugliedern oder Pa-
rallel-Ausstellungen in gemeinsamen Rahmen zu ver-
anstalten. Ja, Frankfurt will sein Goethe-Jahr in
engster Beziehung zu der Ausstellung feiern — ge-

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