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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Die Mutteruhr der Reichsbahn
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Reinhardt, ...: Billige moderne Möbel im Handel
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0620

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DIE MUTTERUHR

DER REICHSBAHN

So sieht die Uhr aus, nach der alle Bahnhofsuhren
gestellt werden. Sie hängt auf dem Schlesischen
Bahnhof in Berlin. Im Zeitalter der Technik und des
modernen Verkehrs ist dieses Präzisionsinstrument
eine höchst merkwürdige Erscheinung, besonders
wenn man die ausgezeichneten Uhren nach dem
Entwurf von Hermann Esch, Mannheim, auf den vor-
hergehenden Seiten gesehen hat und die vorbildlich
klaren Uhren auf einigen Bahnhöfen, besonders auf
den größeren sächsischen, kennt. Sie erinnert sehr
an die viel abgebildete Dampfmaschine mit antiken
Architekturformen im Deutschen Museum, bei der
auch die technische Form schamhaft durch das, was
man damals unter Kunst verstand, verbrämt ist.

Foto: Keyston & View Co.

BILLIGE MODERNE MÖBEL IM HANDEL

Im Osten Berlins, in einer für diesen Stadtteil
typischen Wohngegend, liegt die Berliner Tischler-
fachschule, die kürzlich in Professor Spannagel-
Karlsruhe einen neuen Leiter erhalten hat. Die
Schule hat zusammen mit dem Bezirksamt Fried-
richshain eine Ausstellung veranstaltet, die sehr
billige und formal gute Möbel zeigt. Man findet dort
die Griesserschen W. K.-Möbel, Möbel von Hausrat
Gildenhall, Thonet-Stühle und ganz billige Möbel
nach Entwürfen von Professor Spannagel. Die
Preise für die Zimmereinrichtungen bewegen sich
zwischen 500 und 800 Mark. Außerdem sind sämt-
liche Möbel auf Abzahlung zu haben. Wichtig ist,
daß diese Ausstellung auch wirklich von den Leuten,
die dort in der Gegend wohnen, stark besucht wird.
Diese Veranstaltung ist von Bedeutung, vielleicht ge-
lingt es wirklich allmählich, durch ähnliche Ausstel-
lungen dem Arbeiter die Vorteile dieser einfachen
Möbel klarzumachen.

In dem Berliner Abzahlungsgeschäft Feder im
Norden hat Gropius eine Ausstellung konsequent

moderner Innenräume veranstaltet, teils aus Breuer-
schen Stahlmöbeln, teils aus Thonetstühlen, teils
aus den Schneckmöbeln der Deutschen Werkstätten
und einigen Kramer-Möbeln bestehend. Die Auf-
machung ist ganz ausgezeichnet. Alles, Fußboden-
belag, Vorhänge, Wandbespannung, ist auf Teilzah-
lung zu kaufen. Nimmt man als dritte Tatsache hinzu,
daß Ferdinand Kramer in Frankfurt der Firma Julius
Obernzenner die Herstellung und den Verkauf seiner
Typenmöbel übertragen hat und daß sie dort stark
gefragt werden, so zeigt sich, daß es doch allmählich
gelingt, für moderne Typenmöbel eine breitere
Käuferschicht zu finden. Denn solange nur ein ganz
kleiner Kreis von Interessierten sich diese Dinge
kauft, sind sie nicht das geworden, was sie eigent-
lich sein sollten. Es scheint gerade jetzt kein Grund
zu sein, so schwarz zu sehen wie Hermann Heuss
in seinen Ausführungen über den Katalog einer
Berliner Firma für Tischlerbedarf in Nr. 18 der
„Form".

Reinhardt

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