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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Fuchs, Siegfried: Zur Lage der Handbuchbinderei innerhalb der Buchproduktion der Gegenwart
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Maurus, Marc: Zu einem Bildbuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0678

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keiten, die auszuschöpfen bisher kaum versucht
worden ist.

In Betracht kämen dabei etwa Papp-, Leinen-,
Halbpergament und vielleicht Halbfranzbände;
Arbeiten, die höchstens 4 bis 10 Mark kosten
dürften und zu diesem Preis bei schärfster Kal-
kulation und Ausnutzung der durch die Organisa-
tionsform des Handwerks gegebenen Vorteile
(Heranziehen der Lehrlingsarbeit, Genossen-
schaftswesen usw.) auch zu machen wären. Es
ist wohl kaum zu optimistisch gesehen, wenn man
annimmt, daß es eine ganze Anzahl von Men-
schen gibt, die gewillt sind, für Bücher, die ihnen
besonders wertvoll sind, einen solchen Betrag
auszusetzen. Sehr zu begrüßen wäre es, wenn
man sich in Deutschland endlich auch entschlie-
ßen könnte, die meisten Druckwerke einfach bro-
schiert herauszugeben, wie das in England und
Frankreich fast allgemein üblich ist, und dann
den Besitzer darüber entscheiden zu lassen, ob
er sich die Ausgabe für eine Bindung machen
will. Ein Teil der so erzielten Ersparnis an Her-
stellungskosten könnte für die Verwendung bes-
seren Papieres beim Druck benutzt werden und
dem broschierten Exemplar etwa durch aus-
schließliche Anwendung von Fadenheftung bei

steifer Kartonierung eine Haltbarkeit verliehen
werden, die der maschinell regelrecht gebunde-
ner Bücher in nichts nachstehen müßte.

Es braucht wohl nicht besonders erwähnt zu
werden, daß der Handbuchbinder auch bei dem
Vollziehen einer solchen Umstellung nicht auf
ausgesprochen teuere Arbeiten zu verzichten
hätte, sofern er Absatzmöglichkeiten für sie ge-
boten bekommt. Nur sollte er sich hüten zu ver-
gessen, daß der Bucheinband immer vorwiegend
zwecklich bedingtes Gebilde bleiben wird und
unter keinen Umständen als willkommenes Ob-
jekt, sich „künstlerisch" auszutoben, betrachtet
werden kann. Die Linie, die der Buchbinder bei
seiner Arbeit innezuhalten hat, ist ihm klar vor-
gezeichnet, wenn er die notwendigsten wirt-
schaftlichen Erwägungen anstellt. Es ist nichts
verloren, wenn die kritische Lage von ihm erkannt
und in ihren Wurzeln angegriffen wird und alles
gewonnen, wenn er sich entschließen kann, die
Erfüllung seiner Aufgabe auch in der Gestaltung
schlichtester Dinge zu sehen, da gerade die Viel-
heit dieser kleinen Dinge das Bild unserer Umge-
bung und damit unser eigenes Abbild oft viel
entscheidender beeindruckt als eine vereinzelt
stehende große Leistung. Siegfried Fuchs

ZU EINEM BILDBUCH

Wir veröffentlichen gern diese Vorrede zu einem geplanten Buch, weil die darin niedergelegte Idee eng mit dem Thema dieses Heftes
zusammenhängt. Die organische Reihung von Fotografien in einem Bildbuch, die Einstellung auf einen fast filmischen Ablauf mit Spannung
und Höhepunkten ist eine Forderung, die sich aus der Auffassung ergibt, daß die Betrachtung eines Buches ebenso wie das Lesen ein
Erlebnis in zeitlichem Ablauf ist.

Vor fünf Jahren noch war Fotografie künstliche
Kunstnachäffung; vor zwei Jahren noch waren
Bücher aus Reproduktionen künstlerischer Fotogra-
fie neu und Wagnis. Heute unterscheiden wir Kunst
und Künstler des Lichtbilds so differenziert wie
solche des gemalten oder modellierten Werkes;
Bildbücher wägen wir auf sehr feiner ästhetischer
Goldwage: Ist dies Thema ein Bildbuch wert? Eignet
sich hierzu dieser Bildner? Hat er den Gegenstand
seiner Wahl umgriffen, ausgeschöpft und durch-
leuchtet: ist seine Arbeit mit dem Licht gleich-
wertig der mit Linse und Chemikalie; überwiegt
das Gedankliche oder das Technische seiner
Schöpfung; ist ein Organismus entstanden, ein
— Kunstwerk; und wieviel gilt dessen gedruckte
Vervielfältigung? Künstler standen auf, Erfüllun-
gen, — Probleme.

Dies Buch, ein Städtebuch, richtiger das Buch
einer bestimmten Stadt, beansprucht, die Lösung
einer Frage zu sein, die mit dem ersten Bildbuch

schon zu glimmen begann. Sie brennt, seitdem es
diese Dinge gibt: ein Fotobuch von Halligen (Renger-
Patzsch) und eines von Berlin (Sasha Stone), den
Bildfilm „Sinfonie der Großstadt" und den Tonfilm
„Melodie der Welt" (beide von W. Ruttmann). Renger
schuf intuitiv das erste Bildbuch epischen Cha-
rakters von einer Landschaft; Stone dokumen-
tierte bildlich zum erstenmal die Zivilisation des
Stadtwesens Berlin; Ruttmanns erster Film, ent-
sprechend klangbegleitet, ging daran, eine Groß-
stadt optisch-musikalisch aufzurollen; sein
Weltreisefilm zog gültige Querschnitte durch
die menschliche Gesellschaft. Die Zusammenstel-
lung darf nicht befremden: Film kann schnell ge-
blättertes Buch sein, Bildbuch dafür Filmessenz;
beides ist erst nach der Sicht des letzten Bildes
ein Ganzes, ein Gesicht. Doppeldeutiges Wort, das
die Tendenz enthält: Gesichter entstanden, Ge-
sichte wollen werden! Gesichte nicht in verblase-
ner Symbolik, aber Gesichte bestimmter Landschaft,

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