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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Dammerstock-Siedlung
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Der Vertrieb guter Waren
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Bauwirtschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0653

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DAMMERSTOCK-SIEDLUNG

In dem Katalog der Ausstellung, für den Kurt
Schwitters, Hannover, verantwortlich zeichnet und
auf dessen Organisation und Ausgestaltung wir in
der nächsten Nummer noch zurückkommen, legt Otto
Haesler, Celle, in einem kurzen Aufsatz „Grundsätz-
liches zum Wohnproblem" folgende allgemeine For-
derungen für die Bebauung eines Geländes mit
Wohnbauten nieder:

„Die vorteilhafteste Besonnung, Belichtung und
Belüftung der Räume, die vorteilhafteste Erschlie-
ßung des Geländes stehen im Interesse erhöhter
Volksgesundheit im Vordergrund. „Kein Raum ohne
Sonne!" genügt nicht mehr, es ist vielmehr zu prä-
zisieren: Schlafräume nur Vormittagssonne, Wohn-

räume mindestens Nachmittagssonne, besser Vor-
mittags- und Nachmittagssonne. In städtebaulicher
Beziehung gilt die Forderung: die Grünflächen und
Parkanlagen bis an die Wohnungen heranziehen, so
daß zu dem inneren Luftraum der Wohnungen auch
ein entsprechender äußerer Luftraum hinzukommt.

Auch die Wohnfunktion hat in erster Linie auf all-
gemeine Forderungen Rücksicht zu nehmen: richtige
Bemessung der Räume mit größter und bequemster
Nutzungsmöglichkeit, richtige Lage der Räume zu-
einander und deren Ausstattung mit allen tech-
nischen Neuerungen derZeit, wie zentrale Beheizung,
Kalt- und Warmwasserversorgung, Waschgelegenheit
mit fließendem Wasser und anderes mehr."

DER VERTRIEB GUTER WAREN

Wir haben kürzlich in einer Bemerkung zu einer
Zuschrift von Hermann Heuss „Der Dienst am Kun-
den" in Heft 18 darauf aufmerksam gemacht, daß es
heute auf vielen Gebieten gewerblicher Erzeugung
Firmen gibt, die lediglich gute, moderne Waren her-
stellen oder bei denen zum mindesten der Schwer-
punkt der Erzeugung auf der Gestaltung moderner
Waren liegt. Es ist ohne Zweifel von mindestens
ebenso großer Wichtigkeit, daß es auch Verkaufs-
und Vertriebsgelegenheiten gibt, die sich ausschließ-
lich dem modernen Qualitätserzeugnis widmen. Es
ist nicht nur für den gelegentlichen Käufer, sondern
sogar für den Fachkenner heute schwierig, sich dau-
ernd auf dem laufenden zu halten und die besten
modernen Erzeugnisse zu kennen. Als der Deutsche
Werkbund im Jahre 1916 das „Deutsche Warenbuch"
herausgab, hat er deshalb gleichzeitig als Vertriebs-
organisation die „Dürerbund-Werkbund-Genossen-
schaft" gegründet, die ausschließlich die im Waren-
buch gezeigten vorbildlichen Qualitätswaren umge-
setzt hat. Es ist bedauerlich, daß es wegen vieler
Schwierigkeiten noch nicht gelungen ist, mit der
Herausgabe eines neuen Warenbuches gleichzeitig
Stellen zu finden oder einzurichten, die moderne
Qualitätserzeugnisse führen, entweder ausschließ-
lich oder getrennt von den übrigen Waren. Aber
sehr zu begrüßen wäre es, wenn aus Industrie und

Handel heraus von selbst das Bedürfnis entstünde,
solche Verkaufsstellen zu schaffen.

Aus der richtigen Erkenntnis heraus, daß es Ver-
kaufsstellen geben muß. die den Architekten und den
privaten Käufer bei seinen Anschaffungen und Käu-
fen in modernem Sinne beraten und gleichzeitig nur
erprobte, im fortschrittlichen Sinn gestaltete Waren
und Geräte verkaufen, ist in Dresden das Unterneh-
men „Architekturbedarf" entstanden, angegliedert
an eine Verkaufsstelle „Neue Kunst Fides", die
moderne kunstgewerbliche Erzeugnisse führt. Die
Abteilung „Architekturbedarf" beweist durch die
Auswahl konsequent moderner Typen eine gute Ge-
sinnung, wie sie auch in der Verkaufsstelle „Neue
Kunst Fides" zum Ausdruck kommt. Vertrieb und
Beratung erstrecken sich auf Bauelemente, Be-
leuchtungsanlagen, Wäschereianlagen, Typenmöbel,
Beschläge, Öfen.

Das Wirken dieser Firma, hauptsächlich in
Sachsen, ist sehr verdienstlich, und wir halten es
für unsere Pflicht, hierauf hinzuweisen, vor allem
aus der Erkenntnis heraus, daß für die Ausbreitung
der neuen Gesinnung und für den Absatz guter, mo-
derner Waren solche Stellen, wenn sie von einsich-
tigen und moderngesinnten Unternehmern geleitet
werden, von großer Bedeutung sind.

BAUWIRTSCHAFT

Bankgebäude.

In vielen Städten des Reiches wird jetzt und in
nächster Zeit der Bau von Bankgebäuden zur Diskus-
sion gestellt. Sie haben eine besondere Funktion, die
ihnen erhebliche Auswirkung auf die gesamte bauliche
Gestaltung von Stadtmittelpunkten verleiht; natürlich
ist auch hier die Wechselwirkung klar: große Bank-
gebäude weroen zunächst dort entstehen, wo die
Aufgaben einer Bank zu lösen sind; sind sie aber
erst da, so wirken sie wiederum als Kristallisations-

punkte und ziehen diejenigen Wirtschaftskörper an,
die den täglichen Verkehr mit der Bankenzentrale
brauchen, also in erster Linie den Großhandel, die
kleineren Spezialbanken, sodann die Industriever-
waltungen.

In gesteigertem Maße gilt das naturgemäß für die
großen Institute in der Reichshauptstadt, die sich
räumlich und baulich — der Börse benachbart — in
einem Bankenviertel zusammengefunden
haben und damit den natürlichen Kern der Berliner
City bilden. Am östlichen wie am westlichen Rande

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